Ich finde dich
viert … Es ist aber wirklich albern.«
»Bitte? Ich steh auf so was. Komm schon. Man spielt es zu viert …« Mit einer Geste forderte sie mich auf fortzufahren.
»Es gibt Kondome in vier verschiedenen Farben«, erklärte ich. »Mitternachtsschwarz, Kirschrot, Zitronengelb und Orangenorange.«
»Die letzten beiden hast du dir ausgedacht.«
»Ja, aber irgendwas in der Art war’s. Entscheidend ist, dass es vier Farben gab, man aber nicht wusste, welche man bekam. Also, wir haben jeder drei Dollar in den Topf geworfen und eine Farbe gewählt. Dann ist einer zum Automaten gegangen, hat ein Kondom gezogen und es verpackt mitgebracht, so dass man die Farbe noch nicht erkennen konnte. Dann hat einer einen Trommelwirbel auf den Tisch geklopft, und einer hat den Kommentator gemacht wie in der entscheidenden Phase eines Sportwettbewerbs. Schließlich wurde die Verpackung geöffnet, und derjenige, der die richtige Farbe gewählt hatte, bekam das Geld.«
»Das ist ja großartig.«
»Na ja, schon«, sagte ich. »Natürlich musste der Gewinner dann den nächsten Pitcher Bier kaufen, so dass kaum etwas von seinem Gewinn übrig blieb. Irgendwann hat Barsy – der Besitzer der Bar – einen richtigen Wettbewerb daraus gemacht mit Regeln, Ligaspielen und einer Bestenliste.«
Sie ergriff meine Hand. »Können wir es spielen?«
»Was, jetzt? Nein.«
»Bitte.«
»Auf keinen Fall.«
»Nach dem Spiel«, flüsterte Natalie und musterte mich mit einem Blick, der mir fast die Augenbrauen versengte, »könnten wir das Kondom benutzen.«
»Ich nehme Mitternachtsschwarz«, sagte ich.
Sie lachte. Als ich das Judie’s betrat, hörte ich plötzlich ihr Lachen wieder, als würde es immer noch durch die Räume hallen und mich verspotten. Ich war seit … tja … sechs Jahren nicht mehr im Judie’s gewesen. Der Tisch, an dem wir damals gesessen hatten, war leer.
»Jake?«
Ich wandte mich nach rechts. Shanta Newlin saß an einem ruhigen Tisch in einer Fensternische. Sie winkte oder nickte nicht. Ihre Körpersprache, die sonst vor Selbstbewusstsein strotzte, passte überhaupt nicht zu ihr. Als ich ihr gegenüber Platz nahm, hob sie kaum den Blick.
»Hi«, sagte ich.
Shanta starrte weiter auf den Tisch und sagte: »Erzähl mir die ganze Geschichte, Jake.«
»Warum? Was ist los?«
Sie sah mich an und nagelte mich mit einem Blick im Verhörstil fest. Jetzt erkannte ich die FBI -Agentin in ihr. »Ist sie wirklich eine alte Geliebte?«
»Was? Ja, natürlich.«
»Und warum suchst du sie jetzt plötzlich?«
Ich zögerte.
»Jake?«
Die E-Mail fiel mir wieder ein.
Du hast es versprochen.
»Ich habe dich um einen Gefallen gebeten«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Dann kannst du mir jetzt entweder sagen, was du herausbekommen hast, oder wir vergessen das Ganze. Ich verstehe nicht, wieso du mehr darüber wissen musst.«
Die junge Kellnerin – Judie beschäftigte immer Studenten und Studentinnen – brachte uns Speisekarten und fragte, ob wir etwas trinken wollten. Wir bestellten beide Eistee. Als sie ging, sah Shanta mich wieder durchdringend an.
»Ich versuche dir zu helfen, Jake.«
»Vielleicht sollten wir es einfach gut sein lassen.«
»Das ist jetzt ein Witz, oder?«
»Nein«, sagte ich. »Sie hat mich gebeten, sie zufriedenzulassen. Wahrscheinlich wäre es am besten gewesen, wenn ich auf sie gehört hätte.«
»Wann?«
»Wann was?«
»Wann hat sie dich gebeten, sie zufriedenzulassen?«, fragte Shanta.
»Was soll die Frage?«
»Sag’s mir einfach, okay? Es könnte wichtig sein.«
»Wieso?« Dann dachte ich mir, dass es nichts schaden könnte: »Vor sechs Jahren.«
»Du sagst, du hättest sie geliebt.«
»Ja.«
»War das zu dem Zeitpunkt, als ihr euch getrennt habt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das war bei ihrer Hochzeit, als sie einen anderen Mann geheiratet hat.«
Sie blinzelte. Meine Worte milderten zumindest für einen Moment die Strenge in ihrem Blick. »Nur, damit ich das richtig verstehe, du warst also bei ihrer Hochzeit – hast du sie da noch geliebt? Entschuldige, blöde Frage. Natürlich hast du das. Tust du ja immer noch. Du bist also zu ihrer Hochzeit gegangen, und als du da warst, hat Natalie dich gebeten, sie in Ruhe zu lassen?«
»So in der Art, ja.«
»Muss ja ein tolles Bild gewesen sein.«
»Es war nicht so dramatisch, wie es sich anhört. Wir hatten uns gerade getrennt. Im Endeffekt hat sie mir einen anderen Mann vorgezogen. Einen alten Liebhaber. Ein paar Tage darauf haben die beiden
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