Ich folge deinem Schatten
bemerkte, wie besorgt er war und dass er ihr nicht glaubte. »Josh, ich kann verstehen, wenn du kündigen willst. Sollte das alles zu einem Skandal ausarten, sollten die Lieferanten uns verklagen, möchte ich nicht, dass du da mit hineingezogen wirst. Man könnte meinen, du wärst an irgendwelchen Betrügereien beteiligt. Warum packst du nicht einfach deine Sachen und gehst?«
Er starrte sie nur an, worauf sie aufgebracht fortfuhr: »Gib es doch zu! Du glaubst auch, ich hätte meinen eigenen Sohn entführt und den Verstand verloren. Wer weiß, vielleicht bin ich wirklich gefährlich. Vielleicht brate ich dir eins über, sowie du mir den Rücken zukehrst.«
»Zan!«, brauste Josh auf. »Ich werde dich nicht im Stich lassen! Ich werde versuchen, dir zu helfen!«
Das Telefon klingelte, ein lauter, unheildrohender Klang. Josh nahm ab, lauschte, dann sagte er: »Sie ist noch nicht da. Ich gebe ihr Bescheid.«
Josh notierte sich eine Telefonnummer. Als er auflegte, sagte er: »Das war Detective Billy Collins. Er will, dass du dich mit deinem Anwalt so bald wie möglich in der Central-Park-Dienststelle einfindest. Ich werde sofort Charley Shore anrufen. Es ist noch früh, aber er hat mir gesagt, dass er immer ab halb acht in seiner Kanzlei ist.«
Gestern, dachte sich Zan, bin ich in Ohnmacht gefallen. Das darf, das wird mir heute nicht passieren.
Nachts, nachdem Willy sie abgesetzt hatte, hatte sie, voller Verzweiflung, reglos im Bett gelegen, während erneut eine Lampe auf Matthews Bild gerichtet war. Aus irgendeinem Grund wollte ihr der mitfühlende Blick des Mönchs nicht aus dem Kopf. Ich habe mich ihm gegenüber nicht sehr freundlich verhalten, dachte sie, aber ich habe gespürt, dass er mir helfen wollte. Er hat gesagt, er will für mich beten, und ich habe ihm gesagt, er soll stattdessen für Matthew beten. Als er meine Hände nahm, fühlte es sich an, als würde er sie segnen. Vielleicht wollte er mir helfen, mich der Wahrheit zu stellen.
Während der gesamten Nacht, ausgenommen die kurzen Phasen, in denen sie doch eindöste, hatte sie Matthews Bild nicht aus den Augen gelassen. Ihre Nachtwache. Als die Morgendämmerung anbrach, sagte sie: »Mein Kleiner, ich glaube nicht, dass du noch am Leben bist. Ich habe immer gedacht, ich würde spüren, wenn du tot bist. Ich habe mir etwas vorgemacht. Du bist tot, und für mich ist auch alles vorbei. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich kann nicht mehr kämpfen. Wahrscheinlich habe ich die ganze Zeit, die vielen Monate, insgeheim gewusst, dass du von jemandem entführt, missbraucht und schließlich umgebracht worden bist. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass es so weit kommen würde, aber in der Schublade liegt eine Packung Schlaftabletten, die wird uns wieder zusammenbringen. Es ist an der Zeit, dass ich sie nehme.«
Erschöpfung und ein Gefühl großer Gelassenheit machten sich in ihr breit, schließlich schloss sie die Augen. Sie sah Pater Aidens Gesicht vor sich, als sie um Verzeihung und Verständnis bat und dann nach den Schlaftabletten griff.
In diesem Moment hatte sie Matthews Stimme gehört: »Mommy, Mommy!« Mit einem Satz war sie aus dem Bett. »Matthew!«, rief sie. Gegen jegliche Vernunft war sie in diesem Augenblick absolut davon überzeugt gewesen, dass ihr Sohn noch am Leben war.
Matthew ist am Leben, dachte sie nun, als sie Josh mit Charley Shore telefonieren hörte. Als er auflegte, sagte er: »Mr. Shore wird dich um 10.30 Uhr abholen.«
Zan nickte. »Du sagtest, dass ich die Ausgaben für die Musterwohnungen von meinem Privatkonto bezahlt haben muss. Ruf mir doch am Computer mein Bankkonto auf.«
»Ich kenne dein Passwort nicht.«
»Dann gebe ich es dir jetzt. Es lautet ›Matthew‹. Es müssen etwas mehr als siebenundzwanzigtausend Dollar sein.«
Josh setzte sich vor den Bildschirm und rief die Seite auf.
Zan bemerkte seine beunruhigte, aber wenig überraschte Miene. »Wie lautet der Kontostand?«, fragte sie.
»Zweihundertdreiunddreißig Dollar und elf Cents.«
»Dann ist da ein Hacker am Werk«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Josh ging nicht darauf ein. »Zan, was machen wir mit den Bestellungen, die du aufgegeben hast?«, fragte er.
»Du meinst, was machen wir mit den Bestellungen, die ich nicht aufgegeben habe«, sagte Zan. »Hör zu, Josh, ich habe keine Angst, zur Polizei zu fahren und mit Detective Collins zu reden. Ich weiß, es gibt für alles eine Erklärung. Jemand hasst mich so sehr, dass er versucht, mich
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