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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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beinahe bei Rot über die Ampel. Hastig trat er einen Schritt zurück, um nicht von einem Sightseeing-Bus überrollt zu werden. Ich sollte lieber aufpassen, wo ich hinlaufe, sagte er sich. Ich bin doch nicht nach New York gekommen, um mich von einem Bus über den Haufen fahren zu lassen.
    Aber gleich danach war er wieder in Gedanken bei Bartley Longe. Ich bin doch nicht von gestern! Ich weiß, warum Longe Glory dazu überredet hat, mit in sein Landhaus zu kommen – so hat er sein Haus in Connecticut genannt: sein Landhaus. Glory war ein nettes, unschuldiges Mädchen, als sie nach New York gekommen ist. Longe hat sie nicht nach Connecticut geholt, um mit ihr Flohhüpfen zu spielen. Nein, er hat sie ausgenutzt.
    Hätte Glory nach der Highschool nur Rudy Schell geheiratet. Er war ja ganz verrückt nach ihr. Rudy hat mit achtzehn zu arbeiten angefangen, und jetzt hat er ein großes Klempnergeschäft. Und ein großes Haus. Erst letztes Jahr hat er geheiratet. Wenn ich ihn treffe, erkundigt er sich immer nach Glory. Er mag sie immer noch, keine Frage.
    Ihm wurde bewusst, dass er nicht weit von der Dienststelle des 13. Reviers entfernt war, wo er sich gestern mit Detective Johnson getroffen hatte. Ihm kam ein Gedanke. Der Detective hat nie danach gefragt, ob er Glorys Postkarte sehen könnte. Sie hat darauf alles in kleinen Druckbuchstaben geschrieben, ich dachte mir, das läge daran, weil ihre Handschrift mit den vielen Schnörkeln einfach zu groß ist. Aber angenommen, die Karte stammt gar nicht von ihr? Angenommen, jemand fürchtet, ich könnte mir Sorgen um sie machen, und will nicht, dass ich nach ihr suche? Vielleicht weiß er auch, dass ich bald abtreten werde.
    Ich werde noch mal zu Detective Johnson gehen und mich an seinen Schreibtisch setzen, auf den er so stolz ist, beschloss Toby. Ich werde ihn bitten, die Postkarte auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Und dann werde ich ihm sagen, dass er Mr. Bartley Longe auf der Stelle aufsuchen soll, falls er das nicht schon gemacht hat. Glaubt dieser Detective vielleicht, ich lasse mich von ihm auf den Arm nehmen? Wahrscheinlich will er Longe, wenn überhaupt, nur mal kurz anrufen, und dann redet er nur um den heißen Brei herum, entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und sagt ihm, dass so ein alter Zausel bei ihm hereingeschneit kam und er dem eben leider nachgehen muss. Und wenn er ihn fragt, ob er Glory kennt, speist ihn Longe mit dem gleichen Mist ab, den er auch mir schon aufgetischt hat – dass er Glory bei ihrer Karriere helfen wollte und seitdem von ihr nichts mehr gehört hat. Und Detective Johnson an seinem Fensterschreibtisch, von dem man noch nicht einmal eine richtige Aussicht hat, bittet Mr. Longe um Verzeihung für die Störung, und das war’s dann.
    Wenn ich den Flug verpasse, sei’s drum, dachte sich Toby und bog in die Straße ein, die zur Dienststelle des 13. Reviers führte. Ich kann nicht nach Hause fliegen, bevor der Detective nicht die Postkarte auf Fingerabdrücke untersucht und sich diesen Longe vorgeknöpft hat, damit er erfährt, wann er Glory zum letzten Mal gesehen hat.

48
    »Ms. Moreland, Sie sind nicht verhaftet, vorerst zumindest nicht«, sagte Billy Collins, als Zan bereits zur Tür wollte. »Aber ich würde vorschlagen, dass Sie noch etwas bleiben.«
    Zan sah zu Charley Shore, der ihr zunickte. Sie richtete den Stuhl auf, setzte sich und bat um ein Glas Wasser, um etwas Zeit zu gewinnen. Während Collins es holte, versuchte sie sich zu beruhigen. Charley legte sofort wieder den Arm auf ihre Rückenlehne und drückte ihr kurz die Schulter, doch diesmal fand sie die Geste alles andere als bestärkend.
    Warum erhebt er keinen Einspruch gegen ihre Unterstellungen?, fragte sie sich. Nein, es waren keine Unterstellungen, es waren Anklagen. Was nützte ihr ein Anwalt, wenn er sie nicht verteidigte?
    Sie rückte den Stuhl ein wenig nach links, damit sie Detective Dean nicht direkt vor sich hatte, und bemerkte erst jetzt, dass Dean in ein Notizbuch vertieft war, das sie aus ihrer Tasche gezogen hatte.
    Billy Collins kehrte mit dem Glas Wasser zurück und nahm Zan gegenüber Platz. »Ms. Moreland …«
    Zan unterbrach ihn. »Ich würde mich gern mit meinem Anwalt unter vier Augen unterhalten«, sagte sie.
    Collins und Dean erhoben sich. »Wir gehen einen Kaffee trinken«, sagte Collins. »In der nächsten Viertelstunde kommen wir nicht zurück.«
    Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, riss Zan ihren Stuhl herum, damit sie

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