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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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können, der milliardenschweren Gesellschaft, die das Gebäude finanzierte. Einige Mitglieder des Aufsichtsrats waren nur schwer von den Namen abzubringen gewesen, die sie sich in den Kopf gesetzt hatten und die allesamt romantische oder historische Bezüge aufwiesen: Windsor Arms, Camelot Towers, Le Versailles, Stonehenge, sogar New Amsterdam Court war vorgeschlagen worden.
    Kevin hatte ihnen mit wachsender Ungeduld zugehört. Schließlich ergriff er das Wort. »Was gilt in New York als die exklusivste Adresse?«, hatte er gefragt.
    Sieben der acht Aufsichtsratsmitglieder nannten die gleiche Adresse in der Park Avenue.
    »Genau«, hatte Kevin geantwortet. »Wir haben hier ein sehr teures Gebäude, für das wir Käufer suchen. Damit sind wir nicht allein. In Manhattan werden gerade einige weitere sehr teure Apartmentgebäude hochgezogen. Ich muss Sie nicht daran erinnern, dass wir in wirtschaftlich schwierigen Zeiten leben. Also müssen wir unseren potenziellen Käufern etwas sehr Exklusives anbieten. Unsere Lage ist einzigartig. Der Ausblick auf den Hudson und die City ist einzigartig. Ich möchte unseren Interessenten sagen können, dass allein bei der Erwähnung des Namens 701 Carlton Place jeder weiß, was für ein Glückspilz derjenige ist, der in so einem Gebäude wohnen darf.«
    Ich habe mich durchgesetzt, dachte er, während er den Stuhl vom Tisch mit den Plänen zu seinem Schreibtisch drehte. Großer Gott, was hätte sich nur sein Großvater gedacht, wenn er dieses Verkaufsgewäsch mit angehört hätte? Sein Großvater war Hausmeister des Gebäudes nebenan gewesen, in dem er und seine Eltern gewohnt hatten. Der Name, Lancelot Towers, war oben auf dem Sims des sechs Stockwerke hohen Gebäudes in der Webster Avenue in der Bronx in Stein gemeißelt; das Gebäude selbst hatte über keinen Fahrstuhl verfügt, die einzelnen Räume lagen hintereinander aufgereiht, ohne direkten Zugang zum Treppenhaus, der Speisenaufzug knarrte, und auch die Wasserleitungen hatten schon bessere Tage gesehen.
    Großvater hätte mich für verrückt erklärt, dachte sich Kevin, und Dad ebenso, wenn er noch am Leben wäre. Mom hat sich mittlerweile ja an meine Masche gewöhnt. Nach Dads Tod, als ich sie endlich dazu überreden konnte, in die East Fifty-seventh Street zu ziehen, meinte sie, ich könnte einem berittenen Polizisten einen toten Gaul verkaufen. Inzwischen liebt sie Manhattan, und wahrscheinlich summt sie jede Nacht vor dem Einschlafen »New York, New York«.
    Diese Gedanken führen zu nichts, gestand er sich ein und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Aus dem Flur war das unbarmherzige Hämmern und das hohe, schrille Kreischen der Schleifmaschinen zu hören, mit denen die Marmorböden poliert wurden.
    Solche Geräusche waren für ihn wohlklingender als eine Sinfonie im Lincoln Center. Schon als Kind habe ich Dad gesagt, dass ich lieber auf eine Baustelle als in den Zoo möchte, dachte er. Schon damals habe ich gewusst, dass ich einmal Häuser bauen will.
    Die Pläne des Gartenarchitekten stimmen nicht, beschloss er. Er wird noch mal ganz von vorn anfangen müssen, oder ich suche mir einen anderen. Ich will nicht, dass der Eingangsbereich wie ein Gewächshaus aussieht, dachte er. Er hat es einfach nicht kapiert.
    Die Musterwohnungen. Letzten Abend hatte er sich stundenlang mit den Entwürfen von Longe und Moreland auseinandergesetzt. Beide waren ziemlich beeindruckend. Er konnte verstehen, warum Bartley Longe zu den ersten Innendesignern des Landes gehörte. Wenn er den Auftrag erhielt, würden die Apartments sensationell aussehen.
    Aber Zan Morelands Pläne waren ebenfalls überaus reizvoll. Es war ihnen anzumerken, dass sie unter Longe gelernt und sich dann ihren eigenen Ideen zugewandt hatte. Ihre Entwürfe strahlten mehr Wärme aus, es waren nur geschickt platzierte Kleinigkeiten, die das Gefühl von Heimeligkeit und Geborgenheit vermittelten. Und schließlich käme sie ihn um dreißig Prozent billiger.
    Irgendwie wollte sie ihm nicht aus dem Kopf. Sie war eine schöne Frau, keine Frage. Schlank, vielleicht einen Hauch zu dünn, mit großen haselnussbraunen Augen … Seltsam, wie zurückhaltend sie war, fast eingeschüchtert, bis sie ihm ihre Vorstellungen zur Gestaltung der Wohnungen erklären konnte. Das war, als wäre in ihrem Gesicht die Sonne aufgegangen, ihre Stimme war lebhafter geworden …
    Ich habe ihr nachgesehen, als sie gegangen ist und sich ein Taxi gerufen hat, dachte Kevin. Es war so windig, dass man

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