Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
nicht aufgetaucht. Liz würde diesen Punkt mit Ethan besprechen müssen, wenn sie ihn das nächste Mal sah. In der Zwischenzeit musste sie sich um drei Kinder kümmern.
Melissa und Abby stritten sich gerade, wer als Nächste telefonieren durfte. Abby motzte, dass Melissa ja ihr Handy benutzen könnte, während Tyler sich über sein Zeitlimit beim Computerspielen aufregte.
„Dad würde mich länger spielen lassen”, meckerte er und griff nach dem Joystick.
„Das weißt du doch gar nicht.”
„Doch. Bei ihm darf ich viel mehr als bei dir.” Tyler schob trotzig die Unterlippe vor.
Liz bezweifelte nicht, dass Ethan momentan anderes im Sinn hatte, als seinem Sohn etwas zu verbieten. Er lernte ihn ja erst kennen.
Sie ermahnte sich, geduldig und verständnisvoll zu sein. Mit der Zeit, sagte sie sich, wird sich schon alles einspielen.
„Ich freue mich, dass du dich gut mit deinem Dad verstehst. Aber deine Computerspielzeit ist jetzt vorbei.” Sie nahm ihm den Joystick aus der Hand. „Außerdem gehen wir jetzt schwimmen, also zieh bitte deine Badehose an.”
„Ich möchte lieber zu Dad.”
Liz ignorierte sein Gemecker und ging zur Treppe. „Fünfzehn Minuten!”, rief sie laut, um das Streiten der Mädchen zu übertönen. „Dann seid ihr fertig oder ihr bleibt zu Hause.”
Abby kam zum Treppenabsatz gelaufen. „Wohin gehen wir?”
„Ins Schwimmbad. Wir bleiben den ganzen Tag.”
„Kriegen wir mittags Hotdogs?”, fragte Abby.
„Ja”
Nun tauchte auch Melissa auf. „Ich bin zu alt fürs Schwimmbad.”
Liz hatte kein gutes Gefühl bei der Vorstellung, das Mädchen allein zu Hause zu lassen. Nicht, weil sie Angst hatte, dass Melissa irgendetwas anstellte. Sie befürchtete vielmehr, dass sie zu viel grübeln würde. Besser, sie ging unter Menschen.
„Ruf doch eine deiner Freundinnen an und frag, ob sie mitkommen möchte”, schlug Liz vor. „Aber sei in fünfzehn Minuten fertig. Das ist mein Ernst.”
Die beiden Mädchen drehten sich um und liefen den Flur hinunter. Liz ging hinauf, um sich ihren Badeanzug anzuziehen. Sie hatte zwar nicht unbedingt vor, ins Wasser zu gehen, aber die Chance, nass gespritzt zu werden, war ziemlich groß. Besser, sie war gerüstet.
Tyler quälte sich langsam die Treppe hinauf und murmelte vor sich hin, dass er lieber bei seinem Vater wäre.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie schließlich aufbrechen konnten. Aber es lohnte sich. Es waren zwar bereits einige Familien im Bad, doch es gab zahlreiche freie Plätze im Schatten.
„Wie wär’s da drüben?” Liz deutete auf einen Baum.
„Ich habe Jason entdeckt”, sagte Tyler und lief sofort los.
„Brittany ist mit ihrer Mom da”, stellte Abby fest. „Darf ich mich zu ihnen setzen?”
„Madison wartet bei der Imbissbude auf mich.” Auch Melissa lief los.
Liz erlaubte Abby, zu ihrer Freundin zu gehen. Dann schleppte sie alle Badesachen allein zu dem Stückchen Wiese, das sie ausgesucht hatte, und breitete die Badetücher aus. Nachdem sie sich eingecremt, einen Hut aufgesetzt und den mitgebrachten Liebesroman zur Hand genommen hatte, klingelte ihr Handy.
„Hallo?”
„Ich bin’s, Pia. Ich stehe vor deinem Haus. Wo bist du?”
„Im Schwimmbad.” Sie hatte seit der Feier für Crystal nicht mehr mit Pia geredet. „Was ist los?”
„Ich habe die Probedrucke der Plakate”, erklärte Pia. „Ich wollte mich vergewissern, dass du mit ihnen einverstanden bist. Schließlich bist du ja unser Star.”
Liz runzelte die Stirn. Sie wusste Pias Bemühungen zwar zu schätzen, aber die Plakate gingen sie selbst eigentlich nichts an. Es war Pias Job, Werbung für die Signierstunde zu machen. Außerdem hatte Liz die Plakate bei dem Meeting im Rathaus ohnehin schon gesehen.
Dann wurde ihr klar, dass es gar nicht um die Plakate ging. Sondern darum, dass Pia ihre Freundin Crystal vermisste.
„Ich würde dich furchtbar gern treffen”, sagte Liz. „Aber ich bin mit allen drei Kindern hier. Warum ziehst du nicht einfach einen kessen Bikini an und kommst nach?”
Pia seufzte. „Nein, danke. Ich gehe einfach nach Hause. Mir geht es nicht besonders gut.”
„Ein Grund mehr, dich dick mit Sonnenöl einzucremen und so zu tun, als würdest du dich bräunen. Komm schon. Ich brauche dringend einen Erwachsenen zum Reden.”
Pia zögerte. „Vielleicht”, sagte sie schließlich. „Okay, ich komme. Soll ich irgendetwas mitbringen?”
„Wein?”
Pia kicherte. „Ich glaube nicht, dass sie mich mit Alkohol ins
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