Ich gehoere zu dir
hatte, war ich aber zu müde, um sie gründlich zu zerkauen. Dann ging ich ins Wohnzimmer zurück und überlegte, ob ich mich wieder auf die Couch legen sollte, die aber nicht mehr in der Sonne stand, oder mich auf dem Teppich niederlassen sollte, wo noch ein schöner großer Sonnenfleck zu sehen war. Es war eine schwierige Wahl, und als ich mich schließlich für den sonnigen Teppich entschieden hatte, ließ ich mich mit gemischten Gefühlen nieder, denn ich war mir keineswegs sicher, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte.
Als Moms Autotür zuschlug, raste ich in die Garage, dann sofort durch die Hundeklappe in den Garten und stellte mich schwanzwedelnd an den Zaun, so dass niemand merkte, woher ich kam. Ethan lief direkt auf mich zu und fing gleich an, mit mir im Garten herumzutollen, während Mom mit ihren klackernden Schuhen ins Haus ging.
»Ich habe dich so vermisst, Bailey! Hattest du einen schönen Tag?«, fragte der Junge und kraulte mich unterm Kinn. Dabei sahen wir einander liebevoll an.
»Ethan! Komm rein und schau dir an, was Bailey getan hat!«
Als ich meinen Namen in diesem Tonfall hörte, ließ ich die Ohren hängen. Offenbar hatte Mom irgendwie rausgekriegt, was Smokey und ich getan hatten.
Ethan und ich gingen ins Haus. Schwanzwedelnd trat ich auf Mom zu, damit sie mir verzieh. Sie hielt eine der zerfetzten Tüten in der Hand.
»Die Tür zur Garage war offen. Schau, was er angerichtet hat!«, sagte Mom. »Bu bist ein böser Hund, Bailey, ein ganz böser Hund!«
Ich senkte den Kopf. Im Grunde hatte ich ja nichts falsch gemacht, aber ich begriff, dass Mom mir böse war. Sogar Ethan war mir böse, vor allem, als er anfing, die Reste aus der Plastiktüte vom Boden aufzusammeln.
»Wie, um alles in der Welt, ist er auf die Arbeitsplatte gelangt?«, fragte Mom. »Er muss raufgesprungen sein.«
»Du bist ein böser Hund, ein böser, böser Hund, Bailey!«, sagte Ethan wieder und wieder.
Smokey kam hereinspaziert und sprang mühelos auf die Arbeitsplatte. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu: Er war ein böser Kater, ein böser, böser Kater!
Erstaunlicherweise schimpfte niemand mit Smokey, obwohl er mit der ganzen Sache angefangen hatte. Stattdessen stellten sie ihm sogar noch frisches Futter hin! Ich hockte mich erwartungsvoll daneben und dachte, ich würde wenigstens einen Hundekuchen bekommen, aber stattdessen erntete ich nur ärgerliche Blicke.
Mom wischte den Fußboden, und der Junge brachte den Müll in die Garage.
»Du warst böse, Bailey«, flüsterte der Junge mir noch einmal zu. Offenbar nahmen die anderen den Zwischenfall deutlich ernster als ich.
Ich befand mich noch in der Küche, als ich Mom plötzlich hinten im Haus schreien hörte: »Bailey!«
Wahrscheinlich hatte sie die angekauten Schuhe gefunden.
Zehn
Im Laufe der nächsten ein, zwei Jahre sah ich immer wieder, dass Todd ausgeschlossen wurde, wenn die Kinder miteinander spielten. Sobald er auftauchte, wurde den anderen unbehaglich zumute. Marshmallow und ich spürten diesen Stimmungsumschwung so klar und deutlich, als hätten die Kinder es laut herausgeschrien. Die Mädchen zeigten Todd meist die kalte Schulter, und die Jungen ließen ihn nur widerwillig mitspielen. Zu Hause besuchte Ethan ihn gar nicht mehr.
Todds älterer Bruder, Drake, kam eigentlich nur noch aus dem Haus, um in seinen Wagen zu steigen und wegzufahren. Aber Linda lernte Fahrradfahren und kam fast täglich angeradelt, um mit den anderen Mädchen ihres Alters zu spielen.
Ich machte es wie Ethan und hielt mich von Todd fern. Eines Abends, als es schneite und ich vorm Zubettgehen im Garten mein Geschäft erledigte, konnte ich riechen, dass er sich auf der anderen Seite des Zauns hinter einem Baum versteckte. Ich bellte drohend und war sehr mit mir zufrieden, als ich hörte, dass er sich trollte.
Die Sache mit der Schule war gar nicht nach meinem Geschmack, aber fast jeden Morgen bestimmte sie unser Leben. Deswegen liebte ich den Sommer, wenn Mom und Ethan nicht zur Schule mussten und wir zu Grandma und Grandpa auf die Farm fuhren.
Sobald wir dort ankamen, machte ich einen Streifzug, um zu sehen, was so geblieben war wie immer und was sich verändert hatte. Ich markierte mein Revier und begrüßte Flare, das Pferd, die ominöse schwarze Katze in der Scheune und die Enten, die so verantwortungslos waren, dass sie andauernd Küken bekamen. Auch das Stinktier im Wald konnte ich manchmal riechen, aber die Erinnerung an unsere ersten Begegnungen war
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