Ich & Emma
Beteiligten.
“Zebulon’s ist ein Getreideladen am anderen Ende des Ortes. Dort ist der Sound besonders gut, wegen der ganzen Getreidesäcke, die dämpfen ganz schön, dann klingt die Musik nicht so blechern. Wie auch immer, Sonny kann die Säcke schlecht irgendwohin bringen, deswegen gehen wir zu ihm und nicht andersrum.”
“Wer ist Sonny?”
“Du bist ganz schön neugierig, wie? Sonny Zebulon ist der älteste lebende Mann im Ort. Komm einfach irgendwann mal mit, dann wirst du ihn kennen lernen. Er wird dich mögen. Ja, eigentlich ist das eine gute Idee.”
“Kann ich etwas Wasser haben?”
“Du weißt, wo die Küche ist.”
Brownie duckt sich plötzlich, als ich aufstehe. Mr. Wilson blickt sie überrascht an. “Was ist denn ihn dich gefahren, Hund?”
Ich gehe hinein, um mir ein Glas Wasser zu holen.
Tante Lillibit wartet immer darauf, dass man die Fehler macht, die sie sowieso schon vorausgesehen hat.
“Hol mir von oben noch ein paar Leinentücher, die deine Mama im Schrank aufbewahrt, ja?” ruft sie mir von dem Bett aus zu, das Mama für sie und Oma im Wohnzimmer aufgestellt hat, so weit vom Loch im Dach entfernt wie nur möglich.
“Und pass auf, dass du sie nicht über den Boden schleifen lässt!” ruft Tante Lillibit hinter mir her.
Aber trotzdem, ein Zipfel rutscht aus meiner Armbeuge, als ich die Treppe heruntergehe, ich ziehe ihn hinter mir her wie einen Schwanz.
“Was habe ich dir gerade erst gesagt? Hm? Gib her.” Sie reißt mir das Bündel aus dem Arm, sucht den Stoff nach Dreck ab, und nickt, als wäre genau das passiert, was sie erwartet hat.
“Entschuldigung.” Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf den Boden zu starren und zu hoffen, dass sie mich endlich gehen lässt.
“Kein Wunder, dass deine Mama den Haushalt nicht schafft, wenn du alles immer wieder schmutzig machst.” Sie dreht sich um, wirft das Leinentuch in die Luft und lässt es über die beiden fallen, die bereits auf der Matratze liegen. Mama und Richard schlafen auf dem Lattenrost, der darunter gehört, und oje – Richard drehte in der ersten Nacht fast durch. Er brüllte Mama an, dass wir doch kein Auffanglager für ihre sich in alles einmischende Familie wären, und warum er statt auf der weichen Matratze auf dem harten Lattenrost schlafen müsse, wenn die doch froh sein könnten, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
“Los, geh deiner Oma zur Hand”, sagt Tante Lillibit. “Deine
Mutter
hilft ihr sicher nicht.”
Oma schrubbt die Küchentheke.
“Hallo. Kann ich dir helfen?” Ich frage das ganz leise, weil ich natürlich keine Lust habe, die Küchentheke zu putzen.
“Kannst du den Eimer draußen mit Wasser füllen?”
“Ja, Ma’am.”
“Vorsicht! Du musst besser
acht geben
, Caroline. Jetzt hast du überall schmutziges Wasser verschüttet, weil du den Eimer zu schnell hochgenommen hast! Wisch das auf, bevor du rausgehst. Ich habe keine Ahnung, wo deine Mutter die Lappen aufbewahrt. Schau mal unter der Spüle nach. Nein, links. Da. Jetzt komm her und wisch hier genau vor meinem rechten Fuß. Genau so. Nimm den Lappen mit raus und wring ihn aus. Und jetzt sei vorsichtig mit diesem Eimer, hörst du?”
“Wo ist Emma?”
“
Geh
schon.”
“Na
gut.”
“Wage es nicht, mit deiner Großmutter so zu sprechen”, schreit sie hinter mir her.
Den Eimer vor mir hertragend wie einen Blumenstrauß, gehe ich langsam zum Bach, mein flatterndes weißes Kleid ist fast so schön wie mein Schleier. Links und rechts von mir sitzen dicht gedrängt Leute auf den Kirchenbänken und recken die Hälse, um einen Blick auf mich, die Braut, zu erhaschen. Oh, hallo Betsy! Und da ist Perry Gibson. Er war immer ein wenig in mich verknallt, aber ich habe ihn nie erhört. Armer Perry. Und da ist Mary Sellers. Sie ist ganz neidisch auf mein Kleid, das kann man ihrem Gesicht deutlich ansehen.
“Himmel, Carrie, ich rufe dich schon seit
Stunden!”
Emma trottet hinter mir her. “Warte doch.”
“Wo warst
du
denn?”
“Hab’ dich gesucht.”
“Offenbar nicht zu sehr, ich muss nämlich für Oma die Sklavenarbeit machen. Du hast dich ja nicht blicken lassen. Schnell, ich muss den Eimer mit Wasser füllen, sonst dreht sie noch vollkommen durch.”
Emma springt über den Stein in der Mitte des Baches und beginnt, am Moos zu zupfen, wie die Affen in dem Film, den wir in der Schule gesehen haben, wenn sie ihren Babys Läuse aus dem Fell klauben.
“Warum hat Oma immer so schlechte Laune?” fragt
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