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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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Heimkommen ein Blatt Papier von der Tür ab, das daran klebte. Ich rannte auf sie zu, weil meine Blase kurz vorm Platzen war, aber sie ließ mich nicht hinaus. Stattdessen starrte sie auf das Schreiben in ihrer Hand und begann dann wütend herumzuschreien. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf dem Küchenfußboden zu entleeren, und sie schlug mir mit der flachen Hand aufs Hinterteil, ehe sie endlich die Tür öffnete.
    »Ach, ist doch egal«, sagte sie. »Geh ruhig raus. Es wissen ja sowieso längst alle, dass du hier bist.« Ich verrichtete mein restliches Geschäft im Hof, und es tat mir leid, dass ich bereits die Küche beschmutzt hatte, aber ich hätte wirklich nicht länger warten können.
    Am nächsten Tag schlief Wendi lange, dann stiegen wir ins Auto und machten eine lange Fahrt. Der Beifahrersitz war mit allem möglichen Zeug belegt, deshalb musste ich hinten sitzen. Immerhin öffnete sie hinten das Fenster, so dass ich die Nase in den Wind halten konnte. Wir bogen in die Einfahrt eines kleinen Hauses, vor dem schon mehrere andere Wagen standen, die dem Geruch nach schon lange nicht mehr gefahren waren. An einem davon hob ich das Bein.
    Eine ältere Frau öffnete die Haustür.
    »Hi, Mom«, sagte Wendi.
    »Ist er das? Der ist aber groß! Du sagtest doch, er sei noch ein Welpe.«
    »Was meinst du wohl, warum ich ihn Bär genannt habe?«
    »Nein, Wendi, der kann hier nicht bleiben!«
    »Komm schon, Mom! Was bleibt mir denn anderes übrig? Ich habe bereits eine Abmahnung bekommen.« Wendi schrie ihre Mom fast an.
    »Was hast du dir überhaupt dabei gedacht, dir einen Hund anzuschaffen?«
    »Es war ein Geschenk von Derek. Was sollte ich denn tun? Ihn zurückbringen?«
    »Und warum schenkt er dir einen Hund, wenn du in deiner Wohnung gar keine Hunde halten darfst?«
    »Herrgott nochmal, weil ich gesagt habe, dass ich mir einen Hund wünsche. Ist es das, was du hören willst? »
    Die Gefühle der beiden Frauen füreinander waren so kompliziert, dass ich sie nicht verstehen konnte. Wendi und ich blieben über Nacht in dem winzigen Haus und hatten beide ein wenig Angst, denn es gab da einen Mann namens Victor, der erst nach Hause kam, als es schon dunkel war. Er war dermaßen wütend, dass mir plötzlich alles gefährlich und verrückt vorkam. Nachts, als Wendi und ich in einer vollgestopften Kammer in einem engen Bett lagen, brüllte er in einem anderen Zimmer herum.
    »Ich will keinen Hund!«
    »Das Haus gehört mir, also treffe ich hier die Entscheidungen.«
    »Was sollen wir denn mit einem Hund anfangen?«
    »Was für eine saudumme Frage! Was soll man mit einem Hunden denn schon anfangen?«
    »Halt den Mund, Lisa! Halt einfach den Mund!«
    »Das wird schon, Bärchen«, flüsterte Wendi mir ins Ohr. »Ich würde dich niemals in schlechte Hände geben.« Sie war so traurig, dass ich tröstend ihre Hand leckte, aber das brachte sie nur zum Weinen.
    Am nächsten Morgen standen die beiden Frauen draußen neben dem Auto und unterhielten sich miteinander, während ich an der Fahrertür herumschnüffelte und sehnlichst darauf wartete, hineingelassen zu werden. Je eher wir diesen Ort wieder verließen, desto besser.
    »Ich verstehe nicht, wie du es mit ihm aushältst«, sagte Wendi.
    »Es gibt Schlimmere. Immerhin ist er nicht so schlimm wie dein Vater.«
    »Fang nicht wieder damit an!«
    Eine Weile sagten sie nichts. Ich hielt die Nase in die Höhe und witterte, weil ein köstlicher Geruch in der Luft lag. Er wehte vom Müll herüber, der neben dem Haus lag, und ich dachte, dass es sich bestimmt lohnen würde, ihn einmal gründlich zu durchsuchen.
    »Na, dann«, sagte Wendis Mom. »Ruf an, wenn du zu Hause bist!«
    »Mach ich, Mom. Pass gut auf Bär auf.«
    »Alles klar.« Die Frau steckte sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie an und stieß Rauch aus.
    Wendi kniete sich neben mich, und ihre Traurigkeit kam mir so bekannt vor, dass ich plötzlich wusste, was nun geschehen würde. Sie streichelte meinen Kopf und sagte, ich sei ein guter Hund. Dann stieg sie in ihren Wagen, ohne mich hineinzulassen. Ich sah dem Auto hinterher, ohne besonders überrascht zu sein, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich verbrochen hatte. Wenn ich so ein guter Hund war, warum verließ Wendi mich dann?
    »Und was machen wir jetzt mit dir?«, sagte die Frau, die neben mir stand und rauchte.

Siebenundzwanzig
    Im Laufe der nächsten Woche lernte ich, Victor aus dem Weg zu gehen. Meist war das kein Problem, weil ich im Hinterhof an

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