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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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und sehr zerbrechlich. Sie war tapfer. Aber eben auch zerbrechlich. Sie brauchte eine neue Mission. Ich glaube, wir haben ihr etwas von ihrem Selbstvertrauen zurückgegeben, und das freut mich.«
    Coulson, eine weltbekannte Koryphäe auf dem Gebiet der Felszeichnungen, hatte Joan eingeladen, ihn auf einer Reise in die Sahara zu begleiten, um Malereien und Felsgravuren zu fotografieren und zu dokumentieren, viele davon mehrere tausend Jahre alt. 228 »Die Felsbilder zeigten ein fruchtbares Land, im Gegensatz zu der heutigen Trockenheit. Die liebsten Motive der Künstler waren die Giraffe, der Elefant, der Strauß, Kühe, Jagdszenen mit Speeren und Hunden«, schrieb Joan an einen Freund.
    Die Liebe zum Land und zu den Tieren: In tausend Jahren hatte sich nicht viel verändert. Nachts schlief Joan alleine in einem Zelt auf einer Pritsche auf dem Sand. »An den Abenden am Lagerfeuer in der Sahara, unter dem unglaublichen Sternenhimmel und überwältigt von der Größe des Universums, erzählte uns Joan
Abenteuergeschichten aus ihrer Zeit mit Alan«, erinnerte sich Coulson. 229
    Es waren Two-in-the-Bush -Geschichten. Aber morgens war sie bereit zur Arbeit; durch die Arbeit blühte sie wieder auf. »Sie kam zu mir und sagte: ›Ich will dabei sein‹«, berichtete Coulson. »Ihre Rolle war die meiner Assistentin. Sie folgte mir wie ein Schatten. Und sie war absolut akkurat, gründlich und gewissenhaft.«
    Joan kletterte auf der Suche nach einer Felszeichnung über fünfzehn Meter hohe Felswände hinauf oder ging bei der Durchquerung eines uralten Flusstals auf alle viere, weil sie einen »flugunfähigen Grashüpfer« fand, den sie unbedingt genauer betrachten musste. Coulson staunte auch über ihre Zähigkeit, als sie nach einem Ritt auf dem Rücken eines Esels bei schneidendem Wind den Gipfel erreichten, wo es Zeichnungen gab, die noch älter als die ägyptischen Pyramiden waren. »Wir standen vor dieser prächtigen Wand, ich fotografierte und fotografierte, doch plötzlich hörten wir Joan weinen. Wir fragten: ›Joan, was ist los?‹ – ›Nichts weiter‹, antwortete sie. ›Meine Hände sind nur so kalt, dass ich nicht aufschreiben kann, was David sagt.‹«
    Er hielt inne. »Als ich mir später an dem Abend ihre Notizen ansah, stellte ich fest, dass sie einwandfrei waren. «
    Damals konnte sie bereits mit etwas Abstand auf ihr Leben als Ehefrau und ständige Gefährtin ihres Ehemanns zurückblicken, sagte David Coulson, und sie wusste, was sie richtig und was sie falsch gemacht hatte. »Sie sagte: ›Mein Fehler war, dass ich Alan abends die
Pantoffeln hingestellt habe. Ich war zu nett, zu pflichtbewusst. ‹ Ich glaube, sie hätte ein bisschen härter und mehr sie selbst sein sollen«, meinte Coulson.
    Genau das sollte sie von nun an sein – aber nicht für Joan, niemals nur für Joan allein.
     
    Mit den historischen Elefantenzählungen und anderen Abenteuern hatte Joan ihr neues Leben als Naturforscherin begonnen. Jetzt würde sie das tun, wofür sie früher keine Zeit gehabt hatte. Sie sollte sich allen erdenklichen lokalen Initiativen und Vereinen anschließen, auch den örtlichen Schul- und Krankenhausvorständen und den Naturschutzgruppen wie der Lake Naivasha Riparian Association, bei der sie sowohl Schriftführerin als auch Schatzmeister war, der Nakuru Wildlife Conservancy, wo sie als Vorsitzende und Schatzmeister fungierte, und der in Nairobi ansässigen Succulenta Society, die Sukkulenten wie Aloe oder Kakteen erforschte und schützte. Die Versammlungen der Succulenta Society fanden häufig bei Joan zu Hause statt. Die Mitglieder bestaunten die Nektarvögel, die Joans Aloepflanzen anflogen, und die prächtigen Ansellia-Africana -Orchideen, die auf ihren Akazien wuchsen. 230
    »Ich hatte nicht viel Zeit für sie, als ich sie kennenlernte«, sagte Dee Raymer, die ehemalige Vorsitzende der Succulenta Society. »Ich fand sie unglaublich eingebildet und unnahbar. Ich erwähnte das einem gemeinsamen Freund gegenüber, der mich korrigierte: › Völlig verkehrt! Sie ist unheimlich schüchtern.‹«
    Als Joan sich öffnete, fuhr Dee Raymer fort, erwies
sie sich als die beste, treueste und faszinierendste Freundin. »Es war wunderbar, mit ihr einen Ausflug zu machen! Sie wusste über alles Bescheid. Sie sog das Wissen auf wie ein Schwamm. Nachdem Alan sie verlassen hatte, führte sie eine sehr methodische Neubewertung von sich und ihrem Leben durch. Sie stand im Begriff, Joan Root, das Individuum, zu werden,

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