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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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wie jemand verprügelt wird, ist mir immer zuwider.
    Jawohl! Es geschieht ihnen ganz recht, dass der Ball gestorben ist. Ich weiß, wenn jemand meine Haltung versteht, dann du. Oder lass es mich so formulieren: Wenn deine größte Sorge die ist, ob der Ball stattfindet oder nicht, führst du ein ziemlich sorgenfreies Leben. Um fair zu sein, ich weiß, dass sie tatsächlich größere Sorgen haben als diese. Wenn ich nur die furchtbaren Dinge kennen würde, die ihnen widerfahren sind, würde ich sie bestimmt viel lieber mögen. Ich weiß, dass auf diesen Stühlen so viele Geschichten sitzen, warum bekomme ich also keine zu hören? Aber nein, wir reden über nichts anderes als Wrestling und den Nabel von Britney Spears.
    Was unser Streitgespräch in Slims Kurs angeht, würde ich dir gern eins sagen: Es tut mir leid. Das sagen die Deutschen, wenn sie etwas bedauern, und ich finde, es ist eine viel befriedigendere Art, sich zu entschuldigen, als ein banales »Sorry«. Es bedeutet, dass man leidet. Ich leide bei dem Gedanken, dass meine Bemerkungen bei dir zu einer körperlichen Reaktion führten. Deswegen schäme ich mich sehr. Bitte verzeih mir.
    Was meinen Vater betrifft, danke, dass du anerkennst, was für einen hundsmiserablen Spring Break ich hatte, [277]  aber du musst kein schlechtes Gewissen haben, weil du nicht hier warst. So kurzfristig konnte außer Mrs.   Hegstrand und Mr.   Ottman keiner aus der Schule ins Bestattungsinstitut kommen; die allermeisten waren über die Ferien weg. Tommy und die anderen Leute an meinem Mittagstisch waren irgendwo in weit entfernten Landstrichen, wo sie Gehirnzellen vernichteten, und das macht nichts, da sie ohnehin nicht gewusst hätten, was sie sagen oder wie sie sich benehmen sollten. Zugegeben, wie ich inzwischen weiß, bin auch ich nicht mit dem passenden Vokabular ausgestattet, das man offenbar braucht, um über dieses Thema zu sprechen. Vielleicht wird sich das eines Tages ändern, doch zurzeit genügt es mir, die typische Männerhaltung einzunehmen und einfach nicht darüber zu reden. Aber, ich wiederhole, vielen Dank für deine Bemerkungen.
    Nun zur zweiten Hälfte deines Briefs, in dem du dich – was deine Gefühle für mich angeht – offenbar hinter zweideutigen Begriffen versteckst… Zunächst einmal muss ich dich loben, weil du immerhin zugibst, dass du mir tatsächlich den Eindruck vermittelt hast, du würdest mich nichtplatonisch mögen. Formulierungen wie »weil ich dich für mich allein haben wollte« und »ich hoffe, dass wir noch viele, viele weitere gemeinsame Augenblicke haben werden« vermitteln zwar eindeutig positive Assoziationen, verwirren mich jedoch nur noch mehr. Stimmt, du hast mir in deinem Brief nie klar und deutlich gesagt, dass du etwas für mich empfindest, andererseits habe ich meine Karten bereits offengelegt; nach meinem Verhalten in Slims Kurs weißt du, was ich [278]  für dich empfinde, es sei denn, dein Gespür für Schlussfolgerungen wäre unter der heißen Sonne Floridas völlig ausgetrocknet. Falls du daher diese Formulierungen als Freundin geschrieben hast… Das wäre herzlos, denn dann würdest du mit mir spielen, und ich weiß, dass du kein herzloser Mensch bist.
    Möchtest du mich als eine Art kleinen Bruder für dich haben oder als deinen Galan? Und verstehst du unter »weitere gemeinsame Augenblicke« so viel wie gemeinsame Augenblicke, in denen wir stillschweigend voraussetzen, dass unsere Beziehung keine Liebesbeziehung ist? Oder was?!
    Du hast geschrieben, du würdest alles für mich tun. Eins kannst du tatsächlich für mich tun: Sag mir möglichst klar und deutlich, ob du gern mit mir ausgehen würdest. Ich werde es dir leichtmachen. Ich frage dich auf der Stelle, und du kannst ja oder nein sagen. Ich möchte, dass wir beide uns im Autokino einen Film ansehen. Wusstest du, dass Vandalia eine der letzten Städte Amerikas mit einem Autokino ist? Ich würde allein fahren, aber ein Autokino aufzusuchen und dann allein im Auto zu sitzen ist eines der traurigsten Dinge, die ein Mensch tun kann.
    Vorher müsstest du mir allerdings genau erzählen, wie du zu dem keimdrüsengesteuerten Sir Hamilton Sweeney stehst. Ich weiß, dein Ball-Date ist kaputt, aber hast du vor, dich auch weiterhin mit diesem gigantischen Vollpfosten von einem Mann zu verabreden? Lass es mich in denkbar einfachen Worten sagen: entweder Gottesgeschenk oder ich. Ich wäre nicht damit einverstanden, [279]  dass du mal eben uns beide datest. Er oder ich.

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