Ich gehoere zu dir
zu uns kam, war ganz anders als Bobby oder Carlos. Er redete kaum mit uns, und im Gegensatz zu den Männern im Hof der Señora schien er sich überhaupt nicht für uns zu interessieren. Wenn die gefleckten Welpen im Zwinger neben uns auf ihn zusprangen, um ihn zu begrüßen, stieß er sie mit einem Grunzen vom Fressnapf fort und ließ nur die Mutter fressen. Wir waren noch nicht so fit wie die anderen und schafften es meist nicht, uns bis zur Käfigtür vorzudrängeln, wenn der Mann kam. So konnte unsere Mutter, sobald sie ihr Futter hatte, selbst dafür sorgen, dass wir ihren Napf nicht anrührten.
Manchmal sagte der Mann etwas, wenn er von einem Zwinger zum nächsten ging, aber das bedeutete nicht, dass er mit uns sprach. Vielmehr starrte er auf ein Stück Papier, das er in der Hand hielt, und murmelte leise vor sich hin.
»Yorkshire Terrier noch etwa eine Woche«, sagte er eines Tages und blickte dabei in den Käfig zu unserer Rechten. Dann blieb er vor unserem Zwinger stehen und warf einen prüfenden Blick hinein: »Golden Retriever, wahrscheinlich etwa drei Wochen, und eine Dalmatinerin, bei der es jeden Tag losgehen kann.«
Ich fand, dass ich im Hof der Señora genug gelernt hatte, um jetzt als Nummer eins unter meinen Geschwistern zu gelten, aber merkwürdigerweise schienen sie das anders zu sehen. Eines Tages, zum Beispiel, forderte ich einen von ihnen heraus, wie der Leithund es mit Rotty getan hatte. Die Folge war, dass zwei oder drei sich auf mich stürzten. Offenbar verstanden sie überhaupt nicht, worum es ging. Bis ich sie endlich wieder abgeschüttelt hatte, balgte sich der, den ich angegriffen hatte, längst mit einem anderen Geschwisterkind. Anscheinend hielt er das alles nur für ein Spiel! Wenn ich versuchte, ein bedrohliches Knurren von mir zu geben, kam eher ein lächerliches Gefiepe dabei heraus, und meine Brüder und Schwestern knurrten vergnügt zurück.
Eines Tages erregte die gefleckte Hündin im Zwinger nebenan unsere Aufmerksamkeit. Sie keuchte und lief nervös auf und ab, und wir drängten uns instinktiv an unsere Mutter, die unsere Nachbarin ebenfalls aufmerksam beobachtete. Die Gefleckte zerrte an einer Decke und zerfetzte sie mit dem Maul. Dann drehte sie sich mehrmals um sich selbst, japste und legte sich wieder hin. Erschrocken bemerkte ich, dass plötzlich ein winziger Welpe neben ihr lag. Er war ganz weiß und steckte in einer glatten Hülle – einer Art Sack, den die Mutter sofort wegzulecken begann. Mit der Zunge rollte sie den Kleinen über den Boden, bis er sich aufrappelte und taumelnd an eine Zitze kroch, was mich augenblicklich daran erinnerte, dass ich Hunger hatte.
Unsere Mutter seufzte und ließ uns eine Weile saugen, aber dann stand sie ganz plötzlich auf und ging fort. Dabei schleifte sie sogar einen meiner Brüder ein Stückchen mit, bis er endlich von ihr abließ. Ich stürzte mich auf ihn, um ihm eine Lektion zu erteilen, und wir balgten geraume Zeit herum.
Als ich das nächste Mal zu der gefleckten Hündin hinüberschaute, lagen da noch sechs weitere Welpen! Sie sahen spindeldürr und schwach aus, aber das schien die Mutter nicht weiter zu kümmern. Sie leckte alle ab und half ihnen, die Zitzen zu finden. Dann lag sie still und geduldig da, während ihre Jungen tranken.
Als die Neugeborenen schliefen, kam der Mann in den Zwinger, schaute sich alle an und ging dann wieder. Danach ließ er die struppigen jungen Hunde auf den Rasen!
»Nein, du nicht!«, sagte er zu der Mutter und versperrte ihr den Weg, als sie ebenfalls hinauswollte. Er schloss sie wieder ein und stellte Fressnäpfe für die jungen Hunde vor den Käfig. Sie kletterten direkt hinein und leckten sich das Fressen gegenseitig vom Fell. Im Hof der Señora hätten diese Idioten keinen Tag überlebt. Die Mutter saß an der Zwingertür und winselte, bis ihre Brut sich sattgegessen hatte, dann ließ der Mann sie zu ihnen.
Die jungen Hunde kamen an unsere Käfigtür, um uns zu beschnuppern. Nachdem wir wochenlang Nachbarn gewesen waren, lernten wir uns endlich von Nase zu Nase kennen. Ich leckte an den klebrigen Futterresten auf ihren Gesichtern, während einer meiner Brüder auf meinem Kopf herumstand.
Der Mann ließ die jungen Hunde frei herumlaufen und verschwand durch ein Gatter im Holzzaun, das genauso aussah wie das Tor, durch das Carlos und Bobby immer den Hof betreten hatten. Voller Neid schaute ich zu, wie die Welpen auf der kleinen Wiese herumtollten, die eingesperrten Hunde beschnupperten
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