Ich gehoere zu dir
Belohnung ein Stück Hundekuchen.
»Hundeklappe! Hundeklappe!« hieß ein weiteres Kunststück, bei dem wir zur sogenannten Garage gingen, wo Dad sein Auto aufbewahrte. Dort schob mich der Junge durch eine Plastikklappe in der Seitentür, die zum Garten führte. Dann rief er mich, ich steckte den Kopf durch die Klappe und bekam schon wieder ein Stück Hundekuchen!
Ich wuchs zu einem großen Hund heran, und meine Beine wurden – wie ich mit Freuden feststellte – immer länger. Als die Abende kühler wurden, war ich bereits in der Lage, mit dem Jungen mitzuhalten, sogar wenn er rannte.
Eines Morgens bekam das Kunststück mit der Hundeklappe eine völlig neue Bedeutung. Der Junge war früh aufgestanden, die Sonne war gerade erst aufgegangen, und Mom lief geschäftig im Haus hin und her.
»Kümmere dich um Bailey!«, rief sie. Ich blickte von dem Kauspielzeug auf, das ich gerade bearbeitete. Smokey, der Kater, hockte auf der Küchentheke und sah mit unerträglicher Arroganz auf mich herab. Ich nahm das Kauspielzeug zwischen die Zähne und schüttelte es, um Smokey zu zeigen, was für einen Riesenspaß man haben konnte, wenn man nicht so hochnäsig war wie er.
»Bailey!«, rief der Junge. Er hatte mein Hundekörbchen unterm Arm, und völlig fasziniert folgte ich ihm in die Garage. Was war das jetzt wieder für ein neues Spiel?
»Hundeklappe!«, sagte der Junge. Ich schnupperte an seinen Hosentaschen, konnte aber keinen Leckerbissen riechen. Da der einzige Sinn des Kunststücks »Hundeklappe« für mich darin bestand, ein Stück Hundekuchen zu bekommen, drehte ich mich um und hob das Bein an einem Fahrrad.
»Bailey!« Der Junge klang gereizt, und ich sah ihn überrascht an. »Du schläfst von jetzt an hier, okay, Bailey? Sei ein guter Hund! Wenn du mal musst, gehst du durch die Hundeklappe in den Garten, okay? Guter Hund, guter Bailey! Ich muss jetzt zur Schule, okay? Ich hab dich so lieb, Bailey.«
Der Junge umarmte und drückte mich, und ich schleckte sein Ohr ab. Als er wegging, folgte ich ihm natürlich, aber an der Tür, die ins Haus führte, versperrte er mir den Weg, so dass ich nicht mit hineinkonnte. »Nein, Bailey, bleib in der Garage, bis ich wieder nach Hause komme! Hundeklappe, okay, Bailey? Sei ein guter Hund.«
Dann schlug er mir die Tür vor der Nase zu.
»Bleib?« – »Hundeklappe?« – »Guter Hund?« Ich hatte das alles schon oft gehört, aber ich verstand den Zusammenhang nicht. Vor allem das Wort »bleib« leuchtete mir nicht ein.
Das Ganze ergab einfach keinen Sinn. Ich schnupperte ein wenig in der Garage herum, wo es viele wunderbare Gerüche gab, aber ich war jetzt nicht in der Stimmung, auf Entdeckungstour zu gehen. Viel lieber wollte ich bei meinem Jungen sein. Ich bellte, aber die Tür zum Haus blieb zu. Also kratzte ich daran. Immer noch nichts.
Ich hörte Kinderstimmen auf der Straße und rannte zum Garagentor, in der Hoffnung, es würde geöffnet. Das passierte nämlich manchmal, wenn der Junge davorstand. Doch es blieb verschlossen. Ein lauter Lastwagen, der sehr groß zu sein schien, übertönte die Kinderstimmen und trug sie fort. Ein paar Minuten darauf hörte ich Moms Auto wegfahren, und dann wurde die Welt, die so voller Leben und Geräusche gewesen war, unerträglich ruhig.
Ich bellte eine Zeit lang, aber das änderte nichts. Ich konnte Smokey riechen, wie er hinter der Tür zum Haus lauerte und schadenfroh auf mein verzweifeltes Gebell horchte. Wieder kratzte ich an der Tür. Dann kaute ich auf ein paar Schuhen herum. Schließlich zerfetzte ich mein Hundekörbchen. Später machte ich mich über einen Müllsack mit alten Kleidern her. Ich riss ihn auf, so wie früher, wenn wir mit Mutter im Müll Nahrung suchten, und verteilte die Kleider über die ganze Garage. Dann pinkelte ich in eine Ecke und setzte ein Häufchen in eine andere. Ich kippte eine Mülltonne um und fraß ein paar Stückchen Hühnerfleisch, Spaghetti und eine Waffel. Anschließend schleckte ich eine Fischdose aus, die wie Smokeys Atem roch. Ein paar Blätter Papier fraß ich auch noch, und dann kippte ich meinen Wassernapf um und kaute darauf herum.
Es gab einfach nichts, womit ich mich beschäftigen konnte.
Am Ende des längsten Tages, den ich je erlebt hatte, hörte ich Moms Wagen die Einfahrt heraufkommen. Die Autotür schlug zu, und ich hörte, wie jemand durchs Haus rannte.
»Bailey!«, rief der Junge und riss die Tür auf.
Ich sprang an ihm hoch, überglücklich, dass der Irrsinn für immer
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