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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Morgen«, konnte man sich vorerst entspannen. Hatte er aber die Stirn gerunzelt und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, wusste man, dass etwas sein Missfallen erregt hatte und es nicht lange dauern würde, bis jemand sein Fett abbekam.
    Jeder der acht Vollzeitbeschäftigten hatte mittlerweile die erstaunlichen Neuigkeiten gehört oder gelesen, dass Zan Moreland, Longes ehemalige Mitarbeiterin, im Zusammenhang mit dem Verschwinden ihres Sohnes in Verdacht geraten war. Sie alle konnten sich noch gut an den Tag erinnern, als sie nach dem Unfall ihrer Eltern ins Büro gestürmt war und Longe angeschrien hatte: »Ihretwegen habe ich meine Eltern seit zwei Jahren nicht gesehen, und jetzt werde ich sie nie wiedersehen. Ihretwegen habe ich nie weggekonnt, weil Sie immer meinten, ich sei unabdingbar für dieses oder für jenes Projekt. Sie sind ein widerlicher, egozentrischer Tyrann, ein ganz fieses Ekelpaket, das sind Sie! Und wenn Sie es nicht glauben, dann fragen Sie doch Ihre Angestellten. Aber ich werde mein eigenes Büro eröffnen und Ihnen Konkurrenz machen. Und wissen Sie was, Bartley? Sie werden sich an mir die Zähne ausbeißen.«
    Dann war sie in hemmungsloses Schluchzen ausgebrochen, und Elaine Ryan, Longes langjährige Sekretärin, hatte sie in den Arm genommen und nach Hause gebracht.
    Longe öffnete die Tür, und das Grinsen in seinem Gesicht bedeutete Elaine und der Rezeptionistin Phyllis Garrigan, dass die Angestellten vorläufig nichts zu befürchten hatten. »Wenn ihr nicht taub, dumm und blind seid, habt ihr sicherlich von Zan Moreland gehört«, sprach Longe die beiden Frauen an.
    »Ich glaube kein Wort davon«, gab Elaine Ryan mit ausdrucksloser Stimme zurück. Sie war zweiundsechzig Jahre alt, hatte modisch frisierte, dunkelbraune Haare, haselnussbraune Augen und ein schmales Gesicht. Sie war die einzige Angestellte, die hin und wieder den Mut fand, Longe Paroli zu bieten. Und wie sie oft zu ihrem Mann sagte: Alles, was sie noch bei Bartley Longe hielt, war die gute Bezahlung und die Tatsache, dass sie jederzeit alles hinwerfen konnte, sollte er es irgendwann doch zu bunt treiben. Ihr Mann war ein pensionierter Polizist des Bundesstaates New York, der nun als Leiter der Sicherheitsabteilung eines Discounters tätig war. Wenn Elaine nach Hause kam und sich wieder einmal über Longe ereiferte, brachte er sie jedes Mal mit nur einem Wort zum Schweigen: »Kündige!«
    »Ganz egal, was Sie glauben, Elaine, die Fotos sind Beweis genug. Sie meinen doch nicht im Ernst, die Zeitschrift hätte sie gekauft, wenn es an dem, was sie zeigen, irgendeinen Zweifel gegeben hätte, oder?« Das Grinsen wich aus seinem Gesicht. »Fest steht, Zan hat ihren eigenen Sohn entführt. Es ist jetzt Aufgabe der Polizei herauszufinden, was sie danach mit ihm angestellt hat. Und wollen Sie hören, was ich mir denke?«
    Bartley Longe deutete mit dem Finger auf Elaine. »Wie oft hat Zan, als sie noch hier war, herumgejammert, dass sie viel lieber in einem ruhigen Vorort aufgewachsen wäre, statt wegen ihres Vaters und seiner Arbeit ständig umzuziehen? Ich denke mir daher, dass sie einfach eine neue Tragödie in ihrem Leben brauchte, als es nach dem Tod ihrer Eltern mit dem Mitleid der anderen vorbei war.«
    »Das ist doch völlig abwegig«, entgegnete Elaine aufgebracht. »Zan hat darüber gesprochen, dass es ihr lieber gewesen wäre, wenn sie nicht so oft hätte umziehen müssen, aber das hat sie doch nur erzählt, wenn wir uns über ihre Jugend unterhalten haben. Sie war absolut nicht auf das Mitleid anderer aus. Und sie war ganz verrückt nach Matthew. Was Sie hier andeuten, Mr. Longe, ist einfach nur abscheulich.«
    Bartley Longe lief vor Wut knallrot an. Du sollst deinem Chef nicht widersprechen, dachte sich Elaine. Aber wie kam er nur auf die Idee, Zan könnte Matthew gekidnappt haben, um von anderen bemitleidet zu werden?
    »Ich habe vergessen, wie eingenommen Sie von meiner ehemaligen Assistentin sind«, blaffte Bartley Longe. »Aber ich wette, dass sich Zan Moreland gerade nach einem Anwalt umsieht. Und sie wird einen guten brauchen, das kann ich Ihnen versichern.«

22
    Kevin Wilson konnte sich einfach nicht auf die Pläne vor sich auf dem Tisch konzentrieren. Er starrte auf die Skizzen für die Bepflanzung der Lobby des 701 Carlton Place, wie der neue Apartmentkomplex heißen würde.
    Auf den Namen hatte man sich erst nach einer hitzigen Diskussion mit den Direktoren von Jarrell International einigen

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