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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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Gefühl, als würde sie auserwählt und beschützt.
    Genau da klingelte wieder sein Handy.
    Geh nicht ran, dachte sie, bleib hier bei mir. Aber er ließ ihre Hand los, beugte sich zu seiner Jacke rüber und wühlte in der Tasche nach seinem Handy. Als er sah, wer es war, stand er auf und ging ein paar Schritte den Hang runter.
    »Schon wieder?«, sagte er. Seine Stimme klang anders als beim letzten Gespräch. Diesmal schwang ein Hauch Furcht mit. »Warum hast du aufgemacht? Ich hab dir doch gesagt, lass es. Was sollte das?«
    Er warf Ellie einen raschen Blick zu.
    »Deine Schwester?«, formte sie mit den Lippen.
    Er nickte, ging noch ein paar Schritte weiter runter. »Ist gut, beruhig dich, jetzt sind sie weg. Nein, ich schimpf nicht mit dir. Hör mal, Holly, so mach ich es: Ich komm gleich zu dir, okay? Ich werd Jacko bitten, mich mitzunehmen, und in zwanzig Minuten bin ich da. Nein, Kleine, ich kann nicht bleiben, ich muss zur Arbeit, aber ich bring dir was Leckeres mit. Was willst du haben?«
    Ellie zog ihre Kleider zu sich ran. Sie schaffte es, die nasse Bluse aufzuknöpfen und sie gegen Strickjacke und Mantel zu tauschen, ohne dass er zusah, während er sich von seiner Schwester verabschiedete. Sofort wählte er wieder und verabredete sich mit seinem Freund in zehn Minuten am Friedhofstor.
    Das war's dann also. Tag gelaufen. Sie wusste, es war zu gut gewesen, um von Dauer zu sein.
    Er klappte sein Handy zu und kam den Hang wieder hoch. »Sorry«, sagte er.
    »Das hat sich problematisch angehört.«
    »Meine Schwester ist aufgeregt. Sie ist erst acht, und ein paar Leute haben bei uns geklingelt, und sie hat aufgemacht und einen ziemlichen Schock gekriegt.«
    »War deine Mum nicht da?«
    »Die musste kurz weg.«
    »Was waren das für Leute?«
    »Ach, niemand, irgendwer halt. Jedenfalls muss ich los.«
    Ellie stieg rasch in ihren Rock, als hätte sie gerade genau das Gleiche gedacht. Während sie durch das Gras gingen, zog er sich Jeans, Socken und Sneakers an. Der Augenblick, als sie sich geküsst hatten, schien ewig her zu sein.
    »Wo arbeitest du?«, fragte sie.
    »In 'nem Pub. Nicht in der Stadt, du kennst ihn bestimmt nicht. Einer von den Touristenschuppen unten am Hafen.«
    Sie sagte nichts, hoffte, dass er sie zum Mittagessen einlud, nachdem er das mit seiner Schwester geregelt hätte. Sie konnte an der Bar sitzen und mit ihm quatschen, sich ein Sandwich bestellen. Aber er fragte sie nicht, sondern sagte nichts, und sein ganzes Gesicht sah so verschlossen aus, als ob er das nie im Leben vorhätte.
    Schweigend gingen sie zurück. Ihre Schuhe, zu groß ohne die Strumpfhose, schlappten laut auf dem Weg. Ihre nasse Unterwäsche fühlte sich klamm an und rieb an den Innenseiten ihrer Schenkel und unter den Armen. Von einer Hand ließ sie ihre nasse Bluse und Strumpfhose über den Boden schleifen, ließ sie Erde, Blätter und Zweige aufsammeln. Es war ihr egal. Sie wollte Sachen, geheime Gerüche und Dinge vom Weg einsammeln. Die wollte sie untersuchen, wenn sie nach Hause kam, vielleicht würde ihr dann das, was im Wasser geschehen war, echt vorkommen.
    Doch wo der Weg zum Hang führte und sie von dort zum Friedhof und der Bank zurückkamen, blieb er stehen. Er drehte sich mit großem Ernst zu ihr um.
    »Ich mag dich«, sagte er.
    Das hörte sich bei ihm so an, als rechnete er felsenfest mit Widerspruch. Sie nickte. Sein Gesicht verriet, dass er ihr etwas sehr Wichtiges mitteilte.
    Er sagte: »Das stimmt. Was auch immer geschieht, du musst es glauben.«
    »Das klingt ein bisschen dramatisch.«
    Er sah wieder auf sein Handy. »Ich muss los.«
    Zusammen gingen sie über den Friedhof und durch das Holztor hinaus. Es war immer noch viel zu lange hin bis zum Schulschluss, niemand war zu sehen. Er wirkte nervös, als er so auf der Straße stand. Wollte er nicht mit ihr gesehen werden? Vielleicht war sie zu hässlich. Oder vielleicht hatte er doch eine Freundin, und seine Telefonate hatten überhaupt nichts mit seiner Schwester zu tun.
    »Also dann sag ich jetzt mal tschüss«, sagte er.
    Weil sie auch zur Hauptstraße zurückmusste, gingen sie zusammen zur Kreuzung, obwohl ihm das offensichtlich nicht in den Kram passte. Er ging ein kleines Stück vor ihr mit gesenktem Kopf, die Hände in den Taschen.
    Als das Auto angefahren kam, bemerkte er es nicht einmal.
    »Der Typ in dem Auto da winkt«, sagte sie zu ihm. »Ist das dein Kumpel?«
    Das Auto hielt direkt neben ihnen. Das Fenster ging auf und der Fahrer beugte sich

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