Ich gehoere zu dir
und merkte, wie besorgt sie war. Aber worüber sie sich solche Sorgen machte, bekam ich nicht mit, denn die Señora streichelte mich die ganze Zeit, und Bobby nahm mich in den Arm, damit ich stillhielt. Irgendwann hörte ich die nette Frau etwas von einem »bleibenden Schaden« sagen, und Señora sog erschrocken die Luft ein. Aber ich hob nicht mal den Kopf. Mir war alles egal. Am liebsten wäre ich für immer auf dem Tisch liegen geblieben. Oder wenigstens bis zum Abendessen.
Als sie mich in den Hof zurückbrachten, trug ich wieder diesen albernen Plastikkragen, und meine verletzte Pfote steckte in etwas Hartem, das ich mir am liebsten abgerissen hätte. Aber der Kragen sah nicht nur furchtbar lächerlich aus, sondern hinderte mich auch daran, mit der Schnauze meine Pfote zu erreichen. Ich konnte nur auf drei Beinen laufen, was Spike köstlich zu amüsieren schien. Sofort kam er zu mir und warf mich um. Okay, Spike, mach dich ruhig noch unbeliebter! Du bist sowieso der hässlichste Hund, den ich kenne.
Das ganze Bein tat mir weh, und ich war furchtbar müde. Ich kümmerte mich nicht um Spike und lag in nächster Zeit meist nur schlaff irgendwo herum. Coco besuchte mich ab und zu und legte ihren Kopf auf meinen Rücken. Zweimal am Tag kam Bobby und fütterte mich persönlich mit Fleischstückchen. Ich ließ mir nicht anmerken, dass mir das Bittere, das darin steckte, nicht schmeckte, aber manchmal schluckte ich nicht alles herunter, sondern wartete, bis Bobby wieder gegangen war, und spuckte es wieder aus. Es handelte sich um kleine weiße Dinger, ungefähr so groß wie Erbsen.
Einige Tage darauf – ich trug immer noch den albernen Kragen – kamen fremde Männer in den Hof. Wir hörten mehrere Wagentüren schlagen und brachen in das übliche Gebell aus. Manche von uns wurden aber gleich wieder still, als sie die Señora aufschreien hörten.
»Nein, nicht! Ihr dürft mir die Hunde nicht wegnehmen!«
Man konnte hören, wie entsetzt sie war, und Coco und ich kuschelten uns vor Angst eng aneinander. Was, um alles in der Welt, ging da vor sich?
Das Gatter ging auf, und die fremden Männer betraten vorsichtig den Hof. Alle hatten Stangen mit Schlingen dabei. Manche hielten sich zusätzlich noch Metallkanister vor den Bauch, als wollten sie sich damit schützen.
Wir hatten keine Ahnung, was für ein Spiel das sein sollte, aber wir waren bereit, mitzuspielen. Coco trat als eine der Ersten vor. Ein Mann fing sie mit einer Schlinge ein, und sie ließ sich widerstandslos vom Hof führen. Die meisten anderen folgten ihr und stellten sich der Rangordnung nach auf. Nur ein paar hielten sich zurück: Schwesterchen, der Schnelle, Spike, der Leithund und ich. Bei mir lag es aber nur daran, dass ich es blöd gefunden hätte, vor aller Augen über den ganzen Hof zu humpeln. Noch dazu mit dem albernen Kragen. Wenn die Männer spielen wollten, sollten sie doch mit Spike spielen!
Schwesterchen lief die ganze Zeit aufgeregt am Zaun entlang, als suche sie ein Loch. Zuerst begleitete der Schnelle sie, aber nach einer Weile blieb er stehen und beobachtete nur traurig ihren ebenso panischen wie nutzlosen Fluchtversuch. Prompt kamen zwei Männer, trieben sie in die Enge und fingen sie ein. Daraufhin ergab sich auch der Schnelle, denn er wollte wohl zusammen mit Schwesterchen abtransportiert werden. Als Nächster ließ sich der Leithund ohne große Gegenwehr einfangen.
Spike dagegen wehrte sich mit Macht gegen die Schlinge, knurrte aggressiv und biss um sich. Die Männer schrien einander Befehle zu, und einer richtete einen dünnen Strahl aus seinem Kanister auf Spikes Gesicht. Obwohl ich ziemlich weit entfernt stand, stach mir der beißende Geruch in die Nase. Spike gab sofort auf und warf sich zu Boden, die Pfoten über die Nase gelegt. Die Männer zogen ihn durchs Gatter, dann kamen sie zu mir.
»Gutes Hundchen! Hast du dich verletzt?«, fragte ein Mann. Ich klopfte mit dem Schwanz und zog den Kopf ein, damit er mir die Schlinge leichter umlegen konnte, was wegen des blöden Plastikkragens aber gar nicht so einfach war.
Als sie mich durchs Gatter führten, bekam ich einen großen Schreck, denn ich sah die Señora weinen. Sie war so außer sich vor Kummer, dass Bobby und Carlos sie festhalten mussten. Ich fühlte mit ihr und zog an der Schlinge, weil ich zu ihr gehen und sie trösten wollte.
Ein Mann reichte ihr ein Blatt Papier, aber sie warf es auf den Boden.
»Warum tun Sie das? Wir belästigen doch niemanden!«, rief Bobby
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