Ich folge deinem Schatten
beinhaltete eine fingernagelgroße Probe einer neuen Gesichtscreme. Der letzte Umschlag aber entlockte ihr ein Lächeln. Er stammte von Alvirah Meehan. Sofort riss sie ihn auf. Er enthielt die Einladung zum halbjährlichen Treffen der Selbsthilfegruppe für Lotteriegewinner, das in der folgenden Woche in Alvirahs und Willys Wohnung stattfinden sollte.
Alvirah hatte eine persönliche Notiz dazugelegt: »Liebe Penny, ich hoffe, Bernie und du werdet kommen. Es ist immer sehr schön, euch zu sehen.«
Wir werden kommen, dachte Penny erfreut, nachdem sie in Gedanken Bernies Terminplan durchgegangen war. Und ich bin schon sehr gespannt, was du über diese Moreland denkst. Ich weiß doch, dass ihr irgendwie befreundet seid.
Ihre Vorfreude ebbte ein wenig ab, als sie nach oben ging, duschte und sich ankleidete. Irgendetwas irritierte sie, und das hatte mit dieser abweisenden und unfreundlichen Gloria Evans in Owens’ Farmhaus zu tun. Dabei ging es ihr gar nicht so sehr um die brüske Ablehnung ihrer Blaubeer-Muffins und auch nicht um den Spielzeuglaster. Die Frau wollte angeblich ein Buch zu Ende schreiben, aber selbst Autoren, die für sich sein wollten, knallten einem doch nicht einfach so die Tür vor der Nase zu, oder?
Penny, von Natur aus sparsam, fand es überaus seltsam, was Rebecca ihr von Gloria Evans erzählt hatte – dass diese, ohne mit der Wimper zu zucken, die Miete für ein ganzes lahr hingeblättert hatte, obwohl sie nur drei Monate bleiben wollte.
Mit dieser Dame, entschied sie, stimmt etwas nicht. Und außerdem ist sie nicht nur unfreundlich, sie ist auch hochgradig nervös geworden, als ich vor ihrer Tür aufgetaucht bin. Ob sie dort draußen irgendwelche illegalen Sachen treibt, möglicherweise sogar Drogen verkauft? Würde doch keiner mitbekommen, wenn jemand mitten in der Nacht bei ihr vorfährt. Owens’ Haus ist das einzige an der Straße, die kurz darauf an einem Feld endet.
Ich würde sie ja nur zu gern im Auge behalten, dachte sie. Das Problem ist nur: Sollte Gloria Evans zufällig am Fenster stehen, sieht sie mich vorbeifahren, wenden und zurückkommen. Und wenn sie wirklich in irgendwelche Machenschaften verstrickt ist, könnte sie dadurch misstrauisch werden.
Und während Penny mit gespitzten Lippen leuchtend roten Lippenstift auftrug – ihre einzige Extravaganz musste sie plötzlich schallend loslachen, sodass sie sich den Lippenstift über die Wange schmierte. »Heiliger Strohsack«, sagte sie laut, »jetzt weiß ich, was mich an dieser Evans so irritiert hat. Sie erinnert mich an diese Moreland. Ist das nicht ein Ding? Mal abwarten, bis ich Alvirah erzähle, mit welchen dubiosen Angelegenheiten ich mich hier herumschlage. Sie wird sich köstlich amüsieren.«
41
Charley Shore konnte sein Erstaunen nicht verhehlen, als Josh die Tür zu Moreland Interiors öffnete und er die Stoffrollen bemerkte, die an der Wand lehnten und das halbe Büro einnahmen.
»Ein Missverständnis mit einem unserer Lieferanten«, erklärte Josh.
»Nein, kein Missverständnis«, korrigierte Zan ihn. »Mr. Shore … oder Charley, nachdem wir uns ja darauf geeinigt haben, uns mit Vornamen anzusprechen: Jemand bestellt auf unseren Namen Materialien für einen Auftrag, den wir noch gar nicht haben, und hackt sich in mein Bankkonto ein.«
Sie hat wirklich den Verstand verloren, dachte sich Shore, ohne sich das Geringste anmerken zu lassen. »Wann haben Sie das alles herausgefunden, Josh?«
»Als Erstes ist uns vorgestern aufgefallen, dass jemand auf Zans Namen ein Einfach-Flugticket erster Klasse für nächste Woche nach Südamerika bestellt und unser Geschäftskonto damit belastet hat«, sagte Josh, um einen sachlichen Tonfall bemüht. »Dann kamen Rechnungen für teure Kleidung. Und jetzt bekommen wir von unseren Lieferanten Teppiche und Stoffe und Wandbehänge, die wir gar nicht bestellt haben.«
»Josh will Ihnen damit zum Ausdruck bringen, dass er glaubt, ich bilde mir das alles nur ein. Er glaubt nicht, dass hier ein Hacker am Werk ist«, sagte Zan ruhig. »Aber so ist es, und es sollte auch nicht schwer zu beweisen sein.«
»Wie wurden die Bestellungen bei Ihren Lieferanten aufgegeben?«, fragte Charley Shore.
»Telefonisch und …«, begann Josh.
»Zeig Charley den Brief, Josh«, unterbrach Zan ihn.
Josh reichte dem Anwalt den Brief. »Das ist Ihr Briefpapier?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Zan.
»Und auch Ihre Unterschrift, Zan?«
»Sie sieht aus wie meine Unterschrift, aber ich habe den
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