Ich folge deinem Schatten
halten soll. Komm schon, Mom, gehen wir was essen. Ich bin am Verhungern.«
Später, an ihrem üblichen Tisch im Neary’s, erzählte Kevin seiner Mutter beim Kaffee, dass er sich mit dem Gedanken getragen habe, Alexandra Moreland mit der Gestaltung der drei Musterwohnungen zu beauftragen.
»Na ja, damit wird es jetzt wohl nichts mehr«, erklärte Catherine Wilson entschieden. »Aber erzähl mir doch, wie ist sie so?«
Ihr Gesicht geht einem nicht mehr aus dem Kopf, dachte Kevin. Diese ausdrucksstarken Augen, der sinnliche Mund. »Sie ist, würde ich sagen, so an die eins fünfundsiebzig groß, sehr schlank, sehr elegant. Sie bewegt sich wie eine Tänzerin. Gestern fiel ihr das Haar offen über die Schultern, genau wie auf den Bildern. Heute hatte sie es zu einem Chignon oder wie man das nennt hochgesteckt.«
»Großer Gott«, rief seine Mutter aus. »Du klingst ja gerade so, als hättest du dich in sie verguckt.«
Kevin dachte lange darüber nach. Das ist verrückt, wurde ihm klar, trotzdem, sie hat was. Er erinnerte sich, wie sie ihn an der Schulter streifte, als sie ihn auf etwas in Bartley Longes Entwürfen hingewiesen hatte, das potenzielle Käufer ihrer Meinung nach abschrecken dürfte. Die Fotos aus dem Central Park waren zu diesem Zeitpunkt bereits veröffentlicht, sie hatte also gewusst, dass sie ihnen etwas entgegensetzen musste.
»Sie hat mich gebeten, ihr genügend Zeit zu geben, damit sie beweisen kann, dass die Fotos gefälscht sind«, sagte er. »Ich muss mich noch nicht sofort zwischen ihr und Bartley Longe entscheiden. Ich werde es auch nicht. Ich halte mein Wort und gebe ihr eine Chance.«
»Kevin, du hattest schon immer ein Herz für die Schwachen«, sagte seine Mutter. »Aber hier gehst du vielleicht zu weit. Du bist siebenunddreißig, und ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du ein irischer Junggeselle bleiben würdest. Aber, um Gottes willen, lass dich doch nicht auf eine Frau ein, die sich in einer so ausweglosen Lage befindet.«
In diesem Augenblick kam ihr langjähriger Freund Jimmy Neary an den Tisch. Er hatte Catherines letzte Worte aufgeschnappt. »Kevin, ich kann deiner Mom nur beipflichten«, sagte er. »Und wenn du wirklich unter die Haube willst, ich habe eine sehr, sehr lange Liste junger Frauen, die bereits ein Auge auf dich geworfen haben. Steh dir nicht selbst im Weg. Und halt dich von Schwierigkeiten fern.«
35
Wie versprochen brachte Willy Zan in einer Mietlimousine nach Hause. Er bot auch Pater Aiden an, ihn auf dem Weg zu Zans Wohnung abzusetzen, doch der lehnte ab. »Nein, nein, fahren Sie nur, ich bleibe noch ein wenig bei Alvirah«, sagte er.
Pater Aiden sah Zan fest in die Augen, als er sich von ihr verabschiedete. »Ich werde für Sie beten«, sagte er und umfasste ihre Hände.
»Beten Sie dafür, dass mein Sohn wohlauf ist«, antwortete Zan. »Die Gebete für mich können Sie sich sparen, Pater. Gott hat vergessen, dass es mich gibt.«
Pater Aiden ging darauf nicht ein, sondern trat nur zur Seite und ließ sie in den Flur vorbei. »Ich bleibe nur noch fünf Minuten, Alvirah«, versprach er, als die Tür hinter Zan und Willy zufiel. »Der jungen Frau war anzumerken, dass ihr meine Gesellschaft nicht behagte, und ich wollte mich ihr nicht aufdrängen, noch nicht einmal für die fünf Minuten im Wagen.«
»Ach, Pater«, seufzte Alvirah. »Ich würde alles darum geben, wenn ich glauben könnte, dass Zan ihren Sohn nicht entführt hat. Aber sie hat es getan. Daran besteht kein Zweifel.«
»Glauben Sie, dass der Junge noch am Leben ist?«, fragte Pater Aiden.
»So wenig ich mir vorstellen kann, Willy ein Messer in den Leib zu rammen, so wenig kann ich mir vorstellen, dass sie Matthew etwas angetan hat.«
»Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mir erzählt, Sie hätten Ms. Moreland erst nach dem Verschwinden ihres Sohnes kennengelernt«, sagte Pater Aiden. Sei vorsichtig, ermahnte er sich selbst. Du darfst Alvirah unter keinen Umständen zu verstehen geben, dass du Alexandra Moreland schon einmal begegnet bist.
»Ja. Wir haben uns angefreundet, nachdem ich eine Kolumne über sie geschrieben habe. Daraufhin hat sie mich angerufen, um sich zu bedanken. Ach, Pater, ich glaube fast, Zan muss sich in einer Art Katatonie befunden haben … oder sie hat eine gespaltene Persönlichkeit. Aber um auf Matthew zurückzukommen – ich wüsste von niemandem, der den Kleinen an ihrer Stelle aufziehen könnte.«
»Sie hat keine Familienangehörigen mehr?«
»Sie war
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