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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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verwandelte er sich in einen Elefantenfriedhof, als viele Tiere verhungerten, und darauf wurde so gewildert, dass überall Elefantenkadaver und ausgebleichte weiße Knochen lagen. Aber so etwas wie das hier hatte sie noch nie gesehen. In Zentralafrika gab es dramatisch mehr tote als lebende Elefanten – eine Abschlusszählung würde eine Bestandsreduzierung von 80 bis 90 Prozent ergeben.
    Wer tötete Elefanten in solchen Mengen? Beim Tiefflug über ein Feld mit frisch abgeschlachteten Kadavern entdeckten Joan und Iain, dass die Elefanten nicht erschossen, sondern mit Speeren erlegt worden waren. Warum? Die Antwort lautete stets: Elfenbein. Reiter kamen scharenweise über viele hundert Meilen her, aus dem Sudan bis nach Zentralafrika, um Elfenbein zu erbeuten. Ein Reiter lenkte den Elefanten von vorne ab, ein anderer griff ihn von hinten an, trieb ihm einen langen, todbringenden Speer in den Leib und stocherte so
lange in dem Tier herum, bis es stürzte. Wenn das nicht funktionierte, erschossen sie den Elefanten mit einer Kalaschnikow. Am Ende zählte Joan 4300 lebende Elefanten und 7900 tote – manche Kadaver waren ganz frisch, andere schon Jahre alt, und dies in einer Gegend, die sich einst einer Elefantenpopulation von 12 000 rühmen konnte.
    Die neue Zählung »sollte der Öffentlichkeit die ganze Situation in Zentralafrika vorstellen«, erzählte Douglas-Hamilton. Joans Aufnahmen von dem Gemetzel wurden bald durch eine Reportage bekannt und erschienen später in Zeitungen auf der ganzen Welt. Joan, Douglas-Hamilton und ihr Team bereiteten detaillierte Präsentationen vor, die sie General André Kolingba vorlegten, dem vierten Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik. Dazu wurde ein Katalog erstellt, in dem genau aufgeführt wurde, welche Maßnahmen sofort nötig waren, um die übrigen Elefanten zu retten. General Kolingba war wütend und entsetzt und setzte » Le Collecte« ein Ende, dem viel missbrauchten System, das erlaubte, Elfenbein von toten Elefanten an sich zu nehmen. Dieses Verfahren führte nur dazu, dass Elfenbeinhändler noch mehr Elefanten töteten, deren Elfenbein sie dann »legal« einsammeln durften. Der General verbot auch den Handel mit Elfenbein, und die Europäische Union stellte mehrere Millionen Dollar zur Verfügung, um dem Abschlachten in der Zentralafrikanischen Republik Einhalt zu gebieten. Seit dieser Zeit sollte Joan bei so gut wie jeder Zählung von Elefanten und Nashörnern in Kenia und den umliegenden Ländern dabei sein.
Ihre Bemühungen in der Zentralafrikanischen Republik und in Tsavo hatten sie wieder einmal in ihrer wachsenden Überzeugung bestärkt, dass der Mensch doch etwas bewirken konnte, dass die Natur doch eine Chance hatte und dass Kenia doch nicht dem Untergang geweiht war.
    »Möglichkeiten suchen, Verlust in Wissen umzuwandeln«, schrieb Joan in ihr Notizbuch.
    Verliere dich in der Menge oder versuche zu erreichen, was du willst. Gönne dir genügend Ruhe allein mit dir selbst, damit du spürst, wer du bist.… Konzentriere dich auf das Denken. Denk daran, die Welt gehört dir. Wer nichts riskiert, wächst nicht, sondern wird nur älter. Wenn du weißt, welche Ideen, Ansichten, Beziehungen und Situationen nicht mehr für dich funktionieren, ist es Zeit, sie loszulassen. Befreie dich von negativen Gedanken – betrachte sie als Vogelschwarm, der deinen Weg kreuzt. Sieh ihnen zu, wie sie näher kommen und dann weiterfliegen.
    Sie kämpfte heroisch darum, sich selbst, ihre Ziele und ihre Ansichten in einer Welt ohne Alan neu zu finden – und wegen ihrer eigenen Verdienste anerkannt zu werden. Die Elefantenzählungen waren ihre ersten Siege. 226
    Nach den Elefanten gab es natürlich weitere Schritte in Richtung dessen, was zu der ultimativen Mission in Joans Leben nach Alan werden sollte. »Mission« ist genau das treffende Wort: Joan Root brauchte immer eine Mission. Für sie war Engagement so lebenswichtig wie Sauerstoff – ob sie nun einen Ehemann unterstützte,
Elefanten zählte oder ein verletztes Tier pflegte. Ohne etwas, wofür sie sich einsetzen konnte, fühlte sich Joan Root nicht lebendig. Doch ihre Art von Aktivismus betrieb sie sehr eigen. »Sie war kein Mensch, der in der Öffentlichkeit aufstand und losbrüllte«, sagte Sarah Higgins, ihre Freundin aus Naivasha. »Sie hat einfach im Stillen getan, was sie ihrem Gefühl nach tun musste, um die Welt zu verbessern.« 227
    »Sie war ein guter Mensch«, sagte ihr Freund David Coulson. »Unglaublich gut

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