Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich. Die Autobiographie

Ich. Die Autobiographie

Titel: Ich. Die Autobiographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Berger , Holde Heuer
Vom Netzwerk:
Tag. Auch an diesem im Schneideraum und im Hotel. Während er mit den anderen ein Glas Champagner trank, fiel er einfach um. Ohnmächtig. Ein Gehirnschlag. In Rom herrschte – typisch Italien! – unglücklicherweise Ambulanzstreik. Erst zwei Stunden später wurde er in die Klinik eingeliefert, weil ihn die Militärambulanz als Notfall abholte. Aber es war spät. Die Blutungen hatten sich fatalerweise im Gehirn ausgebreitet, schon das Sprachzentrum blockiert. Sie lähmten eine Körperhälfte.
    Ich befand mich zu der Zeit in Paris zu einer Kostümprobe bei Dior für den Film »Die Gefräßigen« unter der Regie von Sergio Gobbi, mit dem ich auch »Der letzte Tanz des blonden Monsters« gedreht hatte. »Die Gefräßigen« ist ein Thriller um die Macht des Geldes. Ich spielte einen Croupier der die Gewinner der Spielabende bestiehlt. Mit dabei Françoise Fabian. An diesem verhängnisvollen Tag erhielt ich kurz nach meiner Rückkehr ins Hotel »St. Régis« die Nachricht, dringend Marc Bohan, den Modeschöpfer von Dior, zurückzurufen.
    »Helmut, bist du bereit?« Ich habe noch heute seine Stimme im Ohr. »Ich muss dir etwas Schreckliches sagen.« Ich antwortete: »Natürlich. Nun rede schon.« Meine erste Reaktion war ganz sachlich. Souverän packte ich die Koffer und ging an die Hotelbar. Dort traf ich Lauren Bacall, mit der ich ein paar Whiskys trank, um auf die erste Frühmaschine nach Rom zu warten. Mir war gar nicht klar, was passiert war. Ich verdrängte meine Ängste um Luchino und betäubte sie mit Alkohol.
    Betrunken kam ich in Rom an. Ich fuhr direkt in die Klinik »Flavia«, um dort der gesamten Visconti-Familie in die Arme zu laufen. Sie ließ mich nicht zu ihm. Gemeinsam machten sie Front gegen mich, verboten mir, Luchino zu sehen. Die anderen gingen bei ihm ein und aus, aber zu mir sagten sie: »Du, Helmut, nicht!« Das werde ich der Familie nie verzeihen.
    Zum ersten Mal verlor ich meine Beherrschung und brüllte ihnen in die verschlossenen Gesichter, dass ich ebenfalls seine Familie sei, dass ich helfen will und niemand mich daran hindern könnte. Auch sie nicht. Selbstverständlich fand ich einen Weg zu Luchino. Er sah mich, erkannte mich, drückte meine Hand. Ich küsste ihn, erklärte, dass ich nach Paris zu den Dreharbeiten zurückmüsste, mich aber um alles kümmern würde. Er nickte. Am Wochenende, versprach ich ihm, wollte ich wieder an seinem Bett sein. Er verstand mich und schlief ein.
    In Paris setzte ich mich gleich mit Romy Schneider in Verbindung, denn ihr Bruder Wolfgang war Chef im Zürcher »Kantonsspital«. Obwohl sie sich mit ihm nicht gut verstand, rief sie ihn sofort an und unterrichtete ihn über Luchinos Zustand. Sämtliche Hebel wurden in Bewegung gesetzt: Wolfgang organisierte den Umzug, während ich mit der Lieblingsschwester von Luchino, Umberta Visconti, über meine Absichten sprach. Sie fand das fantastisch, als sie hörte, dass das »Kantonsspital« zu den besten in Europa zählt.
    Eine Woche nach dem Gehirnschlag wurde Luchino mit der Ambulanz nach Zürich gebracht und sofort operiert. Mit Erfolg. Er konnte wieder etwas sprechen, leise zwar, aber immerhin. Später begann er auch wieder zu laufen, obwohl er während der künftigen Dreharbeiten meistens im Rollstuhl sitzen blieb.
    Jeden Freitag flog ich von Paris zu ihm nach Zürich, besuchte ihn zwei Tage und kehrte sonntags schwermütig wieder zurück zu den Dreharbeiten. Ein paar Wochen lang, bis ich den Film abgedreht hatte. Danach brachte die Ambulanz meinen genesenden Luchino in die familiäre Visconti-Sommerresidenz nach Cemobbio am Corner See. Gleich neben dem berühmten Hotel »Villa d’Este«, das in früheren Jahren ebenfalls zum Besitz der Familie Visconti gehört hatte.
    Die Mutter von Luchino war eine gebürtige Erba, berühmte Pharma-Industrielle Italiens. Und die Erbas besaßen einst die Villa d’Este.

     
    Mit Liz Taylor 1972 bei den Dreharbeiten zu »Aschermittwoch«.
     

 
    1980 in Gstaad mit Michael Wilding, dem ältesten Sohn von Liz Taylor.
     

Gespräche über einen Salon der Intelligenz, Knallfarbe zu grauem Anzug
     
     
     
    Rund um die Uhr wurde Luchino von Spezialisten therapiert. Ich war immer dabei. Er wollte so gerne eine Zigarette rauchen, schon in der Klinik fragte er danach. Erst probierte er in Cemobbio eine, dann zwei, dann drei Zigaretten. Eine fatale Sucht, die er nicht ablegen konnte. Aber er war schon wieder voller Aktivität. Ein Kinosaal wurde auf dem Landsitz eingerichtet, in

Weitere Kostenlose Bücher