Ich gab mein Herz fuer Afrika
belichtete Material heraus, versteckte es und legte neuen Film ein. Kurz darauf wurden alle auf die Polizeiwache des Dorfes verfrachtet, wo sie, wie Joan schrieb, »elf Stunden lang erklärten, aus welchem Grund wir in einem Ballon über den Berg fliegen wollten!« Schließlich brachte man sie nach Moshi. Der oberste Beamte dort wusste, was ein Heißluftballon und was ein Flugplan war. Er erlaubte ihnen zu gehen, allerdings konfiszierte er den Film.
»Ich legte einen Wutanfall hin«, schrieb Alan, »aber vergebens. Sie wollten den Film entwickeln und ihn mir wiedergeben, wenn er kein verbotenes Material enthielt. … Wir lachten erst, als wir ein gutes Stück von Moshi entfernt waren.« Joan hatte ihn wieder einmal gerettet – und ihr bis zu diesem Zeitpunkt ehrgeizigstes Projekt.
1974 kam Jacqueline Kennedy Onassis zur Safari nach Kenia. Nachdem sie über Freunde von Alan und Joan gehört hatte, bat sie die beiden, sie in den Busch zu begleiten. Sie reiste mit ihren beiden Kindern, der damals sechzehnjährigen Caroline und dem dreizehnjährigen John, sowie einigen von deren Freunden an. Um keine
öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, wollte Jackie sich privat bei Joan und Alan einquartieren. Doch sie fanden es etwas unpassend, eine ehemalige First Lady in einem Haus wohnen zu lassen, das sie mit Wildkatzen und einem Flusspferd teilen müsste, und brachten sie bei einem Nachbarn unter.
Abends sahen sich Jackie und ihre Kinder Alans und Joans Filme an und fütterten die Tiere. Nach ein paar Tagen Safari über Land beschloss Alan, sie in seinem Ballon mitzunehmen. Der erste Flug – mit Alan und fünf Kindern – verlief gut. Am nächsten Morgen nahm er Jackie und den Safariführer Jock Anderson mit. Sie hatten einen idyllischen Flug über den Naivashasee und Crescent Island geplant. Sie wollten in große Höhen aufsteigen, damit sie die ganze Pracht des Sees mit den umliegenden Vulkanen erleben konnten. Wie gewöhnlich folgte Joan im Land Rover nach, um sie abzuholen. »Ich beobachtete sie von der Straße aus und war ziemlich genervt, als ein Reporter und ein Fotograf von der Newsweek mich erkannten und fragten, ob sie mir folgen dürften, um Fotos von (Jackie) zu machen«, schrieb Joan an ihre Mutter.
Als Alan auf der Piste von Naivasha landen wollte, flog er über einen Grasbrand. Weil Rauch in die Ballonhülle stieg, konnte er nicht mehr so hoch fliegen. Sie trudelten in Richtung Karagita, dem Elendsviertel von Naivasha. Alan und Jackie flogen direkt auf die Telefonleitungen zu. »Ich wusste, was passieren würde, als ich aus dem Auto ausstieg und durch das Maisfeld rannte. Ich war direkt unter ihnen, als der Korb auf die Leitungen
traf«, schrieb Joan. Er traf nicht nur einfach auf – er krachte in die Leitungen hinein, so dass die Stangen im Ballon verbogen und die Befestigung des Ballons am Korb abriss.
Der Korb drehte sich auf den Kopf, verheddert in den Telefonkabeln. Alan rief Jackie und Jock zu, sie sollten auf den Boden des Korbs klettern und sich an den Seilen festhalten. »Ich konnte nichts tun als zuzusehen, wie der Korb die letzten gut drei Meter Höhe hinunterfiel, auf die Seite kippte und das Trio herauskletterte«, schrieb Joan. Alan war unverletzt, Jock war außer Atem, und Jackie hatte lediglich einen geprellten Fuß. »Sie war sichtlich mitgenommen, aber sehr ruhig, und den Flug hat sie trotz allem genossen«, schrieb Joan ihrer Mutter. 189
Was Alan nach der Bruchlandung zur ehemaligen First Lady sagte, ist vergessen, aber er scherzte sogar mit seinen berühmtesten Gästen.
Wenn Alan von einer Reise zurückkehrte, flog er gerne in seiner Oscar Charlie durch das Hell’s Gate nach Hause, den Mini-Grand-Canyon nahe Naivasha. 190 Nur wenige waren verrückt genug, sich das zu trauen; der Canyon war so schmal, dass selbst bei einer kleinen Maschine die Tragflächen beinahe die zerklüfteten Felswände berührten. Aber Alan gefiel das sehr, besonders wenn er Passagiere hatte und ihnen erzählen konnte, dass niemand sonst außer seinem Freund Iain Douglas-Hamilton es wagte, durch das Hell’s Gate zu fliegen. Als ein Passagier fragte, was passieren würde, wenn Douglas-Hamilton genau zur gleichen Zeit wie sie auf diese Idee
käme, antwortete Alan: »Das ist ganz einfach.« Laut New Yorker erklärte er es den anderen folgendermaßen: Wenn sich die beiden Flugzeuge einander frontal näherten, sollte Iain nach oben und Alan nach unten fliegen – oder war es doch umgekehrt? Als Alan so tat,
Weitere Kostenlose Bücher