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Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
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Der Ort liegt zehn Minuten von Monte Carlo entfernt. Bis zum Krieg gehörte das Cap, das mal eine englische Kolonie war, noch zu Monaco, dann wurde es französisch. Der Vater von Elène war der beste Freund von Winston Churchill, der auch ein Haus in Cap Martin besaß. Wie Max Grundig, Gianni Agnelli und Hélène Rochas. Ich wohnte jeden Sommer in der Mitte der siebziger Jahre bei Elène. Wir waren eine junge Clique, die Clique von Stavros Niarchos und Rochas waren die Alten, die sich im »Hotel de Paris« trafen. Wir und sie blieben jeweils unter sich. Sie gingen ins Casino spielen, wir machten Boogie-Woogie, Rock ’n’ Roll. Mit dem Privatjet flogen wir, wohin wir wollten.
    Als Philippe Niarchos von Papi eine 20-Meter-Yacht geschenkt bekam, fuhren wir damit nach St. Tropez, Nizza, Cannes. Oder nach Valauris, um dort Picassos in dessen Manufaktur zu kaufen, die damals noch seine Teller, Fliesen, Vasen und Krüge anbot. Außerdem ist Valauris weltberühmt für seine Parfumessenzen. Also wurde auch massenweise Parfum mitgenommen. Vor allem »L’heure bleu« von Guerlain und »Tuberose« von Floris London.
    Eine Einladung auf die Yacht von Philippes Vater, Stavros Niarchos, zu bekommen, war ein großes Kompliment – und ein schwieriges Unternehmen für alle, die es an Bord drängte. Stavros stand auf Elène, die Witwe war. Ich bat sie scherzhaft, doch etwas nachzugeben, damit wir zur Jungfernfahrt aufs Boot kommen würden und nicht die Clique um Stavros mit Hélène Rochas, Hélène Rothschild und der Vicomtesse de Ribes, einer Jet-setterin aus Paris, die heute noch die schönsten Feste macht. Stavros war Witwer, seine zweite Frau, Eugenia, war unter etwas mysteriösen Umständen gestorben.

In jeder Kabine ein alter Meister und Sojabohnen im Bidet
     
     
     
    Das Wundersame geschah. Die Jungfernfahrt auf seiner nagelneuen Yacht »Atlantis« fand mit uns statt. Ein dolles Ding: 138 Meter lang, Kabinen mit Marmorbädern, die Armaturen an Badewanne und Dusche aus Messing, pflaumenweiche Handtücher und Bademäntel von Porteaux. Jede Kabine war nach einem berühmten Maler benannt. Und selbstverständlich hing in der Chagall-Kabine ein echter Chagall an der Wand, in der Klee-Kabine ein echter Klee, in der Picasso-Suite ein echter Picasso, in der Renoir-Kabine ein echter Renoir und in der Van-Gogh-Kabine ein echter van Gogh. JedeKabine war in den Farben des Bildes eingerichtet. Ein Wahnsinn, dieser Luxus.
    Im Vergleich zur »Atlantis« war die »Christina« von Onassis eine Miniaturausgabe. Zwar auch mit allem erdenklichen Luxus, aber eine Nussschale neben der Niarchos-Arche. 32 Angestellte kümmerten sich rund um die Uhr um uns und das Schiff. Ein Butler war zuständig für zwei Kabinen, der auf das leiseste Zeichen erschien. Das komfortable Kino zeigte die neuesten Filme, die extra eingeflogen wurden. Eine Irrsinnseinrichtung im echten Zebralook, die Kinosessel wie aus dem Flugzeug, ebenso die Aschenbecher, einfach alles. In einer Lounge gleich neben dem Kino traf man sich zu den Cocktails. An den Wänden ein riesiger Elvis von Andy Warhol.
    Unter Deck wohnte und arbeitete die Mannschaft, dort war auch die Küche. Wir wohnten in unseren Kabinen im ersten Stock. Stavros Niarchos darüber in einem Appartement von der Größe eines Saals, in dem wir vor dem Dinner unseren Drink einnehmen konnten. Der Niarchos-Salon war ausgelegt mit einem weißen Spannteppich, die Möbel waren in Dunkelblau und Weiß gehalten. An den Wänden eine unbeschreibliche Bildergalerie mit van Goghs und und und. Bilder, wie in einem schwer bewachten Museum. Mittendrin der großzügige Kamin. Ich war sprachlos.
    Es gab einen Helikopter mit entsprechendem Landeplatz. Vier Riva-Schnellboote, kleine »Cigarettes«, und ein venezianisches Boot mit Vorhängen vor den Fenstern für die Damen, damit die Abendkleider, Frisuren und Diamanten nicht vom Salzwasser angespritzt werden konnten. Ein chinesischer und ein französischer Koch bereiteten jeden Abend erlesene Köstlichkeiten, im Speisesaal wurden mindestens sechs Gänge serviert. In Philippes großzügiger Kabine mit einer Riesenantenne für den Fernseher und die Stereoeinrichtung trafen wir uns oft nach dem Dinner auf einen letzten Drink.
    Das Hinterdeck wurde tagsüber versenkt für den eigenen Swimmingpool, damit wir nicht mühsam die Stiegen zum Meer runterlaufen mussten. Die »Atlantis« war so groß, dass sie nur im Sporting-Club in Palma de Mallorca und in Monte Carlo vor Anker gehen konnte.

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