Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Absätzen, die sich nur durch die Riemchen unterschieden. Sie waren bei dem Einzelpaar schmaler als bei den beiden anderen. Von dem doppelten Paar hat sie mir eines geschenkt. Wir haben sie beide an diesem Tag getragen. Ich habe sie immer noch.
    Aber das werde ich niemandem auf die Nase binden. Wenn es die Polizei erfährt, will sie meine Sandalen haben, aber, bei Gott, die habe ich mir verdient!
    Drei Stunden später, nach ihrem Geschichtsseminar, rief sie die Nachrichten auf ihrem Handy ab. Eine von ihnen stammte von Detective Collins, der sie nach Matthews Verschwinden unzählige Male befragt hatte. Er wollte nochmals mit ihr reden.
    Tiffany presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihre sonst so hübschen Gesichtszüge verloren jeglichen jugendlichen Charme. Sie drückte auf die Rückruftaste.
    Ich will ebenfalls mit Ihnen reden, Detective Collins, dachte sie.
    Aber diesmal werden Sie derjenige sein, der sich nicht wohlfühlt in seiner Haut.

20
    Glory rieb ihm wieder dieses klebrige Zeug in die Haare. Matthew hasste es. Sein Kopf brannte dann immer, und manchmal bekam er davon etwas in die Augen. Dann nibbelte Glory immer ganz fest mit dem Waschlappen, aber wenn sie ihm damit ins Auge kam, tat es weh. Und wenn er sagte, er mochte das Zeug nicht, würde sie nur wieder antworten: »Tut mir leid, Matty, ich will es auch nicht, aber es muss sein.«
    Heute sagte er gar nichts. Glory war nämlich fürchterlich böse auf ihn. Am Morgen, als es an der Tür geklingelt hatte, war er in den Schrank gerannt und hatte die Tür geschlossen. Er hatte überhaupt nichts gegen diesen Schrank, er war größer als alle vorherigen, und er hatte eine große Taschenlampe, mit der er alles sehen konnte. Aber dann fiel ihm ein, dass er seinen Lieblingslaster im Flur hatte liegen lassen. Es war sein Lieblingslaster, weil er leuchtend rot war und drei Geschwindigkeiten hatte. Wenn er mit ihm spielte, konnte er ihn also ganz schnell oder ganz langsam fahren lassen.
    Er hatte die Schranktür geöffnet und war hinausgerannt, um ihn zu holen. In diesem Moment schloss Glory die Haustür und verabschiedete sich von einer Frau. Nachdem Glory die Tür geschlossen hatte, drehte sie sich um, sah ihn und war darüber so wütend, dass er schon fürchtete, sie würde ihn schlagen. »Das nächste Mal stecke ich dich in den Schrank und lass dich nie wieder raus«, hatte sie leise gesagt und dabei richtig gemein geklungen. Er hatte so große Angst gekriegt, dass er in den Schrank zurücklief und so heftig weinte, dass er kaum noch Luft bekam.
    Nach einer Weile sagte Glory, er könne herauskommen, es sei ja gar nicht seine Schuld, er sei ja nur ein Kind und es tue ihr leid, dass sie so böse zu ihm gewesen war, aber er konnte trotzdem nicht mit dem Weinen aufhören. »Mommy, Mommy!«, wiederholte er die ganze Zeit, er wollte aufhören, aber er konnte nicht.
    Dann, später, als er eine seiner DVDs sah, hörte er Glory mit jemandem reden. Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür seines Zimmers, öffnete sie und lauschte. Glory telefonierte. Er konnte nicht hören, was sie sagte, aber sie klang sehr wütend. Dann wurde ihre Stimme lauter, sie sagte: »Es tut mir leid, es tut mir leid«, und er wusste nicht, ob sie Angst hatte.
    Jetzt hatte er das Handtuch um die Schultern, das Zeug tropfte ihm von der Stirn, und er wartete, bis Glory ihm sagte, er solle zum Waschbecken, damit sie ihm die Haare ausspülen könne.
    Schließlich sagte sie: »Okay, das sollte jetzt reichen.« Als er sich über das Waschbecken beugte, sagte sie: »Jammerschade, dass wir uns das nicht erlauben können. Sonst wärst du ein ganz niedlicher Rotschopf.«

21
    Höchst zufrieden schlenderte Bartley Longe mit den Zeitungen unterm Arm durch den Flur in sein Büro an der 400 Park Avenue. Er war zweiundfünfzig Jahre alt, hatte silberne Strähnen im hellbraunen Haar, eisblaue Augen und gehörte zu jenen Menschen, die mit einem einzigen Blick Kellnern oder Angestellten das Fürchten lehrten. Andererseits war er ein charmanter und willkommener Gast bei seinen vielen Kunden, zu denen sowohl Prominente als auch jene Wohlhabenden gehörten, die um ihren Reichtum nicht viel Aufhebens machten.
    Seine Angestellten sahen immer mit einiger Nervosität seiner Ankunft um halb zehn Uhr morgens entgegen. In welcher Stimmung würde Longe heute sein? Ein verstohlener Blick beantwortete die Frage schnell. Zeigte er sich von seiner freundlichen Seite und bedachte sie mit einem herzlichen »guten

Weitere Kostenlose Bücher