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Ich finde dich

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Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Vor sechs Jahren, nur ein paar Wochen bevor ich nach Vermont ins Refugium gefahren war, hatte Professor Eban Trainor in seinem damaligen Haus eine Abschlussparty gegeben. Trainor lud oft zu Partys in seinem Haus. Genaugenommen war er berüchtigt dafür, Partys zu geben und zu besuchen. In meinem zweiten Studienjahr hatte es einen Aufsehen erregenden Vorfall im Jones College gegeben, dem reinen Frauen-College in der Nähe, als um drei Uhr morgens ein Feueralarm ausgelöst wurde und ein Wohnheim evakuiert werden musste, worauf sich Professor Trainor halbnackt auf dem Gelände wiederfand. Die Studentin, mit der er sich in dieser Nacht getroffen hatte, war zwar volljährig und nicht in einem seiner Seminare, trotzdem war es typisch für Trainor. Er war ein Lüstling und ein Trinker. Ich mochte ihn nicht.
    Die Abschlussparty vor sechs Jahren in seinem damaligen Haus war vor allem von Studenten besucht worden, darunter auch viele aus dem ersten und zweiten Studienjahr, die noch nicht volljährig waren. Es war Alkohol ausgeschenkt worden. Viel Alkohol. Die Campus-Polizei wurde gerufen. Zwei Studenten mussten mit Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden, was an Colleges immer häufiger vorkommt. Aber vielleicht rede ich mir das auch nur ein, weil ich glauben will, dass es »zu meiner Zeit« noch nicht so schlimm war.
    Professor Trainor musste wegen dieser Vorfälle Rede und Antwort stehen. Es gab Stimmen, die seinen Rücktritt forderten. Er lehnte ab. Er behauptete, er hätte den Anwesenden zwar Alkohol angeboten, es seien aber nur höhere Semester eingeladen gewesen, die alle mindestens einundzwanzig Jahre alt waren. Wenn jüngere Semester ohne Einladung gekommen seien, dürfe man ihn dafür nicht verantwortlich machen. Außerdem deutete er an, dass ein Großteil des Alkohols schon vor Beginn seiner Party auf der nahegelegenen Bierparty einer Studentenverbindung konsumiert worden sei.
    Die Professoren auf dem Campus regierten sich selbst. Wir taten nur selten mehr, als uns gegenseitig einen Klaps auf die Finger zu geben. Wie beim Disziplinarausschuss für Studenten wurden auch hier die Posten im Rotationsverfahren besetzt. Wie es das Glück wollte, saß ich im Ausschuss, als sich dieser Vorfall ereignete. Trainor war Professor auf Lebenszeit, konnte also nicht gekündigt werden, ich war jedoch der Überzeugung, dass wir irgendwelche disziplinarischen Maßnahmen ergreifen müssten. Wir stimmten darüber ab, ob Trainor der Vorsitz des Fachbereichs Englische Literatur entzogen werden sollte. Ich sprach mich dafür aus. Es hatte in der jüngeren Vergangenheit einfach zu viele Vorfälle dieser Art gegeben. Interessanterweise war mein geliebter Mentor, Malcolm Hume, anderer Ansicht.
    »Willst du Eban wirklich die Schuld daran geben, dass seine Studenten zu viel trinken?«, hatte er mich gefragt.
    »Wir haben aus guten Gründen Regeln für den Umgang mit Studenten, wenn Alkohol ausgeschenkt wird.«
    »Und der Begriff mildernde Umstände sagt dir überhaupt nichts?«
    Das hätte er vielleicht, wenn ich das Muster hinter Ebans offensichtlich unangemessenem Verhalten und den mehr als unglücklichen Entscheidungen nicht damals schon erkannt hätte. Er stand nicht vor Gericht, und es ging nicht um Recht und Gesetz: Er hatte einen tollen Job, den ausüben zu dürfen ein Privileg war. In meinen Augen hätte sein Verhalten eine Kündigung gerechtfertigt – wir haben Studenten für viel geringere Vergehen und bei viel schlechterer Beweislage des Colleges verwiesen –, das Minimum war jedoch eine Degradierung. Obwohl mein Mentor mich umzustimmen versuchte, hatte ich die Aberkennung des Fachbereichsvorsitzes befürwortet, war jedoch mit großer Mehrheit überstimmt worden.
    Die Anhörungen mochten längst vorbei sein, die gegenseitige Abneigung war hingegen geblieben. Ich hatte damals in der vermeintlich abgeschlossenen Debatte genau diese Begriffe verwendet – »Regelverstoß«, »Grenzüberschreitung«. Hübsch, wenn einem die eigenen Worte wieder an den Kopf geworfen wurden, aber vielleicht hatte ich es verdient.
    »Dieser Student«, sagte ich, »ist verstorben.«
    »Und damit ist seine vertrauliche Akte für jeden öffentlich zugänglich?«
    »Ich bin nicht gekommen, um mit dir über juristische Feinheiten zu streiten.«
    »Nein, nein, Jacob, du bist mehr der Typ für das große Ganze, stimmt’s?«
    Es war Zeitverschwendung. »In diesem Fall habe ich wirklich kein Verständnis für deine Verschwiegenheit.«
    »Das

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