Ich folge deinem Schatten
fallenlassen, wie teuer der neue gewesen war.
Das Ergebnis war eine gemütliche Wohnung, die voll war mit Bildern seines Vaters und seiner Großeltern, der Cousins und Cousinen und seiner Freunde. Jedes Mal, wenn er die Wohnung betrat, und mochte er noch so viel um die Ohren haben, ging es ihm besser. Es fühlte sich wie ein Zuhause an. Es war ein Zuhause.
Ähnliches hatte ihm Zan Moreland gesagt, als sie ihn gebeten hatte, die Entscheidung zwischen ihr und Bartley Longe so lange aufzuschieben, bis sie ihre Unschuld bewiesen hatte. Die Menschen wollten sich wohlfühlen in ihrer Wohnung, sie wollten in einem Zuhause wohnen, nicht in einem Museum.
Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, dass er schon den ganzen Tag darüber nachgedacht hatte, warum er Morelands Pläne und Stoffmuster nicht einfach zurückgesandt hatte, zusammen mit einer kurzen Notiz, in der er ausführte, dass er Bartley Longe als den Richtigen für dieses Projekt betrachtete.
Was hielt ihn davon ab? Er hatte sich weiß Gott einiges von seiner Sekretärin Louise anhören müssen, die recht erstaunt war, warum er seine Zeit mit einer verlogenen Kidnapperin verschwendete. »Kevin, es hat mir fast die Sprache verschlagen, dass diese Frau die Unverschämtheit besessen hat, hier aufzukreuzen. Und was tut sie? Schert sich nicht darum, was ich ihr sage, sondern macht sich einfach auf die Suche nach Ihnen, damit ihr der Auftrag nicht durch die Lappen geht. Wenn das alles vorbei ist, sitzt sie in Handschellen auf Rikers Island, Sie werden noch an meine Worte denken.«
Ohne seinen Unmut zu verbergen, hatte er ihr trocken geantwortet: »Wenn sie verhaftet wird, kommt sie wahrscheinlich gegen Kaution wieder frei.« Schließlich musste er ihr unumwunden klarmachen, das Thema nicht mehr zu erwähnen. Natürlich war sie beleidigt, was sie ihn dadurch spüren ließ, dass sie ihn für den Rest des Tages nur noch als »Mr. Wilson« ansprach.
»Kevin, pass auf! Jetzt bringen sie die Bilder dieser Moreland, wie sie den kleinen Jungen entführt. Und dann hat sie die Polizei angelogen. Kannst du dir vorstellen, wie es dem Vater dabei gehen muss?«
Kevin sprang auf und eilte zum Fernseher. Alexandra Moreland war zu sehen, wie sie einen Jungen aus dem Buggy nahm, und dann, wie sie mit ihm auf dem Arm fortging. Der Kommentator sprach dazu: »Hier ist sie zu sehen, wie sie in den Central Park eilt, nachdem sie von der Polizei erfahren hat, dass ihr Sohn vermisst wurde.«
Kevin betrachtete das Bild. Zan Moreland wirkte aufgelöst, ihr gepeinigter Blick war ihm nur allzu vertraut. Genau so, dachte er, hatte sie ihn auch heute angesehen, als sie ihn angefleht hatte, er möge ihr die Chance geben, ihre Unschuld zu beweisen.
Angefleht? Das war vielleicht etwas übertrieben. Sie hatte ihm sogar gesagt, sie könne es verstehen, wenn sie den Auftrag nicht bekäme, falls er Bartley Longes Entwürfe tatsächlich bevorzugte.
Sie sieht so verletzlich aus, dachte er. Er lauschte dem Nachrichtensprecher. »Gestern war Matthew Carpenters fünfter Geburtstag, und jetzt stellt sich die Frage, ob seine Mutter ihn in die Obhut einer anderen Person gegeben hat … Falls er überhaupt noch am Leben ist.«
In den vergangenen zwei Monaten hatte Zan immer wieder die Wohnungen in Augenschein genommen und enorm viel Arbeitszeit in die Entwürfe investiert, dachte Kevin. Ich habe gespürt, wie sehr sie unter allem leidet, obwohl sie nach außen hin einen so gefassten Eindruck macht. Würde sie wirklich so leiden, wenn sie wüsste, dass ihr Kind in Sicherheit ist? Ist es möglich, dass sie den Jungen umgebracht hat?
Nein, nie und nimmer, dachte er. Darauf würde ich meine Seele verwetten. Sie ist keine Mörderin.
Seine Mutter war mittlerweile aufgestanden. »Wenn solche Beweise vorliegen, fällt es schwer, ihnen keinen Glauben zu schenken«, sagte Catherine Wilson. »Aber wenn man ihren Blick sieht, als sie erfährt, dass ihr Kind verschwunden ist … Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr daran, aber als damals das Fitzpatrick-Baby aus dem Fenster in den Tod stürzte, da hatte Joan Fitzpatrick den gleichen Ausdruck in den Augen, so viel Schmerz, dass man am liebsten mit ihr losgeheult hätte. Diese Moreland muss eine begnadete Schauspielerin sein.«
»Wenn sie denn etwas vorgespielt hat.« Kevin war selbst überrascht, dass er die Frau verteidigte.
Verblüfft sah seine Mutter ihn an. »Was soll das heißen? Du hast die Bilder doch gesehen!«
»Ja, aber ich weiß nicht, was ich davon
Weitere Kostenlose Bücher