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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Monte Carlo kommen würden. Niarchos, Onassis und die vielen anderen. Grace lud Niarchos nie zu sich ein. Sie sagte: »Die billigen Griechen, die in Monaco einkaufen wollen. Was ist ihr Ziel? Wollen die Monaco ganz besitzen? Aber das wird ihnen nicht gelingen. Sie dürfen schon kaufen, nur nicht zuviel.« Wir haben viel gelacht. Auch ich, obwohl ich auf Niarchos Yacht Wochen verbracht hatte.
    Grace war gegen den Einfluss von Geld. Sie erkannte die Gefahr, dass Monte Carlo griechischem oder arabischem Einfluss zu stark ausgesetzt wurde. »Die Araber können in die Casinos gehen und hohe Einsätze spielen, aber sie dürfen nicht investieren.« Eine intelligente, clevere und wunderschöne Fürstin, die genau wusste, wer kontrolliert werden musste und wo Gefahren für ihre Heimat lauerten. Sie wehrte auch erfolgreich die italienische Mafia ab. Vor dem schwarzen Geld hatte sie große Angst. »Die Schlüsselfrage ist doch«, sagte sie, »woher das Geld kommt. Nein danke, darauf verzichten wir.«
    Einmal habe ich mich in einem Nachtclub in Monte Carlo unmöglich benommen. Eine Woche später ließ mir Grace von ihrer Tochter Caroline ausrichten, dass ich Landesverbot erhalten würde, wenn ich nicht lernte, mich zu benehmen. Oh, là, là, sie konnte auch eine strenge Landesmutter sein. Und sie war eine ernstzunehmende Freundin, die mich in einem solchen Zustand nicht erleben oder davon hören wollte. Das war eine deutliche Warnung: »Komm nicht nach Monaco in diesem skandalösen Zustand. Wenn du dich so auffuhrst, kann ich dich nicht mehr sehen.« Sie hatte recht.
    Das gab mir zu denken, Arbeit lenkte mich ab. Zu meinem ersten Film, den ich in meiner Heimat Österreich drehte,stand ich 1973 in Wien vor der Kamera. Für das Partner-Wechselspiel »Der Reigen« von Arthur Schnitzler. Ich freute mich aus zwei Gründen ganz besonders auf die Dreharbeiten. Erstens war es das Theaterstück eines berühmten Landsmannes von mir, zweitens führte ein großer österreichischer Theatermann die Regie: Otto Schenk. Und meine Kollegen hatten Namen von Rang und Klang: Senta Berger, Maria Schneider aus »Der letzte Tango in Paris«, Peter Weck, Gertraud Jesserer, Sydne Rome, Michael Heltau, Helmut Löhner und Erika Pluhar, deren Namen ich aus persönlichen Gründen immer wie »Blut hart« aussprach.
    Schnitzlers Fähigkeit, die Menschen zu durchschauen, besonders in ihren erotischen Sehnsüchten und Leidenschaften, imponiert mir kolossal. Nie offenbart sich der Mensch so sehr wie vor, während und nach dem Sex. Besonders damals vor 70 Jahren, als es steif und pseudobürgerlich zuging. Die Herrschaften taten, als machten sie es nicht wirklich, und ließen auch gar keine lustvolle Stimmung aufkommen – aber wehe, sie wurden losgelassen. Hinter dem Rücken der feinen Gesellschaft wurde Böses getuschelt. Eine verlogene Gesellschaft, die Schnitzler ohne Pardon in seinem Werk entlarvt.
    Sex stellte ich mit Sydne Rome dar, mit der ich das ersteMal 1971 in »II Bacio della Scorpione« unter der Regie von Duccio Tessari in Santo Domingo gedreht hatte. Ich trieb es während der Filmarbeiten zum »Reigen« nur zu gern mit Sydne Rome, die ich auf einem Esstisch vernaschen musste – nicht nur zur Freude des Filmteams. Sydne war eine süße Frau, sie puschte mich richtig auf. Ich war bereit zum Bumsen. Ihr Mann war schrecklich eifersüchtig und schaute wachsam zu. Die Szene war mehr als filmreif, wurde beinahe lebensecht. Es fehlte nicht viel, so sehr animierte mich Sydne.
    So etwas kann schon mal passieren. Wir Schauspieler sind auch nur Menschen. Wenn man aufgeheizt wird, sind wir Männer nicht aus Stein. Dann geschieht das Unvermeidliche. Uns geht der Instinkt durch – und die Wirklichkeit verloren. Warum sonst verlieben sich auf dem Set die Partner so oft ineinander? Wie Liz Taylor und Richard Burton, wie Vanessa Redgrave und Franco Nero oder Senta Berger in den Regisseur Michael Verhoeven. Die Storys werden zum eigenen Leben. Der Partner, sonst wohlerzogen und liebenswert, jetzt ein Scheißkerl, wie er im Drehbuche steht. Die Schlampe, eine feine Dame der Gesellschaft im richtigen Leben, erträgt während der monatelangen Dreharbeiten keine Ordnung. Einfach ekelhaft!
    Senta Berger und ich verstanden uns auf Anhieb. Auch sie vernaschte ich nach dem Drehbuch. Eine tolle Schauspielerin. Wir fielen natürlich sofort in unsere Heimatsprache und freundeten uns an. Für sie war es vollkommen unverständlich, dass man in der Presse solche

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