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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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ihr eine Schachtel Zigaretten zu holen, bat mich Mr. Appleton persönlich, sie zu grüßen. An sich ist das in dieser Stadt nichts Besonderes, aber wie er es sagte! Er lächelte viel sagend wie über einen Witz, dessen Pointe sie verstehen würde, sobald ich die Grüße ausrichtete. Ich habe oft darüber nachgedacht.
    Ich setze mich auf die Rückbank, obwohl Mama sagt, ich sei alt genug, um mit ihr vorne zu sitzen. Ich will aber Emma nicht im Stich lassen, deswegen bleibe ich bei ihr.
    “Heute ist Dienstag, ich glaube, bei Harold’s haben sie gerade die Ware ausgepackt”, erklärt Mama. Harold’s ist unser Schreibwarenladen, und immer montags werden neue Kartons mit Papier angeliefert, deswegen fahren wir jetzt dorthin, weil die Kartons immer sauber sind und auch nicht schlecht riechen.
    “Volltreffer”, ruft Mama, als sie neben einem Stapel zusammengelegter Kartons anhält. Ich bin auch froh. “Also los”, sagt sie.
    Wir steigen aus und packen die Kartons ein, die immer schwerer sind, als sie aussehen. Ich zähle dreizehn kleine und werde traurig, weil Mama immer sagt, dreizehn wäre Daddys Lieblingszahl gewesen. Seine Glückszahl. Unser Daddy lief nie unter einer Leiter durch und warf Salz über seine Schulter, wenn er etwas verschüttete, also sollte man doch meinen, dass er Angst vor der Dreizehn gehabt hätte, weil die doch Unglück bringen soll und all das, aber Mama sagt, Daddy war immer irgendwie anders, also leuchtet es mir ein.
    “Lasst uns gehen.” Wir klettern zurück in den Wagen und fahren zum Markt. Das ist überhaupt der schlimmste Ort, den ich mir vorstellen kann, um Kartons zu besorgen. Wer will schon seine Sachen in feuchte, nach Kürbis riechende Kartons packen? Das habe ich Mama mal gefragt, daraufhin nannte sie mich Fräulein Etepetete, und dann mussten
wir
zur Strafe die Kiste tragen, auf der das Wort “Auberginen” gedruckt war. Deswegen schweige ich genauso wie Emma, an deren Gesichtsausdruck ich ablesen kann, dass auch sie hofft, Mama wird uns einen Karton von Harold’s für unsere restlichen Sachen geben.
    Mama parkt vor dem Markt. “Bin gleich wieder da.”
    Ich und Emma steigen auch aus und betrachten das Durcheinander neben den Müllcontainern. Heute ist kein guter Tag für Kartons. Die meisten sind eingerissen, da würde alles, was man reinpackt, einfach unten wieder herausfallen.
    “Ich hasse diese Kartons vom Markt”, sagt Emma. Ich bin etwas überrascht, denn das ist das Erste, was sie heute zu mir sagt.
    “Ich auch.”
    “Am liebsten würde ich einfach weglaufen.”
    Ich hocke gerade bei den Traubenkisten und kippe beinahe um, als sie das sagt. “Warum denn nicht?” frage ich, total aufgeregt, weil Emma endlich wieder in meiner Mannschaft ist. Endlich habe ich ein Geheimnis mit meiner Schwester! Wie in den guten alten Zeiten.
    “Die werden uns finden”, seufzt sie. “
Er
wird uns finden, und dann wird alles nur noch schlimmer, als es sowieso schon ist.”
    “Und wenn wir irgendwohin gehen, wo uns niemand finden kann?” frage ich schnell, damit wir einen Plan schmieden können, bevor Mama zurückkommt. “Wir können doch überall hin. Die wüssten nicht mal, wo sie
anfangen
sollten zu suchen.”
    Doch Emma schüttelt den Kopf. Ihr Haar ist jetzt immerzu ganz verfilzt. Mama sagt, da drin wäre wohl ein Vogelnest, aber Emma lässt sich nicht kämmen und sich auch nicht das Haar schneiden, und somit wird es wohl noch eine ganze Weile lang so bleiben. “Doch, wüssten sie. Sie würden uns ganz sicher finden. Andere Erwachsene würden uns bestimmt verraten, und dann kommen sie und holen uns.”
    Genau in diesem Moment, bevor ich sie noch überzeugen kann, kommt Mama zurück und sieht direkt an uns vorbei.
    “Einsteigen”, sagt sie, obwohl wir noch nicht einen einzigen verrotteten Karton in den Kofferraum geladen haben. Ihre Stimme klingt tief und hart, fast wie die eines Mannes. Sie startet den Wagen und jagt den Motor hoch. Emma und ich sehen uns an und klettern schnell hinein, bevor sie sauer werden kann.
    Mama hat das Radio nicht angestellt, das ist ein schlechtes Zeichen. Normalerweise macht sie das immer. Selbst wenn wir irgendwo am Ende der Welt sind und der Empfang ganz schlecht ist, hört sie Radio.
    “Was glaubt er eigentlich, was wir essen sollen?” murmelt sie verärgert. “Dieser Mann raubt mir noch den letzten Nerv.”
    Sie hält vor dem Haus, eine Staubwolke steigt auf. Als wir den Kofferraum öffnen, stürmt Mama bereits ins Haus und schreit:

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