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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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Pep-Rally-Krawall. Ich hab ihm alles in den düstersten Farben geschildert. Und ich habe ihm sogar vorgeschlagen, den Pep-Rally-Krawall als Grund für die Absage zu verwenden. Ihr solltet also nicht mal sauer auf Mr.   Shankly sein.«
    »Das kauf ich dir nicht ab«, sagte Christy.
    »Ich weiß, das alles klingt unglaubwürdig, aber ich sage euch die Wahrheit. Warum sollte ich es mir ausdenken? Warum sollte ich mir das antun? Also bitte, verbreitet die Nachricht möglichst schnell. Ich schwöre, ich bin dafür verantwortlich. Es tut mir nur halbwegs leid.«
    Ruhig ging ich zu meinem Pult und legte meinen Schreibblock in mein Lehrbuch, die Spiralbindung nach außen, und verstaute dann mein Lehrbuch ordentlich in meiner Mappe. Anschließend setzte ich mich und wartete, dass es klingelte.
    »Das ist auch dein Abschlussball«, sagte Amanda. »Warum solltest du verhindern wollen, dass dein eigener Ball stattfindet?«
    Ich drehte mich um. »Ich will kein Klugscheißer sein, aber wenn du das fragen musst, verstehst du’s wahrscheinlich nie.«
    13 . 11   Wenn man in der ersten Reihe sitzt, hat das den Vorteil, dass man beim Klingeln als einer der Ersten gehen kann. Auf dem Weg nach draußen sagte ich zu Mr.   Hulette: »Ich gehe gleich los und rede mit Mr.   Shankly.«
    »Wie Sie meinen. Hoffentlich sehe ich Sie morgen in einem Stück wieder.« Sein Lächeln kehrte zurück.
    Doch ehe ich den Direktor aufsuchte, musste ich Pippin [301]  finden. Ich wusste, wo sein Spind war. Auf dem Weg dorthin begegnete ich Brock und Shelley und sagte im Vorbeigehen rasch: »Der Ball ist wegen mir abgesagt worden.«
    » Wie war das?«, fragte Brock, doch ich war schon einen halben Flur weiter. Als ich um die Ecke bog, sah ich Pippin an seinem Spind. Seit der ersten Stunde hatte er den Kragen seines T-Shirts beträchtlich gedehnt. Mir fiel auch auf, dass er seit dem Morgen beschlossen hatte, die Strümpfe runterzurollen, was aussah, als hätte er Donuts um die Knöchel. Ob ich wollte oder nicht, ich war beeindruckt.
    »Hallo, Patrick.«
    »Was willst du denn?«
    »Hör zu, es kursiert ein Gerücht über dich, und falls dir jemand vorwirft, du seist an der Absage des Balls schuld, sag ihnen einfach, ich sei’s gewesen.«
    »Ich weiß über dich Bescheid.«
    »Ich hab das wirklich zu verantworten. Wenn dir also jemand blöd kommt, verweis ihn einfach an mich.«
    »Mir doch egal.«
    » Dir doch egal? Warum tust du so angepisst?«
    »Weil ich das Gerücht über mich verbreitet habe. Ich hab mir das alles ausgedacht.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, wenn sie hörten, dass ich diskriminiert würde, würden sie sich um mich scharen.«
    Ich betrachtete seine gummiartige Haut am Kehlkopf und sagte: »Ich verwende das Wort behindert nur ungern, weil Behinderte mir leidtun, aber um deine Gedankengänge in dieser Angelegenheit zu beschreiben, fällt mir kein besseres Wort ein. Bist du überhaupt schwul ?«
    [302]  Die Ränder seiner Ohren färbten sich rot. »Das ist es ja. Ich weiß es nicht.«
    »Hör zu, du musst wissen, dass sich die Leute nicht um dich scharen. Sie wollen dich verprügeln.«
    »Halt die Klappe. Als Mr.   Shanklys seine Durchsage machte, witterte ich meine Chance, und was hast du getan? Du hast sie mir genommen. Du hast meine Chance zunichtegemacht. Du hast alles verdorben. Na, vielen Dank dafür, James.«
    Was ich nun tat, war für mich untypisch. Ich trat dreimal gegen den nächsten Spind. Das hatte zur Folge, dass es in meiner unmittelbaren Umgebung unheimlich still wurde. Pippins Augen unter seinen He-Man-Ponyfransen wirkten verängstigt. »Hey, hey, hey!«, rief ein unscheinbarer Wicht von einem Lehrer. »Gibt’s da ein Problem?«
    »Nein, Sir. Kein Problem. Ich bin nur – bitte, es gibt kein Problem.«
    »Egal, welches Problem Sie haben, lassen Sie es nicht an Schuleigentum aus.«
    »Jawohl, Sir.«
    Er sah mich kurz und durchdringend an, schüttelte den Kopf und ging. Pippin tat, als wäre er zu beschäftigt, seine Bücher einzusammeln, um mit mir zu reden. Deshalb hielt ich mein Gesicht dicht an sein Ohr und sprach, wobei mir ein Essensrest in seiner schütteren Gesichtsbehaarung auffiel: »Ich hab mich vor meinen gesamten Deutschkurs hingestellt und gesagt, wegen mir sei der Ball abgesagt worden – was übrigens die Wahrheit ist –, nur um zu verhindern, dass du verprügelt wirst. Und jetzt erzählst du mir, ich hätte dir alles verdorben ?«
    [303]  »Die Leute drohen dauernd, mich zu verprügeln. Sowas nehme ich

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