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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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[224]  erscheinen ließ. Es gab nichts, was er sich nicht traute: mitten im Unterricht furzen, an den unmöglichsten Orten (wie in einer Ecke unserer Cafeteria) pinkeln oder bizarre Sachen mit seinem Sack machen. Er konnte richtig fies sein (er hatte zum Beispiel Patrick Pippins Rattenschwänzchen abgeschnitten), aber wenigstens war er zu mir nett.
    Dass sogar Brock, der aus seinem Nasenpopel Spielzeug fabrizierte, eine feste Freundin hatte, bewirkte, dass ich mich hundeelend und jämmerlich fühlte. Shelley war ein schwarzhaariges, knabenhaftes Mädchen, das total auf alles aus den Achtzigern stand. Sie rollte ihre Jeans hoch, trug Klackarmbänder und Def-Leppard-T-Shirts. Wie die meisten von uns verspottete und verehrte sie das Jahrzehnt, in dem sie geboren wurde; trotz dessen alberner Trends war es für die meisten von uns besser verlaufen als das darauffolgende.
    Ich war so hungrig, dass ich schon halb aufgegessen hatte. Ich aß immer schnell, und in den letzten paar Jahren hatte mir das Essen keinen großen Spaß gemacht. Wie immer enthielt das Sandwich kaum Fleisch. Dennoch war es besser als die fade Pizza oder die Sojaburger.
    Ein Poppermädchen, das man für schön halten konnte, wenn man seine Phantasie anstrengte, kam an unseren Tisch und sagte: »Hey, Leute.«
    »Hey, Bethany«, sagte Shelley mit kaum verhohlener Abneigung.
    »Wir kaufen keine von diesen besten Schokoriegeln der Welt, falls du deswegen hier bist«, sagte Brock.
    »Deswegen bin ich nicht hier. Ich hab mich gefragt – ich hab gehört, wenn man eine winzige Menge Bleichmittel [225]  trinkt, führt das bei einem Drogentest zu einem negativen Ergebnis, auch wenn man vorher gekifft hat. Ist das wahr?«
    »Ja«, sagte Brock. »Das ist hundertprozentig wahr.«
    »Äh, ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Shelley.
    »Meine Mom lässt mich einen Drogentest machen, und ich hab mich nur gefragt, ob einer von euch das mal probiert hat.«
    »Ich hab’s probiert«, sagte Brock. »Funktioniert prima.«
    »Echt? Ich hab mir nämlich gedacht, das is nur so ’n Mythos.«
    »Nein. Es stimmt«, sagte Brock, »du musst aber mehr als nur ein bisschen trinken. Du musst ungefähr ein volles Glas trinken.«
    »Nö, nä.«
    »Ja, nä. Na ja, kein volles Glas, aber so viel du aushältst. Kipp’s einfach runter.«
    »Will der mich verarschen?«, fragte Bethany Shelley.
    »Klar. Trink kein Bleichmittel, das ist krank.«
    »Leck mich, Brock«, sagte Bethany und ging.
    »Kipp’s einfach runter«, wiederholte Brock und hielt beide Daumen in die Höhe.
    »Du bist echt fies«, sagte Shelley.
    »Wie blöd muss man sein, um uns das zu fragen«, sagte Brock. »Die ist unserem Tisch noch nie näher als drei Meter gekommen, und auf einmal will sie unseren Rat. Als wären wir der einzige Tisch, der sich bei so ’m Scheiß auskennt. Da werd ich echt stinkig. James kifft nicht mal. Wie soll er sich dabei vorkommen?«
    Wie so oft im Leben wusste ich nicht, was ich sagen [226]  sollte. Ich überlegte mir, ihm zu danken, weil er mich daran erinnert hatte, wie seltsam ich war, aber vermutlich meinte er es nur gut. Gern hätte ich ihnen erzählt, wie ich in der Schule Wodka getrunken hatte. Stattdessen zuckte ich die Achseln und aß eine Fritte.
    »Ich fühlte mich irgendwie geschmeichelt, dass sie uns gefragt hat«, sagte Tommy.
    »Und, hat es wegen der Absage des Balls schon Massenselbstmorde gegeben?«, fragte ich.
    »Ich hasse diese Schlampe Bethany«, sagte Shitty, der mich nicht leiden konnte, das spürte ich. »Sie hat in der dritten Klasse gesagt, ich rieche wie Aufschnitt.«
    »Du riechst tatsächlich wie Aufschnitt!«, rief Shelley lachend. »Das wollte ich dir schon immer mal sagen.«
    »Du kannst mich mal, Weib.«
    Eigentlich hieß er Samuel, bestand aber darauf, dass man ihn Shitty nannte. Der Name passte; er sah aus wie jemand, den man irgendwo zufällig fand. Man suchte ihn nie auf, sondern fand ihn zufällig wie überfahrene Tiere. Seine langen braunen Haare reichten bis halb den Rücken hinunter, und seine Garderobe bestand hauptsächlich aus vier Heavy-Metal-T-Shirts. Ich bewunderte an Shitty, dass er zu einer Zeit Heavy-Metal-Fan war, als Heavy Metal überhaupt nicht mehr in Mode war, von ein paar Rap-Metal-Bands abgesehen, die er verabscheute.
    »Was steht an, Dave?«, sagte Brock.
    »Nicht viel«, sagte der schmerbäuchige, schnauzbärtige Officer Dave, der auf unseren Tisch zu schlenderte. In unserer Cafeteria musste ständig ein Polizist Aufsicht

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