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Ich ein Tag sprechen huebsch

Ich ein Tag sprechen huebsch

Titel: Ich ein Tag sprechen huebsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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die Landesgrenze ohne Truck-Lizenz. «
    »Bitte, Lou«, seufzte meine Mutter, »hack nicht immer auf den Mädchen rum. «
    »Ach was. Später werden sie mir noch dankbar sein. « Er glaubte tatsächlich, er tue den Mädchen einen Gefallen, und verstand nie, warum der Dank nie kam.
    Seine Wachsamkeit und sein Druck machten meine Schwestern nur defensiver und selbstbewusster. Die einzige Ausnahme war Amy, die sich mit einem vertragen kann, ohne dass man sich vorher gestritten hat. Alles scheint an ihr abzuprallen, zum Teil deshalb, weil sie selten sie selbst ist. Ihre Vorliebe für Verwandlungen begann in frühen Jahren und hat sich mittlerweile zu etwas ausgewachsen, das an eine multiple Persönlichkeitsspaltung erinnert. Sie ist Sybil mit mehr Sinn für Humor, Eva ohne deren Heulanfälle. Auf die Frage meiner Mutter: »Und wer sind wir heute?«, antwortete Amy immer gleich: »Wer soll ich denn lieber nicht sein?«
    Mit zehn wurde Amy dabei erwischt, wie sie eine Handvoll Zwanzig-Dollar-Scheine aus der unbeaufsichtigten Kasse des Lebensmittelhändlers zog. Ich war Zeuge der Aktion und völlig baff von der Dreistigkeit und Unerschrockenheit meiner Schwester. Als der Besitzer anrückte, erklärte sie ihm, sie stehle nicht, sondern spiele bloß eine Diebin. »Und Diebe stehlen nun einmal«, sagte sie. »Also musste ich es tun. « Für sie war die Sache vollkommen logisch.
    Sie musste die erste Klasse wiederholen, weil sie so tat, als wäre sie nicht ganz helle, aber die Zurücksetzung schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Amys Zeit in der Schule war ausschließlich der Erforschung der Lehrkräfte gewidmet. Mit penibler Sorgfalt notierte sie, welche Schuhe und Ohrringe sie trugen, und hatte ihre Ticks im Handumdrehen raus. Nach der Schule, in ihrem simulierten Klassenzimmer, redete sie wie sie, kleidete sich wie sie und stellte Hausaufgaben, die sie nie erledigte.
    Bei den Pfadfindern machte sie nur mit, damit sie ihre eigene Leiterin werden konnte. Zu Weihnachten und Geburtstagen wünschte sie sich Perücken und Schminke, Arztkittel und Uniformen. Zuerst verwandelte sich Amy in meine Mutter, danach in die Freundinnen meiner Mutter. Sie war echt klasse als Soore Grossman und Eleanor Kollier, aber ihre beste Nummer war Penny Mailand, eine aufgetakelte Fünfzigjährige, die halbtags in einer Kunstgalerie arbeitete, in der meine Eltern gute Kunden waren. Pennys Stimme klang tief und rau. Sie war keineswegs schüchtern, aber wenn sie redete, schienen einige Wörter nur widerstrebend über ihre Lippen zu kommen, als ob sie gegen ihren Willen dazu gezwungen würden.
    Ausstaffiert mit einem Kaftan und einer entsprechenden weißen Pagenkopf-Perücke, telefonierte Amy mit meinem Vater im Büro. »Lou Sedaris! Penny Midland hier. Wie geht's, alter... Junge?«
    Überrascht über ihren Anruf an seinem Arbeitsplatz, heuchelte mein Vater Begeisterung, so gut er eben konnte. »Penny! Ich kann's kaum glauben. Mensch, schön dich zu hören. «
    Bei den ersten Anrufen redete Amy über die Galerie, doch nach und nach begann sie, über ihren Ehemann zu klagen, der bei Westinghouse arbeitete und Van hieß. Ihre Ehe, so schien es, war im Eimer.
    Unser Vater tröstete sie mit seinen üblichen Allerweltssprüchen und erinnerte Penny daran, dass jede Münze zwei Seiten habe und es vor dem Sturm immer am dunkelsten sei.
    »O Lou. Es tut ja so... gut, mit jemandem zu reden, der einen wirklich... versteht. «
    Als ich eines späten Nachmittags in die Küche kam, hörte ich, wie meine zwölfjährige Schwester unserem Vater mit Sätzen, die sie aus General Hospital aufgeschnappt hatte, eindeutige Avancen machte. »Ich denke, wir haben das beide schon seit langer... Zeit kommen sehen. Die einzige Frage ist, wie... gehen wir damit um? O Baby, lass uns gemeinsam durchbrennen. «
    Genau solche Sachen meinte meine Mutter, wenn sie Leuten vorwarf, ein gefährliches Spiel zu spielen. Wäre unser Vater auf Pennys Angebot eingegangen, hätte Amy ihn als Schürzenjäger bloßgestellt und überlegt, zu wem er noch alles ins Bett gestiegen sein könnte. Alles, was er jemals gesagt hatte, wäre von Zweifeln überschattet und in Frage gestellt. War es wirklich eine Geschäftsreise gewesen, oder hatte er sich mit einer der Stravides-Zwillinge nach Myrtle Beach abgesetzt?
    Amy betrachtete ihr Spiegelbild in der Backofenklappe, zupfte ihren weißen Pony glatt und war offenbar zufrieden über ihr Aussehen. »Ich sage nur, dass ich dich für einen ausgesprochen

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