Ich folge deinem Schatten
meine Tochter vermisst wird. Ich glaube, ihr ist etwas zugestoßen oder sie befindet sich in ernsthaften Schwierigkeiten, aus denen sie herausgeholt werden muss.«
»Können Sie mir erklären, was Sie damit meinen, Mr. Grissom?«
Nachdem er mit der Sekretärin in Bartley Longes Büro und den beiden jungen Frauen gesprochen hatte, mit denen Glory zusammengewohnt hatte, fiel es Toby schwer, die ganze Geschichte abermals zu erzählen. Aber das ist doch idiotisch, sagte er sich. Ich muss dem Polizisten klarmachen, dass ich keinen Unsinn rede, sonst jagt er mich einfach davon.
»Der richtige Name meiner Tochter lautet Margaret Grissom«, begann er. »Ich habe sie immer Glory genannt, weil sie als Baby einfach so herrlich war, wenn Sie verstehen. Mit achtzehn ist sie von Texas nach New York gegangen. Sie wollte Schauspielerin werden. Sie ist in ihrer Highschool als beste Schauspielerin ausgezeichnet worden.«
O Gott, dachte Johnson, wie viele von den Mädels, die in irgendeinem Schultheater spielen, kommen nach New York, »um ihren Traum wahrzumachen«? Er musste sich zusammenreißen, um Grissoms Geschichte zu folgen. Dieser erzählte von seiner Tochter, die den Künstlernamen Brittany La Monte angenommen habe und ein so guter Mensch gewesen sei. Und so hübsch sei sie gewesen, dass ihr Rollen in Pornofilmen angeboten wurden, die sie aber abgelehnt habe. Dann habe sie mit der Maskenbildnerei angefangen und damit genug zum Lebensunterhalt verdient, sie habe ihm sogar immer hübsche kleine Geschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten geschickt. Und …
Es war an der Zeit, dass Johnson ihn unterbrach. »Sie sagten, sie sei vor zwölf Jahren nach New York gekommen. Wie oft haben Sie sie in dieser Zeit gesehen?«
»Fünfmal. Glory hat immer jedes zweite Weihnachten bei mir gefeiert. Nur, vor fast zwei Jahren hat sie im Juni angerufen und gesagt, sie würde Weihnachten nicht kommen können. Sie hätte nämlich einen neuen Job, über den sie nicht viel sagen darf, bei dem sie aber eine Menge verdient. Als ich sie fragte, ob irgendein Typ sie aushält, sagte sie: ›Nein, nein, Daddy, wirklich nicht, versprochen.‹«
Und das glaubt er auch noch, dachte Wally Johnson.
»Sie hat von einer Vorauszahlung gesprochen, fast die gesamte Summe davon hat sie mir gegeben. Fünfundzwanzigtausend Dollar. Können Sie sich das vorstellen? Sie wollte nur sichergehen, dass es mir an nichts mangelt, weil sie sich in nächster Zeit nicht mehr melden würde. Ich dachte, sie arbeitet für die CIA oder so was.«
Oder Margaret-Glory-Brittany hatte sich einen Milliardär an Land gezogen, dachte sich Detective Johnson.
»Das Letzte, was ich von ihr bekommen habe, war eine Postkarte aus New York, das war vor einem halben Jahr. Sie hat geschrieben, dass der Job länger als erwartet dauert und sie sich Sorgen um mich macht und mich vermisst«, fuhr Grissom fort. »Deswegen bin ich jetzt in New York. Ich habe von meinem Arzt eine schreckliche Diagnose bekommen, außerdem habe ich allmählich das Gefühl, dass sie irgendwo festgehalten wird. Ich habe die jungen Frauen besucht, mit denen sie zusammengewohnt hat, die haben mir erzählt, dass so ein großspuriger Designer ihr den Kopf verdreht und ihr weisgemacht hat, er würde sie mit Theaterleuten zusammenbringen und einen Star aus ihr machen. An den Wochenenden ist sie mit ihm in sein Haus in Connecticut gefahren, dort sollte sie wichtige Leute treffen.«
»Wer war dieser Designer, Mr. Grissom?«
»Bartley Longe. Er hat ein schickes Büro in der Park Avenue.«
»Haben Sie mit ihm geredet?«
»Er hat mir das Gleiche gesagt wie Glory. Er hat sie als Model angestellt für die Präsentation der Musterwohnungen, die er gestaltet hat, und sie mit Theaterleuten bekanntgemacht. Aber die haben ihm alle erzählt, dass es Glory an Talent fehlt, und irgendwann wollte er diesen Leuten mit Glory nicht mehr auf die Nerven fallen. Und das war es dann, behauptet er.«
Wahrscheinlich war es das wirklich, dachte Wally Johnson. Das Übliche. Der Typ verspricht ihr das Blaue vom Himmel, fährt ein wenig auf sie ab, wird ihrer schließlich überdrüssig und sagt ihr, sie soll sich zum Teufel scheren und nächstes Wochenende nicht mehr bei ihm auftauchen.
»Mr. Grissom, ich werde der Sache nachgehen, aber ich fürchte, wir werden nicht recht weit kommen. Mehr würde mich dieser mysteriöse Job interessieren, von dem Ihre Tochter gesprochen hat. Können Sie dazu etwas mehr sagen?«
»Nein«, antwortete Toby
Weitere Kostenlose Bücher