Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
ein Witz sein, oder?«
    »Seh ich aus, als würde ich Witze machen?«
    »Wenn ich ehrlich bin, sehen Sie aus, als litten Sie an Verstopfung. Wie heißt der Student?«
    »Todd Sanderson.«
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Kann es sein, dass ich gerade erst seine Todesanzeige auf den Ehemaligen-Seiten gelesen habe?«
    »Durchaus möglich.«
    Mrs Dinsmore betrachtete mein Gesicht. Mein Lächeln war verschwunden. Ein paar Sekunden später setzte sie sich die Lesebrille wieder auf und sagte: »Ich guck mal, was ich tun kann.«
    »Danke.«
    Ich ging in mein Büro und schloss die Tür. Jetzt gab es keine Ausrede mehr. Es war fast 10 Uhr. Ich zog den Zettel aus der Tasche und sah die Nummer an, die ich gestern Abend aufgeschrieben hatte. Ich nahm das Mobilteil, drückte die Null, wartete auf das Freizeichen und wählte.
    Ich hatte versucht, mir die richtigen Worte zurechtzulegen, aber sie hatten alle vollkommen irre geklungen. Also musste ich improvisieren. Es klingelte zwei Mal, dann drei Mal. Wahrscheinlich würde Julie nicht rangehen. Wer ging schon noch an ein Festnetztelefon, insbesondere bei einem Anruf von einer unbekannten Nummer? Die Anruferkennung würde Lanford College zeigen, und ich konnte nicht sagen, ob sie das abschrecken oder ermutigen würde, sich zu melden.
    Beim vierten Klingeln nahm jemand ab. Ich umklammerte das Mobilteil fester und wartete. Eine Frauenstimme sagte zaghaft: »Hallo?«
    »Julie?«
    »Wer spricht da bitte?«
    »Hier ist Jake Fisher.«
    Nichts.
    »Ich bin mal mit Ihrer Schwester gegangen.«
    »Wie, sagten Sie, war Ihr Name?«
    »Jake Fisher.«
    »Sind wir uns mal begegnet?«
    »Gewissermaßen. Na ja, wir waren beide bei Natalies Hochzeit …«
    »Ich versteh das nicht. Wer genau sind Sie?«
    »Bevor Natalie Todd geheiratet hat, waren sie und ich, äh, da waren wir zusammen.«
    Schweigen.
    »Hallo?«, sagte ich.
    »Ist das ein Witz?«
    »Was? Nein. In Vermont. Ihre Schwester und ich …«
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
    »Sie haben oft mit Ihrer Schwester telefoniert. Einmal habe ich sogar gehört, wie Sie sich über mich unterhalten haben. Und nach der Hochzeit haben Sie mir die Hand auf den Arm gelegt und gefragt, ob alles in Ordnung ist.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Inzwischen hielt ich das Mobilteil so fest, dass ich Angst hatte, es würde zersplittern. »Wie ich schon sagte, waren Natalie und ich damals …«
    »Was wollen Sie? Warum rufen Sie an?«
    Wow, das war eine wirklich gute Frage. »Ich will Natalie sprechen.«
    »Was?«
    »Ich will nur sichergehen, dass es ihr gut geht. Ich habe Todds Todesanzeige gesehen und wollte ihr einfach … ich weiß nicht … mein Beileid ausdrücken.«
    Wieder herrschte Schweigen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.
    »Julie?«
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind und wovon Sie reden, aber rufen Sie mich nicht wieder an. Haben Sie das verstanden? Nie wieder.«
    Sie legte auf.

SECHS
    I ch versuchte, noch einmal anzurufen, aber Julie nahm nicht ab.
    Ich verstand das nicht. Hatte sie mich wirklich vergessen? Das bezweifelte ich. Hatte ich sie mit meinem unerwarteten Anruf verängstigt? Ich wusste es nicht. Die ganze Unterhaltung war ziemlich surreal und unheimlich gewesen. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn Julie mir gesagt hätte, dass Natalie nichts von mir wissen wolle, dass ich mich geirrt habe und Todd noch am Leben sei, oder sonst irgendetwas in der Art. Aber dass sie angeblich nicht einmal wusste, wer ich war?
    Wie war das möglich?
    Und jetzt? Zunächst einmal: Beruhige dich. Tief durchatmen. Ich musste meine Zweifronten-Strategie fortsetzen: Erstens herausbekommen, was mit dem kürzlich verstorbenen Todd Sanderson geschehen war, zweitens Natalie suchen. Wenn Letzteres gelang, wäre Ersteres natürlich hinfällig. Sobald ich Natalie gefunden hatte, würde ich alles erfahren. Ich überlegte, wie ich vorgehen sollte. Die Internet-Suche nach ihr hatte nichts ergeben. Auch ihre Schwester war offenbar eine Sackgasse. Welche Möglichkeiten hatte ich noch? Ich wusste es nicht, aber wie schwer konnte es heutzutage schon sein, eine Adresse herauszubekommen?
    Dann hatte ich eine Idee. Ich rief die College-Website auf und sah mir die Stundenpläne der Lehrveranstaltungen an. In einer Stunde gab Professor Shanta Newlin ein Seminar.
    Ich summte Mrs Dinsmore über die Gegensprechanlage an.
    »Was ist? Glauben Sie etwa, die Akte wäre so schnell hier?«
    »Nein, darum geht’s nicht. Ich frage mich, ob Sie

Weitere Kostenlose Bücher