Ich gehoere zu dir
Hof urinierte, wollte er sich mit einer Hand an der Hauswand abstützen, griff aber daneben und fiel hin. »Was guckst du so blöd, verdammter Köter?«, murmelte er. »Morgen bist du dran. Ich zahle doch keine fünfzig Dollar!«
Ich duckte mich an den Zaun und wagte nicht mal, ihn anzuschauen.
Am nächsten Tag war ich gerade durch einen Schmetterling abgelenkt, der vor meinem Gesicht umherflatterte, und so erschrak ich, als Victor plötzlich direkt vor mir stand.
»Lust auf eine kleine Autofahrt?«, fragte er, aber es klang nicht wie eine Einladung, sondern eher wie eine Drohung, und so wedelte ich nicht mit dem Schwanz, als ich das Wort hörte. Nein, dachte ich, nicht mit dir .
»Es wird bestimmt lustig, und du bekommst etwas von der Welt zu sehen.« Er lachte, aber sein Lachen ging in Husten über, und er musste ausspucken. Dann löste er die Kette, legte mir eine Leine an und führte mich zu seinem Wagen. Als ich an der Beifahrertür stehen blieb, zerrte er mich nach hinten und öffnete den Kofferraum. »Rein mit dir«, sagte er. Ich spürte, dass er auf etwas Bestimmtes hinauswollte, und wartete auf einen Befehl, den ich verstehen konnte. »Na gut«, sagte er, beugte sich herunter und packte mich an der faltigen Haut in meinem Nacken und am Schwanz. Ein kurzer Schmerz, und schon hatte er mich in den Kofferraum gehievt, wo ich auf irgendeinem fettigen Stofffetzen ausrutschte. Victor machte die Leine los und ließ sie vor mir auf den Boden des Kofferraums gleiten. Dann knallte er die Haube zu, und ich war in fast völliger Dunkelheit gefangen.
Ich lag auf stinkenden, öligen Lumpen, die mich an den Brand erinnerten, bei dem Ethan sich das Bein verletzt hatte, und ein paar Werkzeugen aus kaltem Metall. Es war gar nicht so einfach, sich hier bequem hinzulegen. Eines der Werkzeuge war eindeutig eine Waffe. Ich wandte den Kopf ab und versuchte, die unangenehmen und durchdringenden Gerüche zu ignorieren.
Ich lag zusammengekauert da und fuhr die Krallen aus in dem vergeblichen Versuch, auf dem schlüpfrigen Untergrund Halt zu finden, weil der Wagen holperte und von einer Seite zur anderen schaukelte.
Dies war die merkwürdigste Autofahrt, die ich je erlebt hatte, und die einzige, die überhaupt keinen Spaß machte. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass eine Autofahrt einen stets an neue Orte führte, deren Erkundung immer großen Spaß machte. Vielleicht waren da, wo wir hinfuhren, noch andere Hunde, oder wir fuhren zu Wendi, und ich sollte wieder bei ihr wohnen.
In dem engen, vollgestopften Kofferraum wurde es bald furchtbar warm, und ich musste an den Käfig denken, in den man mich zusammen mit Spike gesperrt hatte, als ich noch Toby hieß und mit den anderen Hunden vom Hof der Señora abgeholt wurde. An diesen schrecklichen Tag hatte ich schon lange nicht mehr gedacht. Seither war so viel passiert. Heute war ich ein völlig anderer Hund, ein guter Hund, der Menschen gerettet hatte.
Nachdem ich eine elend lange Zeit in diesem Kofferraum gehockt hatte, begann der Wagen zu vibrieren und einen fürchterlichen Lärm zu machen. Staub wirbelte auf und bildete eine dicke Wolke, die mich fast zu ersticken drohte. Ich nieste und schüttelte mich. Dann machte der Wagen eine Vollbremsung, und ich wurde gegen die Innenwand des Kofferraums geschleudert. Dann standen wir eine Weile einfach nur mit laufendem Motor da.
Ich spürte Victors Anwesenheit auf der anderen Seite des Kofferraums und hatte das eindeutige Gefühl, dass er eine Entscheidung zu fällen versuchte, jedenfalls nahm ich so etwas wie Unentschlossenheit wahr. Er rief etwas, spuckte das Wort förmlich aus. Als Nächstes hörte ich die Fahrertür aufgehen. Victor ging über den Schotter am Wagen entlang nach hinten, wo ich mich zusammenkauerte. Ich konnte ihn riechen, ehe sich die Kofferraumhaube öffnete und kühle Luft hereinwehte.
Victor starrte auf mich herab. Ich blinzelte zu ihm auf, wandte den Blick aber schnell wieder ab, damit er nicht dachte, dass ich ihn herausfordern wollte.
»Okay«, sagte er und griff nach meinem Halsband. Ich dachte, er würde mich an die Leine nehmen, und war umso überraschter, als er mir stattdessen das Halsband abnahm. Es kam so plötzlich und unerwartet, dass ich das Halsband noch zu spüren glaubte, als es längst auf dem Boden des Kofferraums lag. »Los, raus da!«
Meine Beine waren ganz verkrampft, als ich aufstand. Victor machte eine Handbewegung, die ich als Aufforderung zum Aussteigen verstand, und als ich
Weitere Kostenlose Bücher