Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
Vom Netzwerk:
führen. Seltsamerweise kam unser Tisch mit Officer Dave glänzend [227]  zurecht. Manchmal setzte er sich sogar zu uns. »Und, was haltet ihr davon, dass euer Abschlussball abgesagt wurde?«, fragte er mit einem Grinsen und blieb am Tischende stehen. Endlich jemand, dachte ich, der die Bedeutung dieses Ereignisses begreift.
    »Das war nicht unser Ball«, sagte Shelley.
    »Ich finde es phantastisch «, sagte Brock.
    »Der Ball ist abgesagt worden?«, fragte Shitty mit seinem üblichen dumpfen Nuscheln.
    »Ja, Blödmann«, sagte Shelley. »In der letzten Stunde kam der Direx im Fernsehen und hat es bekanntgegeben.«
    »Ich hab geschlafen.« Er schlief dermaßen viel. Manchmal schlief er sogar am Mittagstisch ein.
    »Ich halte es für die beste Entscheidung, die der Direktor je getroffen hat«, sagte ich.
    »Warum sagst du das?«, fragte Dave.
    »Wie oft wird etwas völlig Dummes und Bedeutungsloses einfach so beseitigt? Es ist revolutionär. Wahrscheinlich ist es das Beste, was je auf einer Schule passiert ist.«
    »Du wolltest also nicht hingehen, schätze ich?«
    »Nun, das tut zwar nichts zur Sache, aber nein.«
    »Wollte überhaupt jemand von euch hingehen?«
    »Wir schon«, sagte Shelley.
    »Scheiße, wollten wir gar nicht«, sagte Brock.
    »Du hast gesagt , du wolltest mich begleiten.«
    »Sieht so aus, als müsste ich das nicht mehr.« Er lachte und klatschte sich mit Dave ab.
    »Arschloch«, sagte Shelley.
    »Du weißt, dass ich mir das alles nicht leisten konnte«, sagte Brock. »Den Smoking und die Eintrittskarten und [228]  das Abendessen und alles. Abschlussbälle sind nichts für Arme.«
    »Ich hätte für dich bezahlt«, sagte Shelley.
    »Das wäre beschissen«, sagte Brock. »Ich bin froh, dass er nicht stattfindet.«
    »Ich weiß, dass es dumm ist«, sagte Shelley, »aber es steckt tief im Kopf drin. Es gehört sich einfach, dass man auf seinen Abschlussball geht.«
    »Da liegt das Problem«, sagte ich. »Die Leute wollen nur hingehen, weil sie glauben, sie müssten es tun.«
    »Und?«, sagte Shelley. »Aus genau dem Grund machen Leute doch alles, in die Schule gehen, eine Arbeit suchen, heiraten oder Kinder kriegen.«
    »Stimmt«, sagte ich. Allmählich begann mich das Ganze zu interessieren. »Genau. Der Ball ist nur eins der Rituale oder Sakramente oder Institutionen oder wie man sie sonst nennen will, deren eigentlicher Zweck es ist, die Kultur intakt zu halten. Wenn man ihn also entfernt – wenn man den Abschlussball entfernt –, dann hat die Kultur vielleicht letztlich ein Kettenglied weniger, das sie dort hält, wo sie momentan ist, und –«
    »Was soll das heißen?«, fragte Shelley. »Dass der Ball Teil einer Verschwörung ist?«
    »Apropos Verschwörung«, sagte Officer Dave, »irgendwas ist faul daran, dass er einfach so plötzlich abgesagt wird.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich; meine Wangen waren plötzlich heiß.
    »Ich habe eben mit einem Lehrer darüber gesprochen, und der sagte, niemand wusste irgendwas darüber – dass [229]  der Direktor damit einfach alle überrumpelt hat. Und dass so eine Entscheidung normalerweise über eine Kommission oder die Schulbehörde läuft. Es kam sowas von unerwartet.«
    »Vielleicht wusste er, dass alle versuchen würden, es ihm auszureden«, schlug ich vor und rutschte unruhig auf meinem Stuhl herum.
    »Vielleicht. Als ich die Bekanntgabe hörte, dachte ich, o Mann, jetzt musst du das mobile Einsatzkommando rufen.«
    »Aber Sie sagen, etwas sei faul daran«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. »Heißt das, Sie glauben, es hätte für ihn außer dem Pep-Rally-Krawall noch einen anderen Grund gegeben, um den Ball abzusagen?«
    »Schon möglich. Ich frage mich wirklich, ob er durchdreht. Vor dem Mittagessen bin ich an ihm vorbeigegangen, und er hatte so einen komischen Gesichtsausdruck, und ich sagte: Wie geht’s denn? Und er antwortete nur Ja .«
    Ein spitzer weiblicher Schrei ließ den ganzen Raum verstummen. Alle drehten sich um und schauten auf das Mädchen, das neben Stephanies Tisch stand. Es war Lauren Mellor. Sie lief aus der Cafeteria. Zwei Jungs und ein Mädchen rannten ihr nach.
    »Ich seh besser mal nach, was mit diesen Wichsern los ist«, sagte Dave.
    »Wir sehn uns, Dave.«
    »Wo ist Jeff?«, fragte Shelley.
    »Redet vermutlich mit seinem Klopapier«, sagte Tommy, »und sagt: Oh, Klopapier, ich danke dir. Ich liebe dich, weil du mal ein Baum warst und dein Leben für mich geopfert [230]  hast, damit ich mir den Hintern mit dir

Weitere Kostenlose Bücher