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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Brief nicht unterzeichnet. Ich würde diesen Brief gern mit zur Polizei nehmen. Ich glaube nämlich, dass jemand sich für mich ausgibt und mich zu ruinieren versucht. Und dass diese Person auch meinen Sohn entführt hat.«
    Charles Robert Shore war ein erfahrener Strafverteidiger mit einer beeindruckenden Liste von Fällen, die zugunsten seiner Mandanten entschieden worden waren, sodass er vielen Staatsanwälten ein Dorn im Auge war. Doch für den Bruchteil einer Sekunde bedauerte er jetzt seine Freundschaft zu Alvirah Meehan und die daraus resultierende Verpflichtung, ihre eindeutig psychotische Freundin zu vertreten.
    Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Zan, haben Sie diesen Identitätsdiebstahl bereits der Polizei gemeldet?«
    Josh antwortete an ihrer Stelle. »Nein, das haben wir nicht. In den letzten Tagen war einfach zu viel los. Das verstehen Sie doch.«
    »Ja«, sagte Charley leise. »Zan, es wäre von Vorteil, wenn dieses Problem bei der Befragung durch Detective Collins und Detective Dean nicht zur Sprache kommt. Können Sie mir das versprechen?«
    »Warum sollte es nicht zur Sprache kommen?«, fuhr Zan wütend auf. »Verstehen Sie denn nicht? Das ist alles Teil eines Plans, und wenn wir dem auf den Grund gehen, erfahren wir, wer Matthew festhält.«
    »Zan, vertrauen Sie mir. Wir müssen das erst gründlich besprechen, bevor wir uns dazu entschließen können, ob und wann wir der Polizei davon erzählen.« Charley Shore sah auf seine Uhr. »Zan, wir müssen los. Unten wartet ein Wagen auf uns.«
    »Ich verlasse und betrete das Gebäude gewöhnlich über den Lieferanteneingang«, sagte Zan. »Am Eingang lauern immer irgendwelche Reporter.«
    Charley Shore betrachtete seine neue Mandantin. Sie schien sich verändert zu haben seit letztem Abend, als er sie, eine blasse, zitternde und in jeder Weise labile Person, zu Alvirah gebracht hatte.
    Heute legte sie eine bemerkenswerte Entschlossenheit an den Tag. Sie trug dezentes Make-up, das ihre haselnussbraunen Augen und ihre langen Wimpern betonte. Ihr kastanienbraunes Haar, gestern noch zu einem strengen Knoten gebunden, fiel ihr offen über die Schultern. Gestern hatte sie Jeans und eine Kunstfelljacke getragen, heute steckte ihr schlanker, wohlgeformter Körper in einem dunkelgrauen Hosenanzug, wobei sie sich einen bunten Schal um den Hals drapiert hatte.
    Auch Charleys Frau Lynn wusste sich zu kleiden. Seine American-Express-Abrechnung bestätigte ihm das jeden Monat aufs Neue – was er allerdings als kleinen Preis für die vielen Unannehmlichkeiten betrachtete, wenn sie wieder einmal eine Dinnerparty verpassten oder zu spät zu einer Veranstaltung im Lincoln Center erschienen, weil er einen wichtigen Fall vorzubereiten hatte. Aber wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er das Bild von Zan Moreland als Opfer demjenigen vorgezogen, das die Medien heute von ihr bekommen würden.
    Dagegen allerdings ließ sich nichts machen. Er griff zu seinem Handy und wies seinen Chauffeur an, zur Rückseite des Gebäudes zu kommen.
    Es war ein für die Jahreszeit ungewöhnlich kühler Tag, obwohl die Sonne schien und die weißen Wolken das Versprechen bereithielten, dass es wenigstens nicht mehr regnen würde. Charley sah nach oben und hoffte trotz seiner ernsthaften Zweifel, der heitere Himmel wäre ein gutes Omen.
    Nachdem sie eingestiegen waren, sagte er: »Zan, Folgendes ist äußerst wichtig. Machen Sie bitte immer genau das, was ich Ihnen sage. Wenn Collins oder Dean Ihnen eine Frage stellen und ich sage Ihnen, dass Sie nicht darauf antworten sollen, dann halten Sie sich daran. Ich verstehe, Sie brennen darauf, ihnen Ihre Version der Ereignisse zu schildern, aber das dürfen Sie auf keinen Fall tun.«
    Zan grub die Fingernägel in die Handflächen und wollte sich keinesfalls anmerken lassen, wie viel Angst sie hatte. Sie mochte Charley Shore. Er war sehr nett zu ihr gewesen und hatte sich gestern am Krankenhausbett und später im Taxi während der Fahrt zu Alvirah und Willy so väterlich gegeben. Aber ihr war klar, dass er keine Sekunde daran zweifelte, dass sie die Frau auf den Fotos vom Central Park war. Obwohl er es zu verbergen versuchte, war klar ersichtlich, dass für ihn auch der Brief an Wallington Fabrics mit ihrer Unterschrift in die gleiche Kategorie fiel.
    Eines ihrer Lieblingsbücher in ihrer Kindheit war Alice im Wunderland gewesen. Der Ausruf »Kopf ab, Kopf ab!« kam ihr jetzt in den Sinn. Immerhin will Charley mir helfen, und wenigstens kann ich

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