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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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ich je getan hatte.
    Wenn ich es recht bedachte, war es das Einzige, was meinem Leben einen Sinn gab.

Fünf
    Alles war fremd und vertraut zugleich.
    Ich konnte mich noch an Spikes wütendes Gebell in dem lauten, heißen Raum erinnern und dass er von einem Moment auf den anderen so tief eingeschlafen war, dass man das Gefühl hatte, er habe mit dem Maul ein Gatter geöffnet und das Weite gesucht. Ich wusste auch noch, dass ich selbst furchtbar müde geworden war. Und dann war da noch das Gefühl, dass sehr viel Zeit vergangen war, wie bei einem Mittagsschläfchen in der Sonne, bei dem man so lange vor sich hin döste, bis es plötzlich schon Zeit für die Abendfütterung war. Dieses Nickerchen jedoch brachte mich nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch an einen anderen Ort.
    Das Gefühl, mitten unter warmen, wuselnden Welpen zu liegen, kannte ich noch von früher. Auch das Drängeln um eine Zitze, die köstliche, nahrhafte Milch spendete und es wert war, sich auf das ganze Geschiebe und Geschubse einzulassen. Irgendwie schien ich wieder zum Welpen geworden zu sein, hilflos und schwach, wie damals in unserem Bau.
    Aber als ich aufschaute und zum ersten Mal ganz verschwommen das Gesicht meiner Mutter sah, war es ein ganz anderer Hund. Ihr Fell war hell, und sie war größer als, nun ja, als Mutter. Meine Brüder und Schwestern – sieben an der Zahl! – waren genauso hell, und als ich meine Vorderpfoten inspizierte, konnte ich keinen Unterschied zu den anderen feststellen.
    Dass meine Beine nicht mehr dunkelbraun waren, war nicht die einzige Veränderung; sie waren jetzt länger und passten perfekt zu den Proportionen meines restlichen Körpers.
    Ich hörte jede Menge Gebell und roch zahllose Hunde, aber ich war nicht mehr im Hof der Señora. Als ich mich zum ersten Mal traute, unseren Bau zu verlassen, war der Boden unter meinen Pfoten rau und hart, und schon nach knapp fünf Metern versperrte mir ein Drahtzaun den Weg. Wir befanden uns in einem Gitterkäfig mit Betonboden.
    Das alles konnte nichts Gutes bedeuten. Bedrückt schleppte ich mich in unser Lager zurück, kletterte über meine Geschwister und ließ mich erschöpft fallen.
    Ich war also wieder ein junger Welpe, der kaum laufen gelernt hatte. Und ich hatte eine neue Familie, eine neue Mutter und ein neues Zuhause. Wir alle hatten helles Fell und dunkle Augen. Die Milch meiner neuen Mutter war viel nahrhafter als die meiner ersten.
    Wir wohnten bei einem Mann, der meiner Mutter regelmäßig Futter brachte. Sie schlang es hastig herunter, ehe sie zu uns zurückkehrte und uns wärmte.
    Was war aus dem Hof geworden, aus der Señora, dem Schnellen und Coco? So lebhaft ich mich auch an mein früheres Leben erinnern konnte, nichts war davon übrig geblieben! Es war, als hätte mein Leben noch einmal ganz neu begonnen. Aber war so etwas möglich?
    Ich erinnerte mich an Spikes verzweifeltes Gebell und an meine letzten Gedanken, bevor ich in dem heißen Raum einschlief: Ich hatte über den Sinn meines Lebens nachgedacht. Eigentlich taten Hunde so etwas nicht, aber mich drängte es immer wieder dazu, meist wenn ich müde wurde und mich zu einem Nickerchen hinlegte. Warum, fragte ich mich. Warum war ich wieder zum Welpen geworden? Und warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich eine ganz bestimmte Aufgabe hatte?
    Unsere Unterkunft bot nicht viel Abwechslung, und es gab auch nichts, worauf man lustvoll herumkauen konnte, außer auf den anderen Hunden natürlich. Aber als wir mehr von unserer Umgebung mitbekamen, entdeckten wir, dass es rechts von uns noch einen Käfig voll junger Hunde gab: lauter winzige, quirlige Burschen mit dunklen Flecken und struppigen Haaren, die ihnen in alle Richtungen vom Körper abstanden. Auf der anderen Seite hatte eine träge Hündin mit dickem Bauch und geschwollenen Zitzen einen Käfig ganz für sich allein. Ihr Fell war weiß und sehr kurz und hatte lauter schwarze Flecken. Sie schien sich für nichts zu interessieren, nicht mal für uns. Die Käfige lagen knapp einen halben Meter auseinander, deswegen konnten wir die anderen Hunde lediglich riechen, dabei hätten wir so gern mit den Welpen gespielt, denn sie sahen lustig aus.
    Vor uns lag eine längliche Rasenfläche, die wunderbar nach feuchter Erde und fettem Gras duftete, aber wir konnten sie nicht betreten, weil unsere Käfigtüren immer verschlossen waren. Das gesamte Terrain – der Rasen und die Hundekäfige – war von einem Holzzaun umgeben.
    Der Mann, der zum Füttern

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