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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Trauer gelegen. Es war keine große Kunst, ihren Schmerz und ihr Leid wahrzunehmen. Louise hatte ursprünglich bei Moreland Interiors angerufen und Zan dazu eingeladen, sich für die Gestaltung der Musterwohnungen zu bewerben. Seltsamerweise waren sie sich dann erst begegnet, als Zan ihre Entwürfe abgegeben hatte. Sie hatte sie persönlich vorbeigebracht. Bartley Longe dagegen war von seinem Assistenten begleitet worden, der ihm seine Entwürfe getragen hatte.
    Auch ein Grund, warum ich den Typen nicht mag, dachte Kevin. Longe hatte etwas Anmaßendes an sich. »Ich freue mich bereits darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Kevin« – als hätte er den Auftrag schon sicher in der Tasche.
    Es war zehn vor acht, und er war bereit, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Da er sich den gesamten Tag im 701 Carlton Place aufhalten wollte, trug er ganz leger ein Sporthemd, darüber einen Sweater und Khakis. Er warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Ein Besuch beim Friseur war längst überfällig, weshalb er sich stets vergewissern musste, dass seine Haare auch einigermaßen glatt gebürstet waren.
    Als Kind hatte ich solche Locken, dass Mom immer meinte, eigentlich hätte ich ein Mädchen werden sollen. Zan Moreland hat lange, glatte Haare im dunklen Ton eines japanischen Ahorns. Mein Gott, ich wusste gar nicht, dass ich so eine poetische Ader habe, dachte er und griff sich seine Jacke, um die Wohnung zu verlassen.
     
    Falls Louise Kirk nicht Punkt neun eintraf, würde er sich wieder ihr Geschimpfe anhören müssen, dass irgendwann einmal der Verkehr in New York ganz zum Stillstand kommen würde. Heute aber war sie eine Viertelstunde zu früh dran.
    Kevin hatte ihr einmal erzählt, dass er bei seinem morgendlichen Fitnessprogramm die Fernsehsender durchzappte.
    »Kevin, haben Sie zufällig Today gesehen, wo über Zan Moreland berichtet wurde?«, fragte sie gespannt.
    Na, dachte er, vertragen wir uns wieder? Werde ich wieder mit Vornamen angesprochen?
    »Ja, hab ich«, antwortete er.
    Louise schien darauf gar nicht einzugehen. »Wenn an den Bildern nicht herumgepfuscht wurde – und ich verwette meinen Arm darauf, dass dem nicht so ist –, dann ist sonnenklar, dass das arme Mädel völlig verrückt ist.«
    »Louise, das ›arme Mädel‹, wie Sie Alexandra Moreland nennen, ist eine äußerst begabte Innendesignerin und eine sehr attraktive Frau. Können wir uns weitere Urteile sparen und das Thema bleibenlassen?«
    Es kam nur äußerst selten vor, dass Kevin gegenüber seinen Angestellten den Chef herauskehrte, in diesem Fall aber musste er seiner Verärgerung einfach Luft machen.
    Als Kind hatte er auf Drängen seiner Mutter Klavierunterricht bekommen. Alle drei – seine Mutter, seine Lehrerin und er selbst – wussten recht schnell, dass er keinerlei musikalisches Talent besaß, was seine Freude an der Musik aber keineswegs geschmälert hatte. Und ein Lied lernte er sogar ganz passabel zu spielen: »The Minstrel Boy.«
    Eine Textzeile daraus wollte ihm jetzt nicht aus dem Kopf: »Wenn du von aller Welt verraten … soll wenigstens ein Schwert deine Rechte wahren … eine treue Harfe dir ein Loblied singen!« Wen hatte Zan Moreland, der sie verteidigen oder sie preisen würde?, fragte sich Kevin.
    Louise Kirk hatte die Botschaft verstanden. »Natürlich, Mr. Wilson«, antwortete sie etwas kleinlaut.
    »Louise, lassen Sie das mit ›Mr. Wilson‹. Wir machen einen Rundgang durchs gesamte Gebäude. Holen Sie Ihren Notizblock. Mir sind nämlich ein paar Schlampereien aufgefallen, da werden einige heute noch was zu hören bekommen.«
    Um zehn Uhr, als Kevin in Begleitung von Louise auf die ungleichmäßige Verfugung in den Duschen von drei Wohnungen im zwölften Stock hinwies, klingelte sein Geschäftshandy. Da er nicht gestört werden wollte, reichte er kurz entschlossen Louise den Apparat.
    Sie nahm den Anruf entgegen, lauschte und sagte schließlich: »Tut mir leid, Mr. Wilson ist momentan nicht erreichbar, aber ich richte es ihm gern aus.« Sie beendete das Gespräch und gab ihm das Handy zurück. »Es war Bartley Longe«, sagte sie. »Er wollte Sie heute zum Mittagessen einladen, und falls das nicht klappt, heute oder morgen mit Ihnen zu Abend essen. Was soll ich ihm sagen?«
    »Dass er das vorerst vergessen kann.« Wahrscheinlich kriegt sich Longe gar nicht mehr ein, weil er den Auftrag bekommen würde, dachte er und musste sich widerwillig eingestehen, dass dem möglicherweise ja wirklich so war. Die

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