Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich, die Chronik

Ich, die Chronik

Titel: Ich, die Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ihre stimulierende Kraft stahl, nur die eine Hälfte der Schale war. Daß der Wall um Mayab in Wirklichkeit eine sich auch durch die Erde fortsetzende Blase war - und dennoch das Sickerwasser abfließen ließ!
    Eine Absurdität reihte sich an die andere. Mayab war eine unmögliche Stadt, in deren Umland trotz verdüsterter Sonne Pflanzen als Nahrungsmittel gediehen, Tiere eine ähnlich triste Existenz führten wie das seit zwanzig Generationen gefangene Maya-Volk.
    Zwanzig Generationen.
    Landru schüttelte unwillkürlich den Kopf. Was die Magie des Kelchs hier erschaffen hatte und im Gang hielt, konnte nur als schlicht genial bezeichnet werden. Nebenbei erhielt sie nicht nur die Fruchtbarkeit der Mayas, sondern hatte sie sogar gesteigert. Das durchschnittliche Lebensalter einer Generation betrug nicht mehr als etwa dreißig Jahre. Ausnahmen gab es nach oben wie nach unten. Auf diese Weise hatten auch die Kelchkinder nie Durst leiden müssen .
    In den hier demonstrierten Möglichkeiten sah Landru eine Chance, vielleicht doch noch Einblick in die Geschichtsschreibung der CHRONIK zu erhalten.
    Auch der Pfeiler war mehr als ein starres Element, das sich - einmal erschaffen - nicht mehr veränderte. Die hier manifestierte Kelchmagie, das hatte Landru an Geist und Seele erfahren, stand in Verbindung mit anderen magischen Depots rund um den Globus. Auch mit dem Dunklen Dom im Ararat existierte ein Kontakt, über dessen genauen Umfang Landru nur Spekulationen anstellen konnte. Vom Weltenpfeiler hatte er den Hinweis erhalten, daß im Dom »ein Bruder erwacht sei«.
    Anum.
    Daran, wie oft er darüber nachsann, konnte Landru erkennen, daß ihm der Bruderzwist unerhört nahe ging.
    Anum hatte dem Phantom im Ararat eindeutige Weisung erteilt, Landru zu töten! Ihm und jedem anderen den Zugang zur CHRONIK zu verwehren!
    Das, was Anum in der SCHRIFT gelesen hatte, mußte ihn verleitet haben, in seinem Bruder einen Feind zu sehen. Aber vielleicht ließ sich dieses Mißverständnis aufklären, wenn Landru erst selbst wußte, was in der BLUTBIBEL stand . Darüber hinaus erhoffte er sich aber noch anderen Aufschluß. Über ein Wesen, das ihm noch gefährlicher als der Erste Hüter erschien .
    »Gabriel«, rann der Name des personifizierten Bösen über seine Lippen.
    Täuschte er sich, oder brachte der Klang seiner Stimme - vielleicht gar die Nennung dieses Namens - die Glyphen auf dem Bucheinband in Unordnung? Hatten sich da . nicht etwas verschoben?
    Kopfschüttelnd und beunruhigt ging er auf die Säule aus Energie zu. Das rotierende Nichts, dessen bloßer Anblick Menschenverstand in etwas zersplitterte, was nie wieder zusammenwachsen konnte!
    Sein Geist widerstand!
    Weil ich kein Mensch bin! Auch kein Vampir wie jene, die der Kelch erschuf.
    Aber was ... dann ...?
    Das Buch gegen die Brust gepreßt, betrat er die Sphäre aus Magie.
    WAS DANN?
    *
    In Calots Welt gab es keine nächtliche Sonne. Dort war immer Nacht. Seit vielen Jahren schwamm sein Bewußtsein wie in einem lichtlosen Tümpel. Aber er hatte sich nie feige darin verkrochen -man hatte ihm keine Gelegenheit dazu gegeben. Vom ersten Tag seiner Erblindung an hatte er etwas tun müssen, wollte er nicht den Schergen der Tyrannen oder den Tyrannen selbst zum Opfer fallen!
    Aber jeder Weg ging einmal zu Ende.
    Calot stöhnte unter der Folter. Unter den Qualen, die ihm mit Zangen, Klingen und stumpfen Gegenständen zugefügt wurden. Er blutete aus unzähligen Wunden.
    Die Tyrannen hatten sich die Mahnung ihres Vaters zu Herzen genommen. In ihrem Namen zelebrierten Priester die Marter, die sie Calot und den anderen Tiefen zufügten.
    »Die Namen!« wurde Calot immer wieder aufgefordert, wenn sich das Dickicht der Schmerzen ein wenig lichtete. »Nenn uns die Namen, wir erfahren sie ohnehin! Wer unterstützt dich? Wer sympathisiert mit dir? Sag es, und der Tod wird dir eine Erlösung sein ...!«
    Calot widerstand lange Zeit jedem noch so verlockenden Angebot, jeder noch so grausamen Drohung. Aber dann hörte er Vadors Stimme aus unmittelbarer Nähe. Hörte, wie Vador tonlos die Namen all derer herunterbetete, die ihm bekannt waren .
    Da zerbrach etwas in Calot, nicht nur seine Widerstandskraft, auch sein Lebenswille allgemein, und er ließ sich zu einer Kurzschlußreaktion hinreißen.
    Als er die Klinge das nächste Mal auf seinem Bauch spürte, wo sie weitere blutige Opfersymbole einritzen wollte, bäumte er sich ihr mit aller Gewalt entgegen - - und trieb sie sich tief in die

Weitere Kostenlose Bücher