Ich geh jetzt in dein Karma rein
Bewertungen bekommen hatte.
Ich: »Da kann ich dich wirklich nur beglückwünschen und dir ganz viel Erfolg bei deiner Arbeit wünschen. Von zu Hause aus zu arbeiten ist auf jeden Fall sehr angenehm.«
Katha: »Die meiste Zeit arbeite ich vom Büro aus. Einer muss schließlich den Schriftkram machen.«
Äußerst interessant, was ich da zu hören bekam. Esoterische Beratungen aus dem Puff. Eine höchst skurrile Kombination, wenn Sie mich fragen. Was wohl Kathas Kunden dazu sagen würden, wenn sie wüssten, dass es während ihrer Beratung nebenan heftig zur Sache ging? Blieb nur zu hoffen, dass die Räumlichkeiten des Etablissements schalldicht waren. Ich gebe zu, dass ich mir bei der Vorstellung ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
Das Grinsen verging mir allerdings ungefähr fünf Monate später, als ich nachts nicht einschlafen konnte und den Fernseher einschaltete. Ich zappte durch die Programme und blieb bei Universum TV hängen. Eine blondgelockte Beraterin mischte gerade ihre Skatkarten und animierte die Zuschauer, sich für eine Liebesberatung einzuwählen. Was offenbarte sich mir da? Ich rieb mir verwirrt die Augen und ging näher an den Bildschirm. Tatsächlich. Mir klappte die Kinnlade herunter. Am unteren Bildschirmrand war der Name der TV -Beraterin eingeblendet: Katharina Wagenstaller. Von der Puffmutter zur TV -Kartenlegerin, was für eine Karriere!
Eine andere Kundin legte eine ebenso erstaunliche Esoterik-Karriere hin. Sie hieß Julia und arbeitete in einer Drogerie. Seitdem sie im Chat einer Partnerbörse einen Mann kennengelernt und sich wenig später Hals über Kopf in ihn verliebt hatte, rief sie regelmäßig bei Hellsehern an, um sich immer wieder bestätigen zu lassen, dass sie mit ihm in eine Partnerschaft gehen würde. Durch ihr ungezügeltes Anrufverhalten war Julia tief in die roten Zahlen gerutscht. Zu allem Überfluss verlor sie kurz darauf noch ihre Arbeitsstelle.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken und in Depressionen zu verfallen wurde Julia kreativ. Sie war wild entschlossen, sich ihr vertelefoniertes Geld zurückzuholen.
Julia bewarb sich als Lebensberaterin bei einem Portal. Sie entwickelte eine ausgefuchste Strategie, mit der sie innerhalb kürzester Zeit zu einer gefragten »Top-Beraterin« avancierte, ihre monatlichen Kosten decken und gleichzeitig auch ihre Schulden abzahlen konnte.
Julias Geschäftsidee war so simpel, wie effektiv. Zum einen prognostizierte sie den Leuten jedes Mal die Dinge, die sie hören wollten, und goss ihre Aussagen danach mit den Worten »Ich weiß einfach, dass es so kommen wird« in Zement. Diese Äußerung verschaffte den Anrufern einen besonderen Kick und weckte in ihnen das Verlangen, sich bald eine erneute Bestätigung der Zukunftsprognose abzuholen. Das wirklich Raffinierte an der Sache war jedoch die Geschichte, in die mich Julia eines Tages am Telefon einweihte:
Julia: »Hätte ich gewusst, wie viel Geld ich als Beraterin verdienen kann, dann hätte ich den Job in der Drogerie schon viel früher an den Nagel gehängt.«
Ich: »Das kann man aber gar nicht so pauschal sagen. Es gibt genug Kollegen, die fast keine Anrufe bekommen.«
Julia: »Über wenige Anrufe kann ich mich nicht beklagen. Im Gegenteil!«
Ich: »Dann hast du ein gutes Händchen für die Ratsuchenden, und sie haben das Bedürfnis, immer wieder mit dir zu sprechen.«
Julia: »Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die Menschen am Telefon jedes Mal aufbaue und sie danach neue Kraft haben. Ich sage nie schlimme Dinge, sondern bestärke sie darin, ihren Weg zu gehen.«
Ich: »Und wenn die Karten mal nichts Positives anzeigen?«
Julia: »Dann behalte ich das für mich. Schließlich möchte ich meine Kunden nicht vergraulen, und mein Ziel ist es, sie langfristig beraten zu können. Ihnen soll es nach einem Gespräch besser gehen und nicht schlechter.«
Julia hatte sich eindeutig die neuen Portalstandards zu Herzen genommen.
Ich: »Schön und gut. Manchmal muss man aber auch unschöne Dinge sagen, das Leben besteht ja nicht nur aus eitel Sonnenschein.«
Julia: »Mhm …«
Julia druckste herum.
Julia: »Wenn ich dir ein Geheimnis erzähle, versprichst du mir dann, es für dich zu behalten?«
Jetzt wurde es spannend!
Ich: »Na klar.«
Julia: »Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob ich es schaffen würde, mit dem Kartenlegen genügend Geld zu verdienen, und da habe ich den Leuten nicht ganz die Wahrheit gesagt.«
Ich: »Das hast du doch schon gesagt. Nur positive
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