Ich. Die Autobiographie
sondern machte mich lieber mit der Kultur des Underground vertraut. Ich besuchte zum Beispiel das In-Musical »Sitartha«. Ein Skandal in Amerika. Die Künstler zeigten ihre Schwänze und wurden auf der Bühne im Körperspiel aktiv. Ich hätte gerne selber mitgemacht. Luchino, der ausnahmsweise mitgekommen und mit mir in der ersten Reihe saß, war schockiert. Ich wurde eben progressiv.
Als weitere große Einrichtungsaktion nach dem Haus meiner Eltern in Salzburg, dem für Luchino und mich in Castelgandolfo und meinem Reich in der Via Frattina in Rom empfand ich mein erstes eigenes Haus. Das Grundstück dazu kaufte ich 1971 in Kitzbühel vom Schauspieler Adrian Hoven, vermittelt von der ersten Frau von Dietmar Schönherr, einer Betrügerin und der besten Freundin von Hetty Auersperg. Ein zauberhaftes Fleckchen Erde. Außerhalb von Kitzbühel auf der Sonnenseite in der Höhe von Schloss Lebenberg. Den ganzen Tag gab es keinen Schatten. Der schönste Hügel überhaupt.
Das Haus entwarf ich ganz allein. Es wurde wie ein Chalet konstruiert mit doppelten Fenstern und großen Klinikbadewannen, 120 Liter pro Wanne. Im zweiten Stock befand sich ein Gästezimmer mit vier Doppelstockbetten und einem riesigen Tisch in der Mitte. Auf der ersten Etage waren mein Schlafzimmer, ein Bad und noch ein Gästeraum für intime Freunde. Im Parterre eine Gästetoilette und eine riesige Küche, aus der ging es in einen wunderschönen Salon, der den Blick auf den Hahnenkamm freigab.
Dieser Salon war in einen Hang gebaut und ständig lichtdurchflutet. Der Ausblick war wie gemalt. Riesensofas ausLeinen mit überschwenglichen Zeichnungen darauf. Keine Bauernmöbel, keine Bauernmalerei, sondern der warme Look der Provence, klassisch modern. Eine eigene Bodenheizung, die mit großen Toscanafliesen bedeckt war, verströmte Gemütlichkeit. Ich ließ einen Teil von dem berühmten römischen Innenarchitekten Mantovani entwerfen. Luchino beriet mich bei der Wahl der Architekten und bei ihren Vorschlägen. Die Fenster ließ er aus Florenz kommen. Mit unsichtbaren Fäden versehen, damit sie bei den unterschiedlichen Temperaturen nicht anlaufen. Davor typische Tiroler Fensterläden, die von außen geschlossen wurden. Im Chalet eine Alarmanlage. Oben drauf eine Dachheizung, damit der Schnee schmelzen konnte. Alles in allem ein Wahnsinn, dachten und sagten die Tiroler Architekten.
In der tiefer gelegenen Garage befand sich neben dem Skiabstellraum, dem Wasch- und Trockenraum eine finnische Sauna mit anschließender Dusche. Einzig original österreichisch war ein Türmchen auf meinem Besitz. Obendrauf ein Hahn auf dem Kopf. Der rief auch nicht wie ein ordentlicher Wetterhahn »Kikeriki«, stattdessen ließ ich eine Kassette mit »Hämorrhoidiiie« einbauen. Später plante ich einen Swimmingpool.
1973 verkaufte ich mein Chalet an Franz Beckenbauer. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Kosten waren enorm und meine Freizeit viel zu kurz, um diesen Besitz entsprechend zu nutzen. Vermieten wollte ich mein Haus nicht. Unter keinen Umständen. Für die Ausgaben, die monatlich entstanden, konnte ich jedes Jahr wie ein Gott in St. Moritz vier Wochen fürstlich im Palace leben.
In Kitzbühel engagierte ich für meine kurzen Ferien einen eigenen Koch, der für meine Gäste sorgte. Die vielen Freunde von mir wünschten ständige Bewirtung. Damit er auch mal schlafen konnte, bin ich eingesprungen und habe panierteServietten in der Pfanne angebraten, um sie als Schnitzel zu servieren. Ein großer Erfolg, den ich sogar im Nachtclub »Drop In« für Udo Jürgens, Marisa Berenson, Valentino und Gigi Rizzi wiederholte. Mit dem gleichen Erfolg. Sie fanden meine Kochkunst einfach toll.
Meine Einrichtungsnostalgie konnte ich in einem fünften Domizil für meine Freundin Florinda Bolkan in Cortina d’Ampezzo unter Beweis stellen. In ihre Wohnung packte ich mein Faible für Art déco, etwas Kitsch, kombiniert mit viel Holz, Parkett und Leinen. Der Chaletstil als Grundtenor. Sie war begeistert von meinem Liebesdienst, der mich oft in meinem Leben über Wochen beschäftigen kann. Ich richte einfach gerne ein. Gegen den Strich. Gegen sämtliche Richtungen.
Viel für meine Vorstellung von Einrichtungen und Design lernte ich von David Higgs, der damals für die englische Königsfamilie im Buckingham Palace arbeitete, ein Riesensnob.
Bald nachdem ich Luchino kennengelernt hatte, luden mich Aristoteles Onassis und Maria Callas auf die Yacht »Christina« ein. Mit
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