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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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sagten: »Nicht vergessen, heute Abend die American Music Awards einzuschalten. [221]  Da wird sich meine Tochter lasziv an Ginuwines Bein reiben«? Oder sie könnte stattdessen Schauspielerin werden. Vielleicht könnte ich etwas für sie schreiben, so wie Arthur Miller für Marilyn Monroe geschrieben hatte. Doch ich würde kein Schriftsteller werden, rief ich mir in Erinnerung, und allein der Gedanke, mit Stephanie zusammen zu sein, war einfach nur dämlich. Sich vorzustellen, mit Stephanie Schnuck zusammen zu sein, Wodka zu trinken, verbal auf einen kompletten Kurs loszugehen – ich war heute sowas von bescheuert. Fühlte es sich so an, Teenager zu sein?
    Ach, die Pubertät!
    11 . 42   Da ich keine Schulpizza mochte, entschied ich mich für ein Putenfleisch-Sandwich von Subway (die Schule hatte irgendeinen Deal mit Subway, allerdings fragte ich mich, ob es vielleicht nur ordinäre Schulsandwiches waren, die in Papier mit dem Subway-Logo eingewickelt wurden). Fast hätte ich laut gelacht, als eine ältere Kantinenmitarbeiterin rhythmisch wie ein Roboter »Wollen Sie Mais? Wollen Sie Mais?« fragte. Ich lehnte dankend ab, bekam stattdessen zwei Behälter mit Pommes und einen Karton mit Traubensaft, bezahlte und verließ die Essensausgabe, um den langen Gang zu meinem Tisch anzutreten – für mich immer einer der peinlicheren Momente des Tages.
    Doch siehe da, heute war es gar nicht so schlimm. Ich fühlte mich größer als gewöhnlich, auch weniger beklommen, und ich hatte nicht einmal Angst, mein Tablett fallenzulassen. Auf halbem Weg durch die Cafeteria sah ich erleichtert, dass es an meinem Tisch einen freien Platz gab. [222]  Man konnte nie wissen, ob einer frei war. Ständig musste man zu anderen Tischen gehen und fragen, ob noch ein Stuhl frei sei. Als hätte sich die Schulverwaltung vorher zusammengesetzt und überlegt, wie sie uns Schülern das Leben zusätzlich schwermachen könnten, und uns darum wie bei der ›Reise nach Jerusalem‹ absichtlich zu wenig Sitzplätze zur Verfügung gestellt.
    Ich saß bei den Ausgebrannten. Meine Verbindung zu ihnen war Tommy. Wir beide hatten uns in der elften Klasse kennengelernt. In Mathe saß eine kleine Cheerleaderin zwischen uns, und wir wetteiferten darin, sie zum Lachen zu bringen, doch letzten Endes beeindruckten wir uns nur gegenseitig.
    »Mir egal«, sagte der großmäulige, kotelettentragende Brock. »Ich hab mein ganzes Leben darauf gewartet und – was geht ab, James?«
    »Hallo, Brock.« Er nahm seinen Rucksack vom Tisch. Offenbar wusste er das mit meinem Dad, sonst hätte er nicht »Was geht ab, James?« gesagt. Ich nahm gegenüber von Brock Platz, neben Shitty. Trotz der harten Plastiksitze schmerzten meine Hämorrhoiden jetzt nicht mehr so stark.
    »Und am neunzehnten Mai geh ich in die Mitternachtsvorstellung«, sagte Brock. Er wandte sich an mich. »Shelley und ich haben den Trailer zum neuen Star-Wars -Film gesehen.«
    »Und, wie war er?«, fragte ich.
    »Großartig.«
    »Ich hab in Entertainment Weekly über den Film gelesen. Ich versuche, meine Erwartungen runterzuschrauben.«
    [223]  »Wieso das denn?«, fragte Brock.
    »Weil er wahrscheinlich eine Enttäuschung sein wird, wie das meiste im Leben.«
    Shelley, die neben Brock saß, sagte: »Ja-ames«, als schelte sie ein Kind.
    »Es wird immer noch cooler sein als dieser Matrix -Müll«, sagte Brock.
    »Zweifellos«, erwiderte ich. Als ich gerade den Abschlussball ansprechen wollte, kam Tommy, und Brock tat, als wolle er ihn in den Schritt boxen.
    »Du kommst am neunzehnten Mai mit mir in die Star-Wars -Vorstellung«, sagte Brock.
    »Okay«, sagte Tommy und setzte sich auf den anderen Platz neben Brock.
    Mich luden sie nie ein, außerhalb der Schule etwas mit ihnen zu unternehmen, weil alles, was sie außerhalb der Schule machten, mit Drogen zu tun hatte und sie wussten, dass ich keine Drogen nahm. Deswegen wurde ich von meinem Mittagstisch nie voll akzeptiert, was mich zu einem Außenseiter unter Außenseitern machte. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir dieser Status nicht zusagte, aber an Wochenenden wurde es schon schrecklich einsam.
    11 . 45   Brock erzählte Tommy von dem Star-Wars -Trailer. An jedem anderen Tisch redete man vermutlich über die Absage des Abschlussballs, doch ich saß ausgerechnet an dem Tisch, wo man sich über Darth Vader als Kind unterhielt. Dennoch fand ich Brocks Begeisterung für Star Wars sympathisch, weil es ihn, den wilden Typen, als Nerd

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