Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel

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Andererseits machten Mädchen manche Sachen einfach so.
    Ein Mädchen mit großen Brüsten trat an Mr. Hulettes Pult und fragte, ob sie gehen und einen Schluck Wasser trinken dürfe.
    »Och, warum nicht«, sagte Mr. Hulette. »Bestimmt stehen Sie kurz vor der Dehydrierung. Lassen Sie mich Ihnen einen Passierschein ausstellen, sonst bekommt Mr. Shankly einen Anfall.«
    »Hey«, sagte Dannon, »nur damit du’s weißt, der Text, den du verteilt hast, hat mir echt gut gefallen. Das hab ich nicht nur so gesagt. Das ganze Buch klingt cool.«
    »Danke. Dein Text hat mir auch Spaß gemacht.«
    »Oh, cool«, sagte das Mädchen. »Du schreibst ein Buch, Dannon?«
    »Nein, aber James hier. Und es ist richtig gut.«
    »Danke.«
    »Worum geht’s?«, fragte das Mädchen.
    »Es handelt nur davon, wie dumm alle sind.«
    »Hm. Ist wohl cool, nehme ich an. Mit wem wolltest du auf den Ball gehen, Dannon?«
    »Mit einem Mädchen von außerhalb.«
    »Cool.« Sie nahm ihren Passierschein und ging.
    »Davon, wie dumm alle sind ?«, sagte Mr. Hulette fragend.
    »Das ist sehr verkürzt formuliert. Vermutlich hat es sie eh nicht interessiert, worum es in dem Buch geht.«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie gilt nicht als große Leserin.«
    Dannon und ich lachten. Mr. Hulette nahm einen Stapel [268] Papiere aus seiner Aktenmappe und stand auf. Seinem nihilistischen Gerede zum Trotz kleidete er sich sehr flott: marineblaue lange Hose, hellblaues Anzughemd und weißer Pullunder, alles augenscheinlich nagelneu. Er hatte eine Brille auf und kurzgeschorenes, graumeliertes Haar, weshalb ich ihn auf um die fünfzig schätzte. Ein wenig erinnerte er mich an den Schauspieler Geoffrey Rush (aber auch an David Letterman).
    »Können wir den Unterricht draußen abhalten?«, fragte ein nettes Mädchen, das in der Leichtathletik-Schulmannschaft Läuferin war. In Physik hatte sie mich einmal eingeladen, in ihrer Gruppe mitzumachen, als sie mich allein arbeiten sah.
    »Nein«, sagte Mr. Hulette. »Es ist Zeit für den Test.«
    Diese letzte Aussage brachte den halben Kurs dazu, ihn mit Fragen zu löchern, als könnten sie ihn so dazu bringen, den Test zu vergessen.
    »Aber draußen ist es so schön. Können wir nicht dieses eine Mal rausgehen?«
    »Zu viel Ungeziefer.«
    »Darf ich auf die Toilette, wenn Jordyn zurückkommt?«
    »Ist mir egal.«
    »Können wir vielleicht nur die letzten zehn Minuten draußen Unterricht machen?«
    »Nein. Nie.«
    »Wie sagt man ›keep it real‹ auf Deutsch?«
    »Wohl am besten Bleib dir selbst treu oder Sei du selbst. «
    »Ich hab gehört, wegen der Sache mit dem Ball könnte es eine Art Unterrichtsstreik geben«, sagte die Leichtathletin.
    »Ist ja niedlich«, sagte Mr. Hulette.
    [269] »Jemand soll den Feueralarm auslösen, als Startschuss.«
    »Vielleicht kommt ihr so doch noch ins Freie«, sagte ich. Die Sportlerin lachte. In diesem Kurs war ich nicht so ängstlich und sprach frei von der Leber weg.
    »Ja«, sagte Mr. Hulette. »Ein wahr gewordener Traum.«
    »Haben Sie in den Sixties auch Schulstreiks und Sit-ins und sowas gemacht?«
    »Nein. Was hätte das gebracht?«
    »Waren Sie ein Hippie?«
    »Ich war gar nichts.«
    »Sie haben in den Sixties nichts von den coolen Sachen gemacht?«
    »Ich hab meist Leute beobachtet und mich innerlich über sie lustig gemacht.«
    »Am ätzendsten finde ich, dass ich meine Anzahlung für das Kleid und für die Limo verloren habe«, sagte Amanda. »So wie jede Menge anderer Leute auch. Das ist ungerecht.«
    Mr. Hulette lachte.
    »Mr. Hulette«, quengelte sie.
    »Ich werde für Sie eine Kerze anzünden«, versprach er.
    »Ich kriege wegen der Sache echt Zustände. Hören Sie auf, sich über uns lustig zu machen.«
    »Der Ball«, sagte er mit bebender, hoher Stimme, »der Ball! O Gott, warum hast du den Ball von mir genommen?« Wieder sah er mich an, und ich hielt mir beim Lachen die Hand vor den Mund.
    Mein Gelächter verstummte rasch, als ich das Maskottchen sagen hörte: »Sie kennen doch den wahren Grund, weshalb Shankly den Ball abgesagt hat, oder?«
    [270] »Nein«, sagte Mr. Hulette.
    »Einzig und allein wegen Patrick Pippin.«
    12 . 25   Ich sah das Maskottchen an, der in der letzten Reihe saß, aber er erwiderte meinen Blick nicht.
    »Wer ist Patrick Pippin?«, fragte Mr. Hulette.
    »So ein total bekloppter Typ. Der ist so bekloppt – also, man begreift’s gar nicht. Angeblich wollte er einen Jungen als Begleitung auf den Ball mitnehmen,