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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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zusammen, wandte sich wieder ihren Prospekten zu und brummelte: »Ich bin nach New York gekommen, um New York zu sehen, und niemand wird mich davon abhalten. «
    Die Probleme begannen am folgenden Morgen, als ich mich über das Reiseprogramm hinwegsetzte und mit den beiden zum Flohmarkt nach Chelsea fuhr. Alisha wollte nach Schallplatten und Autogrammkarten suchen. Bonnie war keine große Shopperin, beschloss aber nach anhaltendem Gequengel, vielleicht das ein oder andere Exemplar für ihre Engel-Sammlung zu erwerben. Engel, sagte sie, waren Gottes Art, »Hallo« zu sagen.
    Der Flohmarkt hatte einiges an Schallplatten und Autogrammkarten zu bieten, aber die Engel sorgten für kein großes »Hallo«. »Nicht zu den Preisen«, maulte Bonnie. »Da war so ein kleiner Glasengel mit Trompete, und als ich die Frau frage, wie viel der kostet, sagt die doch glatt, fünfundzwanzig Dollar. Ich hab ihr gesagt, sie könne mich, na, ihr wisst schon. Niemals wurde ich so viel Geld hinblättern, wo ich zu Hause zehn Engel für den halben Preis bekäme. Und, hab ich ihr gesagt, die bei uns sind auch viel spiritueller als die sauertöpfischen Engel hier in New York. Genau das hab ich der gesagt. «
    Sie nannte den Flohmarkt eine einzige Zeitverschwendung und fügte hinzu, sie sei durchgefroren, hungrig und wolle gehen. Wir einigten uns, mit der U-Bahn nach Uptown zu fahren und dort etwas zu essen, auch wenn ein Dollar fünfzig für zehn Minuten Fahrt Halsabschneiderei sei. Als der Mann am Schalter ihr versehentlich fünf Cent zu wenig rausgab, presste Bonnie ihren Mund fast an die Scheibe des Kassenhäuschens und sagte: »Entschuldigen Sie, nur zu Ihrer Information, ich hasse es, wenn man mich für blöd verkaufen will. Ich komme vielleicht aus North Carolina, aber ich kann zählen wie jeder andere. Würden Sie mir bitte sofort meine fünf Cent rausgeben, oder soll ich mich an Ihren Vorgesetzten wenden?«
    Im Restaurant war sie nicht davon abzubringen, dass die Kellnerin ihr zu viel für den Milchshake abgenommen hatte, obwohl der Preis fett und breit auf der Speisekarte stand. Als ich vorschlug, anschließend ins Kino zu gehen, lehnte Bonnie sich vom Tisch zurück und schmollte weiter. »Ich wollte in eine Broadway-Show, und jetzt soll ich in einen Film, den ich zu Hause für drei Dollar fünfzig sehen könnte. Da bin ich fünfhundert Meilen nach New York geflogen, um mich mit einem Schoko-Milch-Shake und einem Teller Bratkartoffeln abspeisen zu lassen. Echt 'n toller Trip. « Wir hätten sie gleich totprügeln sollen. Es wäre zweifellos die beste Lösung gewesen, aber stattdessen stellten wir uns am Schalter für die verbilligten Tickets an. Alisha ging mit Bonnie in ihre BroadwayShow, anschließend würde ich die beiden abholen. Wir hatten gehofft, die Aufführung würde Bonnie besänftigen, aber nachdem sie erst einmal Gefallen an ihrem Reiseprogramm entdeckt hatte, gab es kein Halten mehr. Am nächsten Morgen warf sie Alisha um sieben aus den Federn, damit sie einen Vorsprung hätten, wenn es auf die Freiheitsstatue und das Empire State Building ginge. Danach standen die Vereinten Nationen und der South Street Seaport auf dem Programm, bevor sie um vier zurück im Apartment waren. Alisha war am Ende, aber Bonnie wollte zum High-tea ins Plaza Hotel. High-tea ist prima, wenn man diese Art von Abendessen mag. Sauer wurde Bonnie nur, als ich vorschlug, sie wolle sich vorher doch bestimmt noch umziehen. Sie trug etwas, das die Leute im Süden »Schweine-Blaumann« nennen, jene Sorte Overall, die vornehmlich von Bauern getragen wird. Da das Publikum im Plaza sich voraussichtlich in Schale geschmissen hatte, dachte ich, sie würde sich in einem Aufzug unwohl fühlen, den die meisten Leute mit harter körperlicher Arbeit in Verbindung brachten. Ich wollte nur hilfsbereit sein, aber Bonnie sah das ganz anders.
    »Ich will dir mal was sagen, Mr. New York City. Ich bin ausgesprochen zufrieden mit dem, was ich anhabe, und wenn die im Plaza Hotel anderer Meinung sind, ist das deren Problem, nicht meins. «
    Ich hatte versucht, sie zu warnen, aber im Grunde war ich hoch erfreut, dass sie meinen Ratschlag in den Wind schlug. Mir machte der Vogelscheuchen-Look nichts aus. Ich war zwar noch nie im Plaza gewesen, zweifelte aber keine Sekunde, dass sie von einer Horde stinkreicher, koffeingeputschter SocietyDamen mit hohen Standards und makellosem Ruf in Stücke gerissen würde. Sie würde nicht bedient werden, ein Mordstheater veranstalten und

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