Ich gab mein Herz fuer Afrika
hoffte, es würde dich interessieren, wie es mir ergangen ist, seit ich wieder zurück bin. Du hast sicher bemerkt, dass ich immer noch von Alan besessen
bin, weil ich ihn liebe. Aber du bist etwas Besonderes für mich, und ich werde unsere Freundschaft immer in Ehren halten. Ich erinnere mich oft an die Wärme und die Wonne, als ich mit dir zusammen war.«
Sie vertraute Poulsen an, dass Alan »unglücklich und durcheinander« sei, nicht sicher, ob es richtig gewesen war, sie zu verlassen, »und er möchte unbedingt gute Aufnahmen machen, aber er liebt (Jennie und die Kinder) immer noch und wohnt bei ihnen, wenn er in Nairobi ist, aber er liebt auch mich und unsere Art zu leben, deshalb steckt er in einem echten Zwiespalt. Ich kann sein Dilemma verstehen – umso mehr, seit ich dich kennengelernt habe und weiß, dass ich dich lieben könnte. Dank dir fühle ich mich sehr stark, und ich freue mich darauf, wieder zu arbeiten«, schrieb sie abschließend. 248 Die Beziehung blieb locker und wurde nicht fortgeführt. Joan und ihr Liebhaber waren zwar weiterhin gute Freunde, aber von diesem Punkt an richtete sie ihre Leidenschaft nicht auf einen Mann aus, sondern auf das Land, das sie liebte.
Für Joan drehte sich alles, was ihr wirklich wichtig war, um den See. Jedem Landbesitzer gehörte ein Anteil daran, und jeder trug Verantwortung für seinen Schutz, unter der Schirmherrschaft der Lake Naivasha Riparian Association, des Verbands der Anrainer des Naivashasees, der 1929 gegründet worden war. Joan und Alan waren seit den 60er Jahren dort Mitglied, aber sie hatten selten die Versammlungen besucht, da sie sich ständig im Busch aufhielten. Nachdem Joan alleine zurückgekehrt
war, nahm sie regelmäßig daran teil, auch wenn sie niemals das Wort ergriff und sich in keinem Gremium engagierte.
Ihre Einstellung änderte sich, als jemand versuchte, ihr Land für sich zu beanspruchen – nicht alle fünfunddreißig Hektar, aber einen der wichtigsten Bereiche. »Mein Uferstück«, sagte sie, ihr Land an der Uferlinie, die je nach Wasserstand des Sees anstieg oder fiel. Zu Joans Grundstück gehörten knapp fünf Hektar Ufergebiet. Einer ihrer Nachbarn war so sehr auf diesen Bereich aus, dass er ihn unbedingt an sich reißen wollte. Die meisten der anderen Nachbarn hatten allerdings den Verdacht, er hätte das niemals versucht, wenn Alan Root noch dort gelebt hätte.
Landbesitz steht in Kenia an erster Stelle. Nicht nur die armen Afrikaner in Naivasha gieren nach einem »Plot«, einem begehrten Stückchen Grund im Elendsviertel in Karagita, auch die weißen Kenianer kämpfen um Land. Landraub spielt in der Geschichte der weißen Siedler in Kenia eine wichtige Rolle, seit die britischen Kolonialisten die Massai und andere Stammesangehörige von ihrem Land vertrieben und es für sich beanspruchten. 1991 versuchte ein Kenianischer Cowboy dasselbe bei Joan – dieser Ausdruck bezeichnet die Gruppe von dreisten, rücksichtslosen, »weißen kenianischen Landbesitzern im Großen Afrikanischen Grabenbruch. 249
Zunächst zog der Nachbar die Grenzlinien zwischen seinem und Joans Grund in Zweifel. Dann behauptete er öffentlich, die eigentliche Grenze verlaufe zur Mitte
des Sees hin, weshalb das Gebiet völlig neu aufgeteilt werden müsse und ihm zweieinhalb von Joans fünf Hektar Uferland zustünden. Nachdem er sechzig Färsen auf Joans Ufergebiet getrieben hatte, lehnte er sich erst einmal bequem zurück und wartete ab. Er erwartete, dass Joan mit ihrem bekanntermaßen schüchternen und freundlichen Wesen niemals auf eine Konfrontation aus wäre, und so würden ihm die zweieinhalb Hektar automatisch zufallen.
Da hatte er sich getäuscht. Joan blieb zwar ruhig, aber sie zog für ihr Ufergrundstück in den Krieg – leise, höflich, sogar freundlich, doch fest entschlossen zu siegen. Zunächst suchte sie sich Unterstützung. Im Kenia des Jahres 1991 brauchte sie einen Mann, und das konnte natürlich nicht Alan sein, der genügend eigene Probleme hatte. Sie wandte sich an Bill Hutton, einen Wirtschaftsberater aus Nairobi, den sie und Alan während ihrer Scheidung zu Rate gezogen hatten. Hutton, ein Schotte, ermittelte auch in Betrugsfällen. Er war selbst einem ähnlichen Schwindel zum Opfer gefallen, als ein anderer Kenianischer Cowboy versucht hatte, ihm seinen Uferanteil am Naivashasee abzujagen. Hutton war der Meinung, dieser spezielle Cowboy habe Joan Root jedenfalls deutlich unterschätzt.
Während Hutton Druck anwandte und
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