Ich folge deinem Schatten
auf Shields losgegangen, die zugab, eingeschlafen zu sein; Zan Moreland, die Mutter, hatte eine geisterhafte Ruhe ausgestrahlt, eine Reaktion, die er ihrem Schockzustand zugeschrieben hatte. Selbst als auch nach Stunden jede Spur von Matthew fehlte und kein einziger Zeuge gefunden werden konnte, war die Mutter seltsam ungerührt geblieben.
Seit fast zwei Jahren lag Matthews Akte nun ganz oben auf Billy Collins’ Schreibtisch. Akribisch war er den Aussagen der beiden Eltern nachgegangen, wo sie sich zum Zeitpunkt des Verschwindens ihres Sohnes aufgehalten hatten; beide Aussagen waren durch Zeugen bestätigt worden. Er hatte sie nach möglichen Feinden gefragt, die in der Lage sein könnten, ihr Kind zu kidnappen. Zan Moreland hatte schließlich zögernd zugegeben, dass es jemanden gab, der ihr vielleicht Böses wollte. Bartley Longe, ein renommierter Innendesigner, der für die Vermutung, er könnte das Kind seiner ehemaligen Angestellten entführt haben, nur Hohn und Spott übriggehabt hatte.
»Zan Morelands Aussage bestätigt alles, was ich schon immer über sie gesagt habe«, hatte Longe damals wütend und verächtlich geantwortet. »Erst soll ich am Tod ihrer Eltern schuld gewesen sein, denn wären sie nicht unterwegs zum Flughafen gewesen, hätte ihr Vater seinen Herzinfarkt zu Hause bekommen und hätte keinen Unfall verursachen können. Dann wirft sie mir an den Kopf, dass sie wegen der Arbeit für mich ihre Eltern nicht öfter sehen konnte. Und jetzt sagt sie, ich hätte ihr Kind entführt! Detective, tun Sie sich einen Gefallen, verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit irgendwelchen Ermittlungen. Für alles, was diesem armen Kind zugestoßen sein mag, ist seine verrückte Mutter verantwortlich.«
Billy Collins hatte ihm aufmerksam zugehört und schließlich seiner Intuition vertraut. Nach allem, was er erfahren hatte, rührte Bartley Longes Wut auf Zan Moreland daher, dass sie mittlerweile seine Konkurrentin war. Billy war schnell zu dem Schluss gekommen, dass weder Longe noch Moreland mit dem Verschwinden des kleinen Jungen etwas zu tun haben konnten. Von ganzem Herzen war er davon überzeugt, dass Zan zu den Opfern gehörte, ein tief verletztes Opfer, das Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um ihr Kind zurückzubekommen.
Als er daher am Dienstagabend den Anruf über eine entscheidende Neuentwicklung im Fall Matthew Carpenter erhielt, wollte er sich sofort in seinen Wagen setzen und von seinem Zuhause in Forest Hills, Queens, zur Dienststelle fahren.
Sein Chef hatte ihn davon abgehalten. »Die Fotos, die an dieses Klatschblatt verkauft wurden, können gut und gern manipuliert sein. Und falls sie das nicht sind, brauchst du einen klaren Kopf, wenn du den Fall von neuem aufrollen willst.«
Am Mittwochmorgen wachte Billy Punkt sieben Uhr auf. Zwanzig Minuten später war er geduscht, rasiert und angekleidet und auf dem Weg in die Innenstadt. Als er dort ankam, lagen die von Tell-All Weekly veröffentlichen Fotos schon auf seinem Schreibtisch.
Es waren insgesamt sechs; die ursprünglich drei Aufnahmen des englischen Touristen sowie die drei Vergrößerungen, die er für sein Familienalbum angefertigt hatte. Auf ihnen schien im Hintergrund Zan Moreland zu sehen zu sein, wie sie ihren eigenen Sohn entführte.
Billy stieß einen leisen Pfiff aus, die einzige Reaktion, mit der er sein Entsetzen und seinen Ärger zum Ausdruck brachte. Ich habe ihrer Jammertour wirklich geglaubt, dachte er, während er die drei Fotos betrachtete, auf denen Zan zu sehen war, wie sie sich über den Buggy beugte, das schlafende Kind herausnahm und schließlich damit von der Kamera wegging. Kein Zweifel, dachte Billy, während er die Fotos der Reihe nach durchging. Ihr langes, glattes, kastanienbraunes Haar war deutlich zu erkennen, die schlanke Figur, die modische Sonnenbrille …
Er schlug die Akte auf, die immer an einer Ecke seines Schreibtisches lag, und nahm die Bilder heraus, die an jenem Tag heimlich vom Polizeifotografen aufgenommen worden waren. Das kurze geblümte Kleid, die hochhackigen Sandalen, die Zan trug, als sie am Tatort eingetroffen war, stimmten mit der Kleidung der Kidnapperin auf den Fotos überein.
Billy hielt sich für gewöhnlich seine ausgezeichnete Menschenkenntnis zugute. Seine Enttäuschung, sich bei Zan so geirrt zu haben, wurde sofort von der großen Sorge verdrängt, was Zan Moreland mit ihrem eigenen Sohn gemacht hatte.
Ihr Alibi an jenem Tag schien wasserdicht zu sein. Offensichtlich hatte
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