Ich. Die Autobiographie
ihrer Sucht nach Klatsch. Onassis ließ extra in einsamen Buchten schippern, damit bloß niemand wegen der Figur seiner Geliebten erblindete.
Ari war ein charmanter Mann, aber auch ein großer Weiberheld. Und so endeten viele Gespräche zwischen Maria und ihm oft in lauten Streitereien, weil er mal wieder mit Florinda geflirtet oder zuwenig Zeit für seine Lebensgefährtin gehabt hatte. Dieser große Grieche war sehr zartfühlend, aber auch cholerisch. Und böse. Dann war er sehr gemein zu Maria. Hatte er geschäftliche Probleme, musste sie als Blitzableiter herhalten. Wie Skorpione eben sein können. Nach seinem Sternzeichen hatte er auch die Insel benannt: Scorpius. Aber nach seinen Ausbrüchen konnte er wieder reizend sein und schien alles vergessen zu haben.
Privat war Maria überhaupt keine Diva. Sie liebte Klatsch und Small talk. Dafür hatte sie extra Franco Rossellini eingeladen, der als Filmproduzent in Rom den aktuellen Klatsch aus der Szene wusste und als Jet-setter die neuesten Paarverbindungen kannte. Beide steckten gerne ihre Köpfe zusammen. Sie liebte das Gequatsche. Wollte soviel wie möglich über Intimitäten anderer Leute erfahren. Sogar von Leuten, die sie gar nicht persönlich kannte. Eine Klatschbase!
Luchino und ich sahen das damalige griechische Traumpaar oft in Paris. Als Maria die »Medea« in Rom unter der Regie von Pasolini drehte, kamen beide zum Essen in die ViaSalaria. Marias Traum war eine zweite Traviata unter Luchino. Aber er wollte nicht, weil ihre Stimme schon etwas gelitten hatte. Als guter Freund riet er ihr von den Kreuzfahrten bei Onassis ab. Eine Sünde bei ihrer Stimme. Das Meer, so sagte Luchino, müsse sie unbedingt meiden, weil salzige Luft immer der Stimme schadet. Wie auch die Zugluft. Leider schützte sich Maria nicht wie Pavarotti mit einem Schal. Ich verstehe bis heute nicht, warum sie nicht aufgepasst hat. Mich liebte sie abgöttisch. Fragte täglich, was ich brauchte. Was mir fehlte. Sie schwärmte für Spaghetti, Risotto, Nachspeisen und alles, was dick macht. Aber auf dem Boot achtete sie auf ihre Linie. Fisch, Langusten, Muschelsuppen standen auf dem Speiseplan.
So unberührt und malerisch habe ich die Ägäis nicht wieder erlebt. Drei Wochen Erholung pur, weg von der Hektik, auf einem paradiesischen Flecken Erde. Mein einziges Problem in der gesamten Zeit war: Was sollte ich am Abend anziehen? Egal, was ich aus meinen vielen Koffern hervorholte, Florinda und ich sahen immer aus wie die Kesslerzwillinge in Gelb, Rot, Türkis oder anderen grellen Farben. Ansonsten ähnelte sie eher Jane Rüssel und ich Marilyn Monroe. Wir trugen sozusagen ganze Wände voller Schrankkoffer auf. Als wir abflogen, ließen wir unseren ganzen St.-Tropez-Kram zurück und nahmen Koffer voller Geschenke von Ari mit.
Nach unseren Scorpius-Ferien passierte ein furchtbarer Unfall, eine griechische Tragödie für Aristoteles Onassis. Sein Sohn Alessandro stürzte mit dem Flugzeug ab. Auch er war auf der Yacht erwartet worden, geschäftlich allerdings leider verhindert gewesen. Danach zog Ari sich aus dem Jet-set zurück.
Ari war als Kerl sehr attraktiv. Das kann ich bestätigen. Mit Florinda und mir ging er oft nackt schwimmen. Sein Abschiedsgeschenk an Maria Callas war ein eigener Öltanker, der kostbare Fracht durch die Welt transportierte. Damit verdiente sie ein Vermögen. Allein ihr Schmuck, den sie von ihm bekommen hatte, muss Millionen wert gewesen sein. Dazu kommt noch die Eigentumswohnung in der vornehmen Pariser Avenue Foche, die sie mit einer Mischung aus neapolitanischem und Visconti-Look mit alten Meistern an den Wänden und einer großzügigen Stoffauswahl ohne jede Modernität eingerichtet hatte. Ari und Maria, das endete als tragische Geschichte, die wieder einmal zeigt, dass Geld nicht alles ist. Die spätere Heirat mit Jackie Kennedy war von beiden Seiten aus reine Berechnung. Das sprach sich in meinen Kreisen schnell herum. Ari erkaufte sich mit der Ehe steuerliche Vorteile in Amerika, Jackie wurde mit einem Vermögen entlohnt. Dass sie, vertraglich genau geregelt, mit ihm ins Bett gehen musste, ließ sie sich natürlich auch aufs vergnüglichste vergüten.
Sein Konkurrent Stavros Niarchos war so ganz anders als Aristoteles – und doch wieder nicht. Durch meine Freundin Elène d’Estenville, die in Monte Carlo, London, Paris und Marbella lebte, lernte ich Philippe, Spiro und Maria Niarchos kennen. Die Kinder waren oft zu Gast in der Villa von Elène in Cap Martin.
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