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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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als hätte er das vergessen, jagte er diesem Passagier eine solche Angst ein, dass er den Rest des Flugs über »stocksteif dasaß und nur noch geradeaus starrte«.
    Alan bluffte nicht, was diese Flüge betraf. »Eines Sonntagnachmittags in Naivasha schlug er vor, mit dem Flieger einen Ausflug zu den Flamingos am Magadisee zu machen«, erinnert sich Alan und Joans Survival -Kollege Mike Hay.
    Wir hoben ab. Alles schien auf einen angenehmen Nachmittagsausflug hinzudeuten. Aber bald befanden wir uns auf null Fuß, und Dornenzweige berührten das Fahrgestell. Als wir über den nördlichen Felsabhang zum Eingang des Hell’s Gate flogen, fielen wir wie ein Stein mit dem Gelände ab. Über uns ragten die Felsen der ersten Linkskurve der Schlucht auf, ein Zusammenprall schien unvermeidlich. Fast hätte ich mir in die Hose gemacht, als Alan eine unglaublich steile Kurve flog und mit den Rädern beinahe den Felsen streifte, während wir wieder in die Schlucht hineinstießen. Als wäre das noch nicht genügend Aufregung für einen Tag, war aus dem knisternden Funkgerät zu vernehmen, die »Red Baron« folge uns auf den Fersen. Eine zweite Cessna raste über uns hinweg und tauchte tief in die Kluft hinein. Dieses Manöver wurde von künstlichem Maschinengewehrfeuer
begleitet, und es stellte sich heraus, dass Iain Douglas-Hamilton dieser Rote Baron war. Die beiden Fliegerasse bewegten sich wie in einem Luftkampf spiralförmig durch das gesamte Hell’s Gate. Das Duell war natürlich ziemlich genau abgesprochen. Irgendwann warf ich einen Blick nach hinten zu Joan auf dem Rücksitz. Sie saß seelenruhig da und strickte, wenn ich es recht in Erinnerung habe, einen Pullover. Sie lächelte, wahrscheinlich aus Mitleid über mein Entsetzen.
    Das war wohl typisch für ihre Beziehung. Joan schien es nie zu stören, dass Alan seine helle Freude daran hatte, immer bis an die Grenze zu gehen. Er konnte sich durchsetzen, während in jeder anderen Ehe der weibliche Partner wahrscheinlich darauf bestanden hätte, dass er ein derart »verantwortungsloses« Verhalten bleiben ließ. Joan handelte nicht aus Nachsicht, sie wusste, er musste solche Dinge einfach tun.
    Er musste das wirklich, denn die Welt, die er liebte, verschwand vor seinen Augen. In einem frühen Zeitungsinterview mit Alan hieß es: »Wie viele seiner Filmemacherkollegen glaubt er, die wilden Tiere und die wilden Plätze auf der Welt seien dem Untergang geweiht, wenn nicht ein Wunder geschieht. ›Ich bin da sehr pessimistisch‹, sagt er. ›Ich habe mein ganzes Erwachsenenleben in Afrika verbracht und sehe es einfach dahingehen. Es ist, als würde man mit jemandem zusammenleben, der an Krebs stirbt.‹« 191 Dieser letzte Satz sollte sich als prophetisch erweisen, aber das konnte er damals noch nicht wissen.

    Jedes Mal, wenn Alan auf der Landebahn in Naivasha aus der Oscar Charlie ausstieg, erwartete ihn Joan – mit Essen, Proviant, Bettzeug, Zollabfertigungen, Genehmigungen, Visa –, bereit für jede nur erdenkliche Reise, die sie vielleicht für Survival würden antreten müssen.
     
    Ihre Ballonfahrten zahlten sich bald zusätzlich aus. Ab dem 3. Juni 1976 nutzten sie ihre Kenntnisse auch kommerziell und starteten den ersten Flug von Balloon Safaris Ltd. 192 Sie spezialisierten sich auf die ersten Touristenballonfahrten über große Wildtiergebiete in Kenia und Tansania. Wieder half Joan bei der Organisation und führte die Bücher. Aber an erster Stelle kamen immer die Filme.
     
    Die Aufnahmen vom Kilimandscharo würden mit Sicherheit ein Erfolg werden, aber Alan fand, für den fertigen Film brauche er mehr. Er wollte »Zwischenschnitte«, spannende Übergänge zwischen den einzelnen Episoden. Daher fuhren sie noch einmal nach Mzima Springs, in der Hoffnung, fesselnde Aufnahmen von ihnen beiden zu bekommen, wie sie mit Flusspferden schwammen.
    Die Flusspferde verhielten sich wieder ziemlich kooperativ, bis auf ein untergeordnetes Männchen. Bullen, die nicht den obersten Rang innehaben, sind nie so verträglich wie die Anführer. Das Flusspferd entfernte sich zunächst, nachdem es Joan und Alan entdeckt hatte. Dabei wirbelte es Schlamm und Schmutz auf, so dass sie einander kaum noch erkennen konnten, noch viel
weniger den Bullen, der sie nun nicht mehr aus der Ferne begutachtete. Als das Dreitausend-Pfund-Ungetüm die Blasen aus ihrer Taucherausrüstung aufsteigen sah, griff es an – mit knirschenden Zähnen kam der massige Körper in dem trüben Wasser auf sie

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