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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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statt die Hälfte eines Paares.… Sie hatte viele Interessen. Ich bezweifle, dass ich auch nur die Hälfte ihrer Freunde kannte.« 231
    Von nun an sollte sie gesellschaftlich kein Mauerblümchen mehr sein. Manche fanden es sehr ungewöhnlich für Joan, dass sie Mitglied des ultraprivaten und geschichtenumwobenen Muthaiga Clubs wurde, einer Bastion der weißen Kenianer seit den 20er Jahren. Doch sie wollte in ihrem neuen Leben einen Schritt nach vorn tun und bat Adrian Luckhurst, sie als Mitglied vorzuschlagen. 232 Natürlich wagte es niemand, Joan Root zurückzuweisen, obwohl nur eine einzige Nein-Stimme dafür erforderlich gewesen wäre. 233 Sie gewöhnte sich an, dort zu Mittag und zu Abend zu essen, und wenn sie bei ihren Reisen nach Nairobi nicht privat bei Freunden übernachtete, schlief sie in einem der Zimmer des Muthaiga Clubs.
    Dann machte sie etwas, was viele sogar noch ungewöhnlicher fanden: Sie fuhr nach London, um sich liften zu lassen. Als sie nach Nairobi zurückkehrte, sah sie gut aus und fühlte sich gut.
    Während all der Jahre in Alans Schatten hatte sie niemals über Anerkennung nachgedacht. Nun hinterfragte sie das alles. »Sie litt unter einem Mangel an Anerkennung«,
sagte eine Freundin. »Sie fürchtete, völlig bedeutungslos zu werden. Es kränkte sie ein wenig, dass Alan immer noch (in der Welt der Tierfilmer) eingeladen wurde und sie nicht.«
    »Du hast aber nichts aus eigenem Antrieb heraus unternommen, was dich voranbringen würde«, sagte die Freundin.
    »Weil er der Showman ist und nicht ich«, antwortete Joan leise. 234
    Nach der Scheidung folgte sie Alan immer noch hinter den Kulissen. Alan hatte den Lifetime Achievement Award von Wildscreen, der herausragenden Tierfilm-Organisation, erhalten. Der britische Fernsehstar David Attenborough hatte bei der Veranstaltung eine Rede über Alan gehalten, die Joan ins Reine schrieb, nachdem Alan ihr ein Video von der Zeremonie geschickt hatte.
    »Sechsminütige Laudatio von David Attenborough«, schrieb Joan. »Am Ende: Er machte den Tierfilm quasi im Alleingang groß, er machte ihn zu der professionellen, herausfordernden Tätigkeit, die er heute ist, und dafür müssen wir ihm danken. Aber eigentlich danken wir ihm nicht nur, wir bewundern ihn als einen der größten Tierfilmer, die es heute auf der Welt gibt.… Alan Root.«
    »Dann vier Minuten Alan«, schrieb Joan. »Mir wurde das Glück zuteil, von zwei außergewöhnlichen Frauen geliebt zu werden – meiner ersten Frau Joan, die mir in der Anfangszeit half, meine Karriere aufzubauen.… Und meine wunderbare Jennie, die mir dabei geholfen hat zu erkennen, dass eine Karriere wahrscheinlich das
Unwichtigste im Leben ist. Danke, Joan. Danke, Jennie, und danke allen meinen Freunden hier, die mich auf der großen Safari begleitet haben.« 235
    »Danke, Joan.« Diese Worte muss sie gerne gehört haben. Aber sie war an diesem Abend nicht dabei und auch an keinem anderen Abend, wenn Alan die Auszeichnungen für ein ganzes Leben, das den Tierfilmen gewidmet war, entgegennahm.
    Wenigstens Naivasha brauchte sie, zählte auf ihr Talent, ihre Entschlossenheit, ihre Gunst. »War den ganzen Tag zu Hause – gibt immer genug zu tun. Ich komme niemals nach«, schrieb sie im Oktober 1994. 236 Sie schrieb von Nächten, in denen Flusspferdbullen vor ihrem Schlafzimmerfenster weideten, Perlkäuze Mäuse fingen und versteckten und Wasserböcke mit 60 cm langen Hörnern durch ihren Garten hüpften. 237
    Wie sehr sie doch diesen See liebte, die Ruhe dort, den Frieden. »Ein ruhiger Tag ganz für mich allein«, schrieb sie in diesem Oktober 1994. »Briefe schreiben. Aloen pflanzen und Schnittblumen. Nachts leichter Regen. Gras grün. Garten und See sehen hübsch aus.«
    Sie achtete den Kreislauf der Jahreszeiten und bestaunte die Fähigkeit der Natur, sich zu verjüngen, zu reproduzieren und sich zu erhalten. Sie führte peinlich genau und kompliziert Buch darüber, wann sie die Tiere fütterte, die sie gesundpflegte oder kurzfristig bei sich aufgenommen hatte, und über die einzelnen Schritte der Genesung. (Um nur ein Beispiel zu nennen: Einem Kranichpaar, dem sie die Namen Adam und Eva gegeben hatte, bescheinigte sie fast täglich Fortschritte.) Sie
notierte, wann Pflanzen auf ihrem Grundstück aufblühten, wann sich Samen bildeten und wann diverse Tierarten Junge bekamen – nicht um sich einzumischen, sondern um vorbereitet zu sein, falls ihre Hilfe nötig war. Sie wusste, dass Tiere ihre Geburtszyklen nach

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