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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Seite und ließ ihn vorbei. Ich sah zur Kaffeetheke hinüber. Eine Frau mit wilden Locken in einem, tja, lila Batikhemd hatte mir den Rücken zugewandt. Kein Zweifel, es war Cookie. Mein Herz schlug schneller. Sie drehte sich um, sah mich und lächelte. »Was darf es sein?«
    »Hi, Cookie.«
    »Hey.«
    Schweigen.
    »Erinnern Sie sich an mich?«, fragte ich.
    Sie wischte sich mit einem Geschirrtuch Zuckerguss von der Hand ab. »Ich habe kein gutes Personengedächtnis. Bei Namen ist es noch schlimmer. Was möchten Sie?«
    »Ich bin öfter hier gewesen«, sagte ich. »Vor sechs Jahren. Meine Freundin hieß Natalie Avery. Wir haben immer dort am Ecktisch gesessen.«
    Sie nickte, allerdings nicht so, als erinnerte sie sich. Sie nickte so, als wollte sie einen Irren besänftigen. »Hier gehen viele Gäste ein und aus. Einen Kaffee? Donut?«
    »Natalie war ganz vernarrt in Ihre Scones.«
    »Einen Scone also. Blaubeere?«
    »Ich bin Jake Fisher. Ich habe hier meine Dissertation über das Rechtsstaatsprinzip geschrieben. Sie haben mich oft danach gefragt. Natalie war Künstlerin im Refugium. Direkt da in der Ecke hat sie oft ihren Skizzenblock ausgepackt und gezeichnet.« Ich deutete in die Richtung, als würde das eine Rolle spielen. »Vor sechs Jahren. Im Sommer. Verdammt, Sie waren doch diejenige, die mich auf Natalie aufmerksam gemacht hat.«
    »Mhm«, sagte sie, während sie mit den Fingern an ihrer Halskette spielte, als wäre sie ein Rosenkranz. »Wissen Sie, das ist der Vorteil, wenn man Cookie genannt wird. So einen Namen vergessen die Leute nicht. Den merkt man sich. Der Nachteil ist, dass alle denken, weil sie sich an meinen Namen erinnern, müsste ich mich auch an ihren erinnern. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Ja, schon«, sagte ich. »Sie erinnern sich wirklich nicht an mich oder Natalie?«
    Sie schenkte sich die Antwort. Ich sah mich im Café um. Die Leute an den Tischen begannen, mich anzustarren. Der Typ mit der kastanienbraunen Baseballkappe stand bei den Zeitschriften und tat so, als würde er nichts hören. Ich wandte mich wieder an Cookie.
    »Einen kleinen Kaffee, bitte.«
    »Keinen Scone?«
    »Nein danke.«
    Sie nahm eine Tasse und goss Kaffee hinein.
    »Sind Sie noch mit Denise zusammen?«, fragte ich.
    Sie erstarrte.
    »Sie hat auch gelegentlich oben im Refugium gearbeitet«, sagte ich. »Daher kenne ich sie.«
    Ich sah, wie Cookie schluckte. »Wir haben nie im Refugium gearbeitet.«
    »Natürlich haben Sie das. Im Creative Recharge, gleich den Pfad hier hinauf. Denise hat uns Kaffee und Scones gebracht.«
    Als die Tasse voll war, stellte sie sie vor mir auf den Tresen. »Hören Sie, Mister, ich muss hier arbeiten.«
    Ich beugte mich zu ihr hinüber. »Natalie war ganz vernarrt in Ihre Scones.«
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Sie haben die ganze Zeit mit ihr darüber gesprochen.«
    »Ich spreche mit vielen Leuten über meine Scones, okay? Tut mir leid, dass ich mich nicht mehr an Sie erinnern kann. Wahrscheinlich hätte ich höflich sein und ein bisschen schauspielern sollen: ›Ja, aber selbstverständlich erinnere ich mich an Sie und Ihre Freundin. Sie hat meine Scones so gerne gemocht, wie geht’s Ihnen denn so?‹ Das hab ich aber leider nicht getan. Hier ist Ihr Kaffee. Möchten Sie sonst noch etwas?«
    Ich zog meine Visitenkarte mit sämtlichen Telefonnummern heraus. »Falls Ihnen doch noch etwas einfällt …«
    »Möchten Sie sonst noch etwas?«, wiederholte sie zunehmend gereizt.
    »Nein.«
    »Dann macht das einen Dollar fünfzig. Einen schönen Tag noch.«

NEUN
    J etzt verstehe ich, wenn Menschen behaupten, sie würden sich verfolgt fühlen.
    Woher ich das wusste? Vielleicht Intuition. Ich spürte es in meinem Echsenhirn. Ich spürte es fast körperlich. Außerdem folgte mir, seit ich Kraftboro verlassen hatte, derselbe Wagen – ein Chevrolet-Transporter mit Vermonter Nummernschildern.
    Ich hätte es nicht beschwören können, glaubte aber, dass der Fahrer eine kastanienbraune Baseballkappe trug.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Es war dunkel, daher konnte ich das Kennzeichen nicht lesen. Wenn ich langsamer wurde, wurde auch er langsamer. Wenn ich schneller wurde, wurde auch er schneller, tja, Sie wissen schon, was ich meine. Dann hatte ich eine Idee. Ich hielt an einer Raststätte, um zu sehen, was mein Verfolger tun würde. Der Transporter wurde langsamer, fuhr dann aber weiter und verschwand.
    Also verfolgte er mich vielleicht doch nicht.
    Als ich noch etwa zehn Minuten von

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