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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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geheiratet.« Ich zuckte die Achseln. »Kommt vor.«
    »Meinst du?«, sagte Shanta und legte den Kopf schief wie eine Erstsemesterstudentin. »Erzähl weiter.«
    »Viel mehr gibt’s da nicht zu erzählen. Ich war bei der Hochzeit. Natalie hat mich gebeten, ihre Entscheidung zu akzeptieren und sie in Ruhe zu lassen. Ich habe gesagt, dass ich das tue.«
    »Verstehe. Hast du in den letzten sechs Jahren irgendwelchen Kontakt zu ihr gehabt?«
    »Nein.«
    »Absolut keinen?«
    Jetzt merkte ich, wie gut Shanta dieses Metier beherrschte. Gerade erst hatte ich mich entschlossen, nichts zu sagen, und jetzt redete ich wie ein Buch. »Ja, absolut keinen.«
    »Und du bist sicher, dass sie Natalie Avery heißt?«
    »Bei so etwas macht man keine Fehler. Genug mit den Fragen, Shanta. Was hast du gefunden?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    Die Kellnerin kam mit einem breiten Lächeln und unseren Eistees zurück. In der fröhlichen Melodie der Jugend sagte sie: »Hier sind ein paar von Judies frischen Windbeuteln.« Der Windbeutel-Duft stieg mir in die Nase und trug mich sechs Jahre zurück zu meinem letzten Besuch hier.
    »Haben Sie noch Fragen zu unseren Gerichten?«, fragte die kecke Kellnerin.
    Ich konnte nicht antworten.
    »Jake?«, sagte Shanta.
    Ich schluckte. »Nein danke.«
    Shanta bestellte ein überbackenes Sandwich mit Portobello-Champignons, ich nahm eins mit Putenbrust, Salat und Tomate auf Roggenbrot. Als die Kellnerin wieder gegangen war, beugte ich mich über den Tisch. »Was heißt, du hast nichts gefunden?«
    »Welchen Teil von ›nichts‹ verstehst du nicht, Jake? Ich habe nichts über deine Ex gefunden. Null. Nada. Keine Adresse, keine Steuererstattungen, kein Konto, keine Kreditkarte. Kein Garnichts. Es gibt nicht den kleinsten Hinweis darauf, dass deine Natalie Avery überhaupt existiert.«
    Ich versuchte, das zu verarbeiten.
    Shanta legte die Hände auf den Tisch. »Weißt du, wie schwierig es ist, sich so vollkommen aus dem System auszuklinken?«
    »Eigentlich nicht, nein.«
    »Heutzutage, mit den Computern und der ganzen Technologie? Das ist eigentlich unmöglich.«
    »Vielleicht gibt es eine vernünftige Erklärung dafür«, sagte ich.
    »Zum Beispiel?«
    »Vielleicht lebt sie im Ausland.«
    »Dann fehlen die Dokumente, die zeigen, dass sie das Land verlassen hat. Sie hat keinen Reisepass beantragt, und es wurde keine Ein- oder Ausreise registriert. Wie ich schon sagte …«
    »Nichts«, beendete ich den Satz für sie.
    Shanta nickte.
    »Sie ist ein Mensch, Shanta. Sie existiert.«
    »Okay, sie hat existiert. Vor sechs Jahren. Aus der Zeit haben wir die letzte Adresse. Sie hat eine Schwester namens Julie Pottham. Ihre Mutter, Sylvia Avery, lebt in einem Pflegeheim. Weißt du das alles?«
    »Ja.«
    »Wen hat sie geheiratet?«
    Durfte ich die Frage beantworten? Das konnte eigentlich keinen Schaden anrichten. »Todd Sanderson.«
    Sie notierte sich den Namen. »Und warum wolltest du wissen, wo sie ist?«
    Du hast es versprochen.
    »Spielt eigentlich keine Rolle«, sagte ich. »Ich sollte sie einfach in Ruhe lassen.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Es war nur so eine Laune. Ist ja immerhin sechs Jahre her. Sie hat einen anderen Mann geheiratet und mir das Versprechen abgenommen, sie in Ruhe zu lassen. Wonach suche ich also überhaupt?«
    »Und genau das macht mich neugierig, Jake.«
    »Was?«
    »Du hast dein Versprechen sechs Jahre lang gehalten. Wieso hast du es also plötzlich gebrochen?«
    Ich wollte darauf nicht antworten. Außerdem begann etwas anderes an mir zu nagen. »Warum interessierst du dich so dafür?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich habe dich gebeten, die Adresse einer Person herauszufinden. Du hättest mir einfach sagen können, dass du nichts gefunden hast. Warum überhäufst du mich jetzt mit Fragen?«
    Shanta wirkte verblüfft. »Ich wollte dir doch nur helfen.«
    »Du verschweigst mir irgendetwas.«
    »Du mir auch«, sagte Shanta. »Warum jetzt, Jake? Warum hast du gerade jetzt angefangen, deine alte Geliebte zu suchen?«
    Ich starrte die Windbeutel an. Ich dachte an den Tag vor sechs Jahren in diesem Restaurant, daran, wie Natalie kleine Stücke von ihrem Windbeutel abgerissen hatte, und an den konzentrierten Blick, als sie etwas Apfelbutter darauf schmierte, und an die Freude, die sie bei eigentlich allem empfunden hatte. Wenn wir zusammen waren, wurde jede noch so winzige Kleinigkeit bedeutsam. Jede noch so kleine Berührung brachte Freude.
    Du hast es versprochen.
    Sogar jetzt, nachdem all das

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