Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Telefon hängen.”
„Wenn ich meinen Laptop nicht noch brauchte, würde ich es jetzt nach dir werfen.”
„Es tut mir leid. Wenn Männer unter sich sind, sagen sie gelegentlich nun mal solche Dinge.”
„Tyler ist kein Mann. Er ist ein Kind und schaut zu dir auf. Für ihn ist alles, was du von dir gibst, die ultimative Wahrheit.”
Ethan wirkte sowohl erfreut als auch zerknirscht. „Okay. Du hast recht. Ich muss denken, bevor ich rede.”
Sie hatte schon den Mund aufgemacht, um etwas zu erwidern. Doch sie klappte ihn wieder zu. „Wie bitte?”
„Du hast recht. Ich hätte es nicht sagen sollen. Es gibt übrigens einiges, was ich bereue. Diese einstweilige Verfügung zum Beispiel. Ich hätte vorher mit dir reden müssen. Aber ich war sauer. Keine gute Ausgangsbasis für wichtige Entscheidungen.”
„Tja, dann habe ich wohl Pech gehabt. Wie kann ich dich weiter beschimpfen, wenn du Fehler eingestehst und dein Handeln bereust?”
Er lächelte schief. „Irgendeinen Grund wirst du schon finden. Dann kannst du mich in deinem nächsten Buch wieder zum Mordopfer machen.”
Sie zog feixend die Augenbrauen hoch. „Vielleicht habe ich das schon getan.”
Er lachte. Dann nahm er einen Schluck Wasser. „Du bist gut, weißt du. Deine Bücher sind außergewöhnlich gut.”
Bei diesem Kompliment wurde ihr warm ums Herz. „Danke schön.”
„Besprichst du die Handlung eigentlich mit einem echten Ermittler?”
Sie nickte. „Ich habe in Tylers Schule eine Kripobeamtin kennengelernt. Wir sind irgendwann mal ins Gespräch gekommen, als sie ihre Tochter abgeholt hat. Mittlerweile liest sie meine Manuskripte und gibt Bescheid, wenn mir irgendwo ein Fehler unterlaufen ist.”
„Sie ist Mutter?”
Liz legte ihren Laptop auf die Decke, streckte den Arm aus und gab Ethan einen kräftigen Klaps auf die Schulter. „Was ist bloß los mit dir? Nevada ist eine Frau und arbeitet als Ingenieurin. Das findest du doch auch okay, oder? Warum bist du so verbohrt, wenn es um andere Frauen geht?”
Er packte sie an der Hand, zog sie neben sich auf die Decke und drehte sie auf den Rücken.
„Ich habe kein Problem mit Frauen.” Er beugte sich über sie. „Ich sagte Mutter, nicht Frau. Ich habe einfach noch nie daran gedacht, dass eine Kriminalkommissarin auch eine Familie haben könnte.”
„Woher solltest du das auch wissen? Im Fernsehen wird das Privatleben dieser Leute ja nie gezeigt.”
„Willst du damit sagen, ich wäre oberflächlich?”, fragte er schmunzelnd. „Für jemanden, der mir gerade hilflos ausgeliefert ist, bist du furchtbar arrogant.”
„Ich dir hilflos ausgeliefert? Das glaubst aber auch nur du!”
„Ach?”
Sie starrten einander an. Sein Mund war nur weniger Zentimeter über ihrem. Liz tat ihr Bestes, um nicht auf seinen Körper zu reagieren, den sie auf sich spürte.
„Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Bautrupp gerade aus dem Fenster guckt?”, überlegte er laut.
„Mehr als fünfzig Prozent.”
„Das hätte ich auch geschätzt. Verdammt.” Er rollte sich von ihr herunter. „Themenwechsel. Bist du mit deinem Buch in Verzug geraten, seit du hier bist?”
„Nicht allzu sehr.”
„Aber dieser Sommer ist bestimmt nicht gerade förderlich fürs Einhalten deines Abgabetermins.”
„Das stimmt. Aber das habe ich einkalkuliert. Im Sommer habe ich normalerweise immer weniger Zeit zum Schreiben, weil Tyler öfter zu Hause ist. Also läuft es derzeit trotz allem ganz gut.”
Er drehte sich auf die Seite, sah sie an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was hast du gemacht, bevor du Schriftstellerin wurdest?”, erkundigte er sich.
„Ich habe anfangs in San Francisco als Kellnerin gejobbt. So wie früher in Fool’s Gold. Mit fortschreitender Schwangerschaft konnte ich nicht mehr so schnell gehen und habe als Kassiererin gearbeitet. Da konnte ich während meiner Schicht sitzen. Nach Tylers Geburt habe ich dann in einem schöneren Restaurant gearbeitet, wo das Trinkgeld besser war.”
„Versteh mich jetzt bitte nicht falsch”, sagte er vorsichtig. „Aber ich hätte dir geholfen.”
„Wenn du es gewusst hättest.”
Er nickte.
Sie überlegte. Es stimmte – er hätte ihr wirklich eine Hilfe sein können.
Sie dachte an die langen, einsamen Abende, nachdem sie Tyler aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht hatte. Dachte an die panische Angst, die sie dabei gehabt hatte, allein mit einem neugeborenen Kind zu sein. Zwar hatte sie sich ein paar Bücher aus
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